Projekt Babylon
Außerdem haben die Ranger ein paar merkwürdige Beobachtungen gemacht. Wir vermuten, dass er entführt und in einem VW-Bus verschleppt wurde.«
»Wann soll das gewesen sein?«
»Vor etwa einer halben Stunde.«
»Und gibt es Spuren von Gewalt?«
»Nein, aber eine Video-Aufnahme, die den VW-Bus zeigt.«
»Und man sieht deutlich, wie er darin entführt wird?«
»Nun...« Patrick dachte an die Wärmelichtaufnahmen. Er ahnte, dass es schwer werden würde, das Phänomen des Unsichtbaren nun mit Elaine zu besprechen, und dass dies wahrscheinlich in kurzer Zeit nirgendwohin führen würde. »Nein, eigentlich nicht.«
»Und ich vermute, ein Nummernschild des Busses haben Sie auch nicht?«
»Nein...«
»Also Ihre Fakten sind reichlich dünn. Ich schlage vor, Sie warten erst einmal, ob er heute im Laufe der Nacht noch auftaucht. Und sollte er am Morgen noch nicht da sein, melden Sie sich.«
»Na gut...« Patrick wurde klar, dass er bei Elaine im Augenblick nichts erreichen würde.
»Bis dahin können Sie sich Zeit nehmen, um einen ausführlichen Bericht für mich zu verfassen. Ich habe morgen einen Termin um neun und würde mir gerne vorher noch eine Stunde Zeit nehmen, ihn zu lesen. Und lassen Sie sich von dieser fragwürdigen Frau Krüger helfen.«
»Ja, verstanden.«
»Sehr schön. Also dann, einen schönen Abend noch.« Sie legte auf.
»Zuvorkommend, wie immer...«, sagte Patrick und legte den Hörer beiseite. Dann sah er Stefanie eine Weile an. »Wer sind Sie wirklich?«
»Sie können mir vertrauen, Patrick.«
»Elaine kennt Sie nicht.«
»Das stimmt. Wir haben uns auch nicht persönlich getroffen. Aber dennoch habe ich die Projektunterlagen erhalten, und ich helfe Ihnen!«
Patrick nickte stumm. Es war nicht vollkommen logisch, aber auf eine besondere Art wusste er es. Vielleicht log sie, was Elaine anging. Vielleicht gehörte sie tatsächlich nicht hierher, nicht m dieses Projekt, aber auf jeden Fall war sie auf der Seite der Guten – was auch immer das bedeuten mochte.
»Was machen wir jetzt mit Peter?«, fragte Stefanie.
»Wir haben nicht viele Anhaltspunkte. Aber ich möchte mich ungern auf die Ranger oder Elaine verlassen...«
»Haben Sie eine Vorstellung, wer ein Motiv haben könnte?«
»Inzwischen gibt es beunruhigend viele Leute, die von unserer Arbeit hier gehört haben. Und es waren auch einige unangenehme Gesellen dabei. Der Bürgermeister, der Förster... Aber beiden traue ich das nicht zu. Beängstigend fand ich diesen Spinner auf dem Symposium, von dieser Sekte, wie hieß sie noch?«
»›Hand von Belial‹?«
»Genau. Der schien mir ausreichend manisch veranlagt zu sein. Andererseits wissen wir nichts weiter über ihn.«
»Nun, das ließe sich ja herausfinden.«
»Wollen Sie wieder im Netz suchen?«
»Nein, aber Ihre Bekannte Renée, die von den Freimaurern. Sie war doch auch in Cannes. Wir könnten sie anrufen und fragen, was sie über die Sekte weiß.«
»Ja, gute Idee, warum nicht. Geben Sie mir die Nummer.«
Keine Viertelstunde später waren Patrick und Stefanie auf dem Weg nach Carcassonne. Renée Colladon hatte sich außerordentlich gesprächig gezeigt, nachdem sie ihr erzählt hatten, dass sie die Sekte von Ash Modai verdächtigten, für Peters Entführung verantwortlich zu sein. »Wenn Sie denen vom Fund Ihrer Höhle erzählt haben, wundert mich das nicht«, hatte sie gesagt. Sie schien die Satanisten und ihre Interessen und Gepflogenheiten mehr als nur oberflächlich zu kennen. Nicht nur die Drohungen waren ihr bekannt vorgekommen. Auch die Tatsache, dass diese Leute offenbar über Möglichkeiten verfügten, sich fast ungesehen fortzubewegen, war ihr bekannt. »Es gibt vieles, Monsieur Ingénieur , was Sie mit Ihrer Kenntnis von Mathematik und Technologie niemals erklären können.« Patrick war darauf nicht weiter eingegangen und hatte auch nicht mehr von ihrem Fund berichtet, dennoch war Renée bereit gewesen, ihnen ausführlich zu erläutern, dass sich die Sekte der »Hand von Belial« in verschiedene Verwaltungsbezirke aufteilte, die sie Fürstentümer nannte. Das Zentrum der westlichen Fürstentümer lag in Albi. In den weit verzweigten Katakomben unter der mittelalterlichen Stadt befand sich eine Anlage unbekannten Ausmaßes. Und Renée hatte ihnen einige der versteckten Eingänge genannt. »Ich rate Ihnen aber dringend ab, sich dort auf eigene Faust herumzutreiben«, hatte sie gesagt. »Die Satanisten schätzen es nicht, wenn man sie ungebeten besucht oder sie
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