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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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jetzt entschuldigen«, sagte Ash Modai und wandte sich zum Gehen. »Jetzt gibt es noch einiges vorzubereiten. Wir sehen uns später wieder. Sie werden ein veränderter Mensch sein, glauben Sie mir.«

    Patrick parkte den Wagen gegenüber einer Polizeiwache. Sie war nur einige Straßenecken von einem Fabrikgelände entfernt, wo sich nach Renées Informationen ein Zugang zu den unterirdischen Anlagen der Sekte befand.
    »Woher wussten Sie von meiner Schwester?«, fragte er Stefanie.
    »Ich habe ein wenig recherchiert, bevor ich den Job angenommen habe. Über Sie und Peter. Schließlich muss man wissen, mit wem man zusammenarbeitet. Und Ihre Vergangenheit ist kein Staatsgeheimnis.«
    Patrick sah sie einen Augenblick an. Dann nickte er. Sie sagte nicht die Wahrheit, das spürte er. Über seine Schwester war öffentlich nichts bekannt. Wenn sie das in Erfahrung gebracht hatte, wusste sie möglicherweise auch noch ganz andere Dinge. Aber dann würde sie ihm erst recht nicht sagen, woher. Und auf eine seltsame Art passte es zu dem neuen Bild, das er von ihr hatte. Seit dem Besuch in der Höhle war sie mehr als die Sprachwissenschaftlerin, die sie vorgab zu sein. Es war, als sei ihre Fassade plötzlich durchsichtig geworden, etwas funkelte und blitzte aus den Fugen hervor, als sei da etwas viel Größeres, Mächtigeres, nur unzureichend getarnt. Vielleicht war es auch einfach nur ein Anflug von Verliebtheit, der sie in seinen Augen so überragend und unantastbar erscheinen ließ. Dergleichen hatte er zuletzt als vernarrter Jugendlicher gespürt. Aber jetzt war es noch anders. Er fühlte sich ihr unterlegen, und zugleich fürchtete er, dass sich seine Ehrfurcht vor ihr wie ein Trugbild auflösen würde, sollte er sie berühren oder zur Rede stellen.
    Schließlich gab er sich einen Ruck, um seine Gedanken abzuschütteln. »Gehen wir rein«, sagte er. »Hektisch, aufgelöst«, erinnerte er Stefanie und stieg aus. Dann hastete er auch schon über die Straße.
    Die Polizeiwache war nicht groß. Sie lag im Erdgeschoss eines Bürogebäudes. Hinter der gläsernen Eingangstür befand sich ein Empfangstresen, der an ein Krankenhaus erinnerte. Als Stefanie hinzukam, sah sie Patrick wild gestikulierend mit einem Beamten sprechen, der kurz darauf bereits zum Hörer griff.
    »Er ist in einer Minute da, Monsieur«, sagte der Polizist, nachdem er aufgelegt hatte. »Einen Augenblick, bitte.«
    »Können sie uns helfen, Schatz?«, fragte Stefanie, als sie hinzukam.
    »Ich hoffe es«, erwiderte Patrick. »Ich hoffe es...« Damit wandte er sich ab und begann, unruhig hin und her zu laufen, wobei er erregt vor sich hin murmelte. Wenige Augenblicke später kam ein Polizeibeamter durch einen Seitengang auf sie zu. »Madame, Monsieur. Ich bin Commissaire Thénardier. Was kann ich für Sie tun?«
    »Madelaine, meine Tochter, sie ist vom Fahrrad gerissen worden!«, erklärte Patrick. »Zwei Männer haben sie geschnappt. Sie haben sie fortgezerrt! Nicht weit von hier. Wir müssen da hin!«
    »Wann ist das gewesen?«
    »Vor ein paar Minuten. Fünf oder zehn.«
    »Und wo war das?«
    Patrick deutete nach draußen. »Die Straße hinauf und dann rechts. Und dann noch ein Stück. Da steht eine verlassene Fabrik.«
    Der Kommissar wechselte einen Blick mit dem Beamten am Empfangsschalter und nickte ihm zu. »Die alte Druckerei. Rufen Sie Eduard zum Einsatz.« Daraufhin wandte er sich wieder Patrick und Stefanie zu. »Wir sehen uns das sofort an. Ist das Ihr Wagen da draußen, Monsieur...?«
    »Dupont. Ja, das ist meiner.«
    »Dann steigen Sie schon mal ein, Monsieur Dupont. Und wenn ich mit meinem Kollegen im Wagen komme, fahren Sie voraus.«
    »Einverstanden! Danke, Monsieur le Commissaire!«
    Sie gingen mit eiligen Schritten zum Wagen und setzten sich hinein. »Das ging ja leicht«, sagte Patrick.
    »Etwas zu leicht, finden Sie nicht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe ein ungutes Gefühl...«
    »Meinen Sie?«
    »Wo ich herkomme, kenne ich solch unkritische Bereitschaft zumindest nicht. Er hat keine Personalien aufgenommen, Ihre Geschichte nicht einmal hinterfragt.«
    »Vielleicht haben Sie Recht... Es kann sicher nicht schaden, wenn wir auf der Hut bleiben... Da sind sie.« Er fuhr los. Der Polizeiwagen folgte ihnen, bis sie kurze Zeit später vor dem Fabrikgelände angekommen waren. Renée hatte ihnen die Adresse gegeben und erklärt, dass der Zugang über den Keller des Nebengebäudes erfolgte. Sie stiegen aus und warteten, bis die Polizisten zu

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