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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Sie sind gar nicht in der Position, mich zu beleidigen. Sie sind so weit davon entfernt, dass Sie das noch nicht einmal wissen. Ich habe auch nicht vor, Sie zu foltern. Natürlich interessiert mich die Höhle, aber Ihnen deswegen Gewalt anzutun? Warum? Ich halte Sie für verblendet, aber ich kann Sie nicht als wahrhaften Gegner ernst nehmen oder mich angegriffen fühlen. Wir leben in einer anderen Welt, Sie und ich, wir haben keinen gemeinsamen Nenner, auf dessen Basis wir in Wettstreit treten könnten. Sie widersprechen und kämpfen nicht gegen jene Dinge, die ich vertrete, Sie glauben sie ja noch nicht einmal. Was werde ich also tun? Ich werde einen gemeinsamen Grund schaffen, eine spirituelle und – wie haben Sie es in irgendeinem Buch genannt – perzeptorische Integrität. « Er lächelte.
    Peter antwortete nicht, schüttelte nur verständnislos den Kopf.
    «Mars und Venus stehen heute in Konjunktion! Wussten Sie das? Wissen Sie, was das bedeutet? Natürlich wissen Sie es.«
    »Sie stehen im gleichen Breitengrad.«
    »Längengrad, Peter, Längengrad. Aber es geht nicht darum, was es ist , sondern, was es bedeutet. Besondere Energien können heute genutzt werden! Sehen Sie diesen Altar dort? Wir haben ihn gerade geweiht. Den ganzen Tag schon wird das Ritual vorbereitet. Und nun dauert es nicht mehr lang... Es ist immer wieder erregend, eine solche Macht, eine solche Präsenz! Wenn Sie es erleben, wenn Sie zum ersten Mal spüren, was Sie derart real, so alles durchdringend in keiner Kirche jemals spüren werden... wenn Sie mit einem Schlag die Welt wirklich verstehen, sich Tore öffnen und sich ein Universum auftut, größer und gewaltiger, als Sie es sich jetzt vorstellen können... Sie können stolz sein, dabei sein zu dürfen! Denn der Anrufung beizuwohnen, ist nur den oberen Rängen in unseren Reihen gestattet.«
    »Was für eine Anrufung?«
    »Belial. Wir beschwören Belial, rufen ihn zu uns. Wir rufen ihn herbei, wir bereiten ihm ein Geschenk, danken ihm für seine Stärke, seine Unterstützung und seine Gnade. Dann erbitten wir erneute Gunst, erhalten Gaben und Antworten, ehren seinen Namen und tragen ihn weiter.«
    »Belial beschwören?!«
    »Ja, er ist unser Herr, warum sollten wir ihn nicht anrufen und zu uns bitten? Im Gegensatz zu anderen Religionen können wir unseren Herrn herbeirufen, sehen, anfassen – und er uns. Sie wissen doch wohl, wer Belial ist? Oder vielleicht sollte ich sagen: Sie haben doch wohl einiges über Belial gelesen, richtig?«
    »Sie sind geisteskrank.«
    »Natürlich, so muss es Ihnen scheinen. Und darum sind Sie hier. Um es mitzuerleben. Und außerdem wird der Herr uns dann jene Antworten von Ihnen holen können, die Sie uns freiwillig niemals geben würden.«
    »Hören Sie, ich sagte doch schon...«, begann Peter, aber Ash Modai ignorierte ihn.
    »Von hier aus können Sie das Anrufungsritual vollständig sehen.« Ash Modai trat an den Rand des Absatzes und begutachtete die Aussicht. »Auf den Altar kommt natürlich die Gabe für Belial. Zunächst wird der Hohepriester die Energien von Mars und Venus nutzen, sie kanalisieren. Dann bündelt er sie und ruft beim Höhepunkt Belial herbei, der in diesem Augenblick seine Manifestation erfährt. Er tritt unter uns, er wird das Geschenk annehmen, begierig und dankbar. Sodann werden wir im Gegenzug seine Hilfe erbitten, und wir haben bislang noch das meiste auch immer erhalten.«
    »Sie haben das schon einmal gemacht?!«
    »Aber natürlich«, Ash Modai lachte auf, »wer seinen Herrn liebt, der möchte ihn doch sooft wie möglich sehen. Es ist...« Er stockte kurz, als ein Kuttenträger am Rand des Absatzes erschien. Offenbar führte eine Art Treppe vom Saal herauf. Der Mann blieb mit geneigtem Kopf stehen und sagte nichts. Ash Modai trat einen Schritt an ihn heran, hielt sein Ohr nah an ihn und sagte: »Sprich.« Der Vermummte murmelte daraufhin leise etwas vor sich hin. Anschließend machte Ash Modai eine Handbewegung, und der Mann verschwand.
    »Es gibt eine leichte Planänderung, Peter. Aber keine Sorge, dies ist außerordentlich erfreulich, und Sie werden die versprochene Vorstellung erhalten. Sehen Sie nachher gut hin, damit Sie nichts verpassen! Gerade auf Ihre alten Tage bekommt man so etwas sicherlich nicht mehr häufig geboten.« Er verpasste Peter einen Hieb in die Rippen. Es sollte kameradschaftlich aussehen, war aber viel zu stark. Peter rang mit schmerzverzerrter Miene nach Luft und sank auf die Knie.
    »Sie müssen mich

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