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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Halle getragen wurde. »Sie dient ihm heute wie zu allen Zeiten. Heute rufen wir den Herrn an, wie er es uns gelehrt hat.«
    Mit diesem Satz ertönten die Trommeln erneut, jedoch in einem schnelleren, treibenden Rhythmus. Dazu intonierte die Menge eine monotone Klangfolge.
    Nach einer Weile hob der Priester abermals seine Arme. Alles verstummte. Er verlas nun mehrere lange Passagen aus seinem Buch in Latein. An bestimmten Stellen stimmte jeweils die satanische Gemeinde mit ein und sprach mit oder antwortete mit anderen Phrasen. Dieses Wechselspiel wurde eine ermüdende Zeit lang fortgeführt, bis Patrick sich schon fragte, ob das nun alles sei, was eine schwarze Messe ausmachte. Doch dann war offenbar ein neuer Abschnitt der Zeremonie erreicht. Die beiden Helfer des Priesters erschienen. Sie trugen gemeinsam eine Feuerschale mit drei niedrigen Füßen und etwa einem Meter Durchmesser. Sie stellten sie auf den Boden des Saals, während die vordere Reihe der Sektenmitglieder einen abwechselnd aus Männern und Frauen bestehenden Kreis um die Schale bildete. Einer der Gehilfen trat heran und entzündete das undefinierbare Material in der Schale. Schnell züngelten leuchtende Flammen in die Höhe. Peter beobachtete, dass sich dabei ein dünner, leicht gelblicher Rauch entwickelte, der über den Rand der Schale waberte. Als sich die Gehilfen zurückgezogen hatten, setzten die Trommeln wieder ein. Es war erneut ein treibender Rhythmus, den die Gemeinde abermals mit Gesang unterlegte. Der Kreis der Vermummten um die Feuerschale begann, entgegen dem Uhrzeigersinn zu tanzen. Die Bewegungen wirkten seltsam ungelenk und unnatürlich, doch sie alle bewegten sich identisch, folgten einem komplizierten, archaischen Muster. Auch der Gesang schwoll an und nahm ab nach einem unbekannten Prinzip. Die Gewänder der Frauen flossen wie dunkle Nebelschwaden um sie herum und verbanden alles zu einem zuckenden schwarzen Ring. Ash Modai las während des Tanzes halblaut Sätze aus dem Buch, die offenbar dem Gesang der Gemeinde entsprachen.
    Plötzlich hielten die Tänzer inne. Die Frauen lösten mit einer einfachen Bewegung die Verschlüsse ihrer Kleidung, die Gewänder fielen von ihnen ab, und ihre nackten Körper wurden enthüllt. Sie waren allesamt makellos und schlank, alle in etwa gleich gebaut, als seien sie bewusst nach denselben Kriterien für diese Aufgaben ausgewählt. Sie traten einen Schritt an die Feuerschale heran und hoben die Arme in die Höhe. Die Gemeinde sang nun einen neuen Choral, aufreibend, antreibend.
    In diesem Augenblick erschienen wieder die Gehilfen des Priesters. Sie führten eine weitere Vermummte herein. Ihr blondes Haar fiel offen auf ihre Schultern. Sie war in einen taillierten, bestickten Mantel gehüllt, der ganz offenbar das Gegenstück zu dem darstellte, den Ash Modai trug. Sie ließ sich von den Gehilfen zum Altar begleiten, wo sie im Schein der Altarkerze stehen blieb.
    »Stefanie!«, rief Patrick entsetzt.
    »Hören Sie auf«, zischte Peter, »Sie können nichts ausrichten. Und sie kann Sie nicht hören. Sehen Sie doch: Sie steht offenbar unter Drogeneinfluss!«
    Tatsächlich war Stefanies Gesichtsausdruck vollkommen leer und unbeteiligt. Ohne jegliche Regung ließ sie es geschehen, als einer der Gehilfen an ihrem Mantel nestelte und ihn ihr schließlich auszog. Plötzlich stand sie vollständig nackt vor der satanischen Gemeinschaft. Willenlos ließ sie es geschehen, als einer der Gehilfen sie noch näher an den Altar lotste und ihr half, sich auf den blutigen Stein zu setzen. Währenddessen entfernte der andere den Buchständer und schob die Kerze an das Kopfende. Dann drückten sie sie nach hinten, legten sie auf den Rücken, drehten sie, hoben ihre Beine an und hatten sie schließlich vollständig auf den Altar gelegt.
    »Himmel, was machen die da?! Peter!«
    »Ich fürchte das Schlimmste, mein Freund. Aber uns sind die Hände gebunden!« Er deutete mit dem Kopf auf ihre Handschellen.
    Nun begannen die Tänzer im Rhythmus der Trommeln wieder mit ihren ekstatischen Bewegungen. Die Frauen, näher an den Flammen, begannen schnell zu schwitzen. Auch aus der Entfernung der Empore konnte Peter deutlich sehen, wie sich ihre Gesichter röteten, ihre Haut zu glänzen begann, feuchte Tropfen zwischen ihren Brüsten und an ihren Hüften herabrannen. Peter erschien es, als sei es deutlich wärmer im Saal geworden, wärmer, als jene Feuerschale die Halle zu erhitzen vermochte. Die Trommeln, der Gesang und die

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