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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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aufgeschoben wurde, da zu einem besonderen Termin noch eine gewisse Festlichkeit oder Zeremonie auf der Burg stattfinden musste. Man weiß weiterhin zu berichten, dass am Abend vor der Kapitulation drei Personen aus der Burg entfliehen konnten, die angeblich den Schatz der Katharer mit sich nahmen...«
    »Sie flohen durch den Belagerungsring und schleiften dabei noch ganz unauffällig ein paar Schatzkisten hinter sich her?«, fragte Patrick. »Wie soll denn das funktionieren?«
    »Die Burg liegt sehr unzugänglich auf einer steilen Klippe. Sie konnte unmöglich vollständig überwacht werden. Einer Hand voll geschickter Männer kann es durchaus gelungen sein, sich über eine Felswand abzuseilen oder so. Aber in dem anderen Punkt haben Sie Recht: Wie können drei Männer den Schatz der Katharer mitnehmen? Er müsste schon sehr klein gewesen sein.«
    »Oder er war eher symbolisch«, sagte Stefanie.
    »Ganz genau.« Peter nickte. »Es ging nicht um Schatzkisten, sondern um etwas anderes. Vielleicht war der Schatz nichts anderes als der göttliche Segen, der ja von den Katharern nicht durch Taufe, sondern durch persönliches Handauflegen weitergegeben wurde. Oder es war eine heilige Flamme, oder ein Buch. Oder...«, er machte eine Pause, »oder in der Tat eine Schatzkarte.«
    »Sie meinen...«
    »Der Schatz der Katharer und der Schatz der Templer waren möglicherweise ein und dasselbe. Der Heilige Gral, den die Templer besaßen, war Sinnbild für eine intellektuelle Hinterlassenschaft, die zeitweilig von den Katharern behütet wurde. Deswegen wurden diese von den Templern bemuttert. Vielleicht wollten die Templer mit den Katharern eine neue religiöse Basis für die Gesellschaft schaffen, während sie selbst sich der wirtschaftlichen und politischen Seiten bereits angenommen hatten. Die Katharer wurden aber 1244 bei Montségur vernichtet. Drei Männer flohen und bewahrten das Geheimnis um den Aufbewahrungsort, der schon... Wann war die Sonnenfinsternis? 1239? Der glücklicherweise schon seit fünf Jahren eine geheime Höhle war. Das Geheimnis fiel zurück an die Templer. Der Templerorden lebte in Frankreich noch sechzig Jahre länger, und dann war es an Jacques de Molay, das Geheimnis vor den Unwissenden zu verbergen.«
    Peter machte eine Pause, um sich erneut etwas einzuschenken. Patrick sah ihn schweigend an und spielte das Szenario offensichtlich in seinem Kopf durch.
    »Ich verstehe zwei Dinge noch nicht«, sagte er schließlich. »Zum einen die Zerschlagung der Templer. Dass sie dem Staat unbequem wurden und dass man sie deswegen loswerden wollte, kann ich mir vorstellen. Aber wenn sie noch Jahre zuvor dermaßen gut angesehen waren, wie konnten denn plötzlich so harte Vorwürfe der Inquisition gegen sie erhoben werden, ohne dass die Öffentlichkeit protestiert hätte? Ich meine, Sie haben erzählt, man hätte sie der Ketzerei, der Blasphemie und was sonst noch beschuldigt.«
    »Wer hoch steigt, der kann tief fallen«, warf Stefanie ein.
    »Die Verhaftungen fanden zwar in einer Nacht-und-Nebel-Aktion statt«, sagte Peter, »aber das Misstrauen hatten die Templer natürlich schon seit einiger Zeit erregt. Es hatte in der Bevölkerung viele Jahre Zeit, zu gären.«
    Patrick verzog das Gesicht und wog den Gedanken ab. »Hm... ja, vielleicht, aber ich finde das dennoch ziemlich unwahrscheinlich. Irgendwas war doch an den Jungs nicht ganz koscher. Man arbeitet sich doch nicht zweihundert Jahre zu einer respektablen politischen Macht hoch und lässt sich dann so einfach einsacken.«
    »Vielleicht überschätzen Sie die Templer. Sie setzen ihren Einfluss und ihre Macht mit den Individuen gleich. Möglich ist, dass in der erfolgreichen, sehr strengen militärischen Hierarchie des Ordens gerade auch seine Verletzbarkeit lag. Anweisungen konnten zwar äußerst effizient weitergegeben werden und wurden auch bedingungslos ausgeführt – also beispielsweise die Anweisung an alle Orden in Frankreich, diese oder jene Unterlagen zu vernichten oder sich bei der bevorstehenden Inquisition so oder so zu verhalten. Aber die einzelnen Brüder waren niemals in alle Details der Führungskräfte eingeweiht, so dass sie möglicherweise wie Lämmer zur Schlachtbank gingen. Während die Führungskräfte – allen voran Jacques de Molay – ihre eigenen Pläne verfolgten und Maßnahmen ergriffen, waren die einzelnen Ordensbrüder vielleicht der Überzeugung, sie seien letzten Endes unantastbar, alles geschähe im Einverständnis mit ihrem

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