Projekt Babylon
Großmeister. Ihrem Großmeister, der in Wirklichkeit längst plante, sich selbst und seinen Orden zu opfern.«
»Schön und gut«, wandte Patrick ein. »Aber warum? Warum opferte er sich und seinen Orden? Das ist doch die entscheidende Frage. Warum rief er seine Leute nicht mit denselben Anweisungen zu den Waffen? Oder forderte sie zur Flucht auf?« Er fixierte Peter eindringlich, doch dieser hob nur seine Augenbrauen und zuckte mit den Schultern. »Sie haben keine Idee? Wir reden hier so ganz nebenbei von so großen Rätseln wie vom Heiligen Gral. Da werden wir doch wohl darauf kommen, was sich der gute Jacques de Molay gedacht hat, oder?«
»Tja...«, hob Peter an.
»Ich meine, er war doch bestimmt nicht dumm oder gewissenlos. Trotzdem verantwortete er schließlich den Tod von Tausenden seiner Ordensbrüder. Oder war er vielleicht doch ein religiöser Fanatiker?«
»Nein, das war er nicht«, erklärte Peter, »zumindest nicht nach meinen Kenntnissen. Es ist ihm auch sicherlich nicht leicht gefallen, sich und seinen Orden zu opfern. Er muss einen gewichtigen Grund gehabt haben. Ich kann mir nur vorstellen, dass er etwas schützen wollte. Er musste sichergehen, dass alle Unterlagen verschwinden und auch alles Wissen darüber, sprich alle Menschen im Orden, die etwas wissen konnten.«
»Sich die Kammerjäger in Form der Inquisition ins eigene Haus zu holen, war aber ziemlich radikal!«
»Ja, aber auch das Gründlichste, was es damals gab. Niemand arbeitete so gewissenhaft und nachhaltig. Natürlich haben trotzdem einige überlebt, nicht zuletzt auf der Iberischen Halbinsel, aber durch die Prozesse sind die Templer sehr erfolgreich diskreditiert worden. Das Wissen eines einzelnen überlebenden Templers war danach nichts mehr wert und damit ungefährlich.«
»Hm... dann sind wir wieder am Anfang. Die Templer bewahrten den Heiligen Gral, eine intellektuelle Hinterlassenschaft«, fasste Patrick zusammen. »Wir vermuten, dass es sich dabei um die Höhle des Wissens handelt, die wir gefunden haben. Um das Geheimnis zu schützen, hat Jacques de Molay, als die Lage brenzliger wurde, vorsorglich alle Beweise vernichtet und seinen Orden bei der Gelegenheit von der Inquisition gründlich schleifen lassen...« Er trat ans Fenster und sah einen Augenblick hinaus. »Fast ein wenig zu einfach, oder? Warum sind nicht schon andere auf diese Idee gekommen? Warum wird der verschollene Schatz der Templer nicht schon längst gesucht?«
»Aber das wird er! Und zwar seit Jahrhunderten.«
»Ähnlich wie Eldorado...«, überlegte Patrick halblaut. Und nach einer Pause: »Wissen Sie, was mir außerdem Kopfzerbrechen bereitet?«
»Nun?«
»Es sind nicht die alten Inschriften, oder die Tatsache, dass wir vielleicht den Heiligen Gral als Bibliothek identifiziert haben, sondern es ist der Durchgang in der Höhle. Wie haben die Templer das gemacht? Was für eine fortschrittliche Art von Wissen kann das nur sein, die es erlaubt, einen solchen Durchgang zu konstruieren? Das ist ja schon fast von militärischer Bedeutung – zumindest in unserer heutigen Zeit. Ich habe Ihnen doch von den Tarnkappenflugzeugen und der Stealth-Technologie erzählt. Das ist atemberaubend! Falls die Templer derartiges wissenschaftliches Know-how hatten, warum haben sie damit nicht die Weltherrschaft an sich gerissen?«
»Sie meinen also, es handelt sich um wissenschaftliches Know how?«, fragte Peter.
»Na, was denn sonst? Nach was sieht es denn aus?«
»Nun«, begann Peter, »im Mittelalter — und es ist immerhin aus dem Mittelalter...« Er zögerte. Es fiel ihm offensichtlich schwer, es auszusprechen. »Nun, also im Mittelalter hätte man es mit Sicherheit als Magie bezeichnet...«
»Reden Sie doch keinen Unsinn!«
Peter hob beschwichtigend die Hände, nickte und antwortete dann langsam: »Bedenken Sie, dass den Templern tatsächlich magische, okkulte Praktiken vorgeworfen wurden. Und vielleicht erklärt das auch das besondere Interesse dieses Satanisten Ash am ›Kreis von Montségur‹...«
»Jede ausreichend fortgeschrittene Technik ist nicht unterscheidbar von Magie«, sagte Stefanie.
Patrick hob den Kopf und sah sie erstaunt an. »Sie lesen Science-Fiction?«
»Science-Fiction?«, fragte sie.
»Na ja, das war doch gerade von Arthur C. Clarke, wenn ich mich nicht irre.«
Stefanie lächelte. »Möglicherweise hat er das auch einmal gesagt, ja.«
»Wenn Sie ehrlich sind«, sagte nun Peter mit fester Stimme, »dann ist die Möglichkeit, dass es
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