Projekt Babylon
so etwas wie Magie tatsächlich gibt, mindestens ebenso unwahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass sich die Templer mit strahlungsresorbierenden Schutzschilden ausgekannt haben!«
Patrick lachte. »Aber dann müssen Sie auch zugeben, dass die Möglichkeit, dass wir den Heiligen Gral gefunden haben, ebenso unwahrscheinlich ist wie die Möglichkeit, dass ich Eldorado finden werde.«
»Nun hören Sie doch mal mit Ihrem Goldland auf.«
»Meinetwegen. Aber dann fangen Sie mir nicht noch einmal mit Magie an!«
»Aufhören, Sie beide!«, rief Stefanie. Dann wandte sie sich an Peter. »Allerdings, gerade von Ihnen hätte ich das Stichwort ›Magie‹ am wenigsten vermutet. Wie kommen Sie darauf?«
»Halten Sie mich ruhig für verschroben«, sagte Peter, »aber wenn ich nach einer Lösung suche, weigere ich mich einfach, eine Möglichkeit nur deswegen außer Acht zu lassen, weil sie ungewöhnlich anmutet oder nicht bewiesen werden kann. Und glauben Sie mir: Ich habe lange genug die Irrwege des Aberglaubens und des Okkultismus studiert, um zu wissen, wie viele Doktrinen auf bloßer Willkür beruhen. Wie viele Wunder auf Einbildung und wie viele heilige Traditionen auf Missverständnissen. Und dennoch bleibt bei all dem ein gewisser Anteil von Unerklärlichem... Nehmen Sie die Templer.
Es wurde ihnen nachgesagt, sie würden ein Idol verehren, das den Namen Baphomet trägt. Dargestellt würde Baphomet durch den Kopf eines Bärtigen. Angeblich hatte der Kopf die Kraft, Reichtümer zu verschaffen und Bäume zum Blühen zu bringen. Dasselbe sagte man vom Heiligen Gral. Der moderne Okkultismus hat aus Baphomet einen bocksköpfigen Teufel gemacht, mit satanischen Attributen, die mit dem Baphomet aus den Inquisitionsprotokollen nichts zu tun haben. Schon haben Sie Ihre falsche Magie. Aber was war mit dem ursprünglichen Baphomet? Wer oder was war er? Einige Menschen halten den Namen Baphomet für eine Ableitung des Namens Mohammed, dem Propheten und Begründer des Islams. Andere meinen, er könnte mit dem arabischen › abufihamet ‹ zusammenhängen, das man mit › Vater der Weisheit ‹ übersetzen kann. Einige sehen in dem Kopf den Schädel Johannes' des Täufers. Wieder andere behaupten, er sähe aus wie der Kopf auf dem Turiner Grabtuch, das sich übrigens auch eine Weile im Besitz der Templer befunden haben soll. Die Geschichten um die Templer sind so unglaublich voll von Mysterien! Und gerade die Art und Weise, wie dieser Ash in Cannes auf den ›Kreis von Montségur‹ reagiert hat, lässt mich darüber nachdenken, was diese Sekte wohl hinter dem Geheimnis der Templer vermutet. Irgendetwas, das mächtiger ist als sie selbst. Vielleicht tatsächlich eine uralte Magie.«
»Was stellen Sie sich denn darunter vor, Peter?« Patrick schüttelte den Kopf. »Ein Buch mit Zaubersprüchen etwa? Oder glauben Sie, dies ist die Höhle, in der Merlin gefangen ist?!«
Peter sah den Franzosen einen Augenblick starr an. »Merlin! Ja, warum eigentlich nicht... Der Sage nach wurde er in eine Falle gelockt und für alle Ewigkeit in der Zauberhöhle eingesperrt.«
»Tut mir leid, Peter. Erst fangen Sie mit dem Heiligen Gral an, und nun sind wir schon bei Merlin, König Artus und Camelot. Also wirklich. Bei Märchen, Feen und Zauberei hört es bei mir auf!«
Peters ernste Miene entspannte sich langsam. Er hob eine Augenbraue. »Sie haben wirklich geglaubt, ich meine das ernst?« Dann schmunzelte er.
»Bei Ihnen bin ich mir wirklich nicht mehr sicher«, antwortete Patrick zögerlich, der nun sah, dass auch Stefanie grinste.
»Also gut«, sagte Peter und winkte lächelnd ab. »Sie können sich wirklich vollkommen sicher sein. Nein, ich erwarte natürlich nicht, Magie zu finden. Aber ich will den Ursprung dessen finden, was durch die Schleier der Geschichte nur noch als Magie zu uns dringt. Ja, ich habe mich eine Menge in okkulten Kreisen getummelt, und ja, ich weiß weit mehr über diese Dinge, als mir lieb ist, und als ich Ihnen zu Beginn zugegeben habe. Aber indem wir Magie studieren, folgen wir ihrer Entwicklung, ihrer Mutation, ihrer Entstellung, rückwärts bis hin zu ihrer ursprünglichen Form. Interessanterweise gab es ausgerechnet bei den Alchimisten sogar eine Formel hierfür: › Ex quo aliquit fit in illud iterum resolvitur. ‹«
»› Woraus etwas gemacht ist, zu dem wird es wieder aufgelöst «, übersetzte Stefanie fast automatisch.
»Ganz genau«, sagte Peter. »Ich gebe Ihnen natürlich vollkommen Recht, Patrick, bei
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