Projekt Genejusha - Wächter der Sonne 1
nicht von ihr lassen, wollte verharren in der Schönheit ihres empathischen Geflechts an Energie. Linmar hob sanft die Hand, welche er berührt hatte, und streckte sie zu seinem Gesicht empor. Sanft streichelte sie seine Wange und wollte sich schon auf die Zehenspitzen stellen, um ihm einen Kuss zugeben, als Gabriel sie hoch hob und an seine Lippen führte. Der erste Kuss in seiner Emanation, seit die Quelle ihn gesandt hatte, um in ihrem Auftrag das Licht der Seelen zu bringen.
Was noch vor wenigen Augenblicken Energie war, wurde nun zu einem Ton. Ihre Seelen sangen sich über ihre Zellen gegenseitig an und manifestierten eine Komposition starker und harmonischer Klänge. Hätte die Situation noch einige Momente länger gedauert, hätte das gesamte Schiff von dem neuen und ungleichen, aber auch verbotenen Liebespaar Notiz genommen.
Linmar aber bekam die Situation in den Griff. Tief blickte sie GAB in die Augen und bat ihn, sie wieder auf den Boden der Ankunftshalle zu setzen.
„Bitte, Linmar, noch einmal, noch einen Kuss! Bitte, es wären die ersten, die ich je in meiner Emanation erfahre...“ Er fiel vor ihr auf die Knie.
Tollpatsch war wirklich die richtige Bezeichnung für GAB, dachte Linmar und beugte sich behutsam und liebevoll, ihre Augen auf seine wundervollen Lippen fokussierend, zu seinem Gesicht runter. In ihrer Welt und der Philosophie ihrer Spezies bedeutete ein Kuss Zughörigkeit und den Beginn einer Verbindung für eine mögliche Ewigkeit. „ Warum an alten Riten festhalten “, dachte sie sich. „ Wenn ich etwas so Zauberhaftes und Köstliches unverbindlich erfahren kann! “
Der zweite Kuss war wesentlich leidenschaftlicher und gieriger und manifestierte eine Klangwelle, die so intensiv war, dass Nibiru mit seinem eigenen Herzton antwortete.
„Beim SAT, wir sollten sofort damit aufhören! Wir könnten das sensible Vakuum der Inkubationszelle gestört haben! Lass uns sofort zum Regenerationslabor aufbrechen“, versuchte GAB zwischen ihrer beider Lippen zu formulieren.
Achtsam ließ er sie aus seiner knienden Umarmung los und erhob sich. Linmar nivellierte sogleich ihre Teleportationskraft mittels der Mitte ihres Körpers und gab den inneren Zugangscode ein, um sich in das Labor zu teleportieren.
GAB stand noch einige Atemzüge lang alleine in der Ankunftshalle, um sich zu sortieren und seine Felder in Ordnung zu bringen. Er musste sein inneres Schämen unter Kontrolle bekommen, dem Ehrencodex der Hierarchie nun in diesem Augenblick untreu gewesen zu sein.
Mit den Fingerspitzen berührte er seine Lippen, welche noch die zarte Wärme seiner im Herzen zutiefst angebeteten Linmar trugen. Fasziniert von der Kraft, einen Körper mit einem anderen mittels Anziehung auf eine neue Frequenz zu heben, schmerzte sein Mal nun wieder. Er sollte dringend mit der MA in Resonanz treten. Dieses Symptom nahm in erschreckendem Maße an Intensität zu. Vielleicht war der Schwur der Paarlosigkeit Schuld an seinen leicht schmerzenden Empfindungen, obwohl Schmerz nicht zu den Eigenschaften seiner Genesis zählte.
Nachdenklich und auch wieder gefasst löste er die Dichte seiner Erscheinung, um an einem anderen Ort auf diesem phantastischen Planeten-Schiff in Erscheinung zu treten. Als Mittler der Wiedergeburt für Nejusha.
9. Kapitel
Ich bin PHI.
Linmars und Gabriels Handeln war nicht nur die bloße Leidenschaft zweier Wesen und das Brechen unzähliger Gelübde, Regeln und Philosophien, sondern auch der größte Strich durch Merlins Pläne für Nejusha.
Nachdem ihre Überreste auf Nibiru gebracht worden waren, ging die Laborcrew davon aus, dass es genetisch ein Einfaches sein würde, eine neue Materie für Nejusha aus ihrer Rest-DNS zu gewinnen und im Hologramm die Antimaterie zu verdichten, damit sich ein Körper bilden konnte. Für ihre Seele ein neues Gefäß. Ein Körper, der darin seine neue Erfüllung finden sollte, eines Tages in die tiefste Dichte auf Terra abzusteigen, um den Trieb des dunklen Magiers im Gesetz der Polarität zu nivellieren.
So einfach die Schöpfung auch zu sein scheint, so schnell ist sie aber auch im Ungleichgewicht. Wie auch in unserem Fall.
Gabriel und Linmar hätten nicht die leiseste Idee davon haben können, was der Ton aus der Seelenbekundung ihrer Liebe zu einander je hätte anstellen können.
Die Zukunft zeigt die Möglichkeit der Demütigung, der Vernichtungsversuche – leider unzähliger. Und sie zeugt davon, dass eine wahre Herzensverbindung nicht einmal durch
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