Projekt Genejusha - Wächter der Sonne 1

Taue zu wandeln, wollten ihn einwickeln und ihm die Macht der Liebe und die Macht zu lieben gänzlich auspressen.
    Aus dem Nichts stand er plötzlich da. XYON, der Chronicle Lyas von ME-AN. Eine riesige Lichtgestalt aus eisig kaltem, reinen, weißen Licht loderte über den See. Sie verband sich augenblicklich mit ME-ANs Energieherz und holte seinen Schützling aus dem Trauma und der Gefahr, mit dieser dunklen Energie den mächtigen Demagon auf die Insel zu locken. Seelen, die in die Schattenwelt abstürzten, hatten es dem Magier noch mehr angetan als die ideale DNS für seine schmutzigen Projekte einzusammeln.
    XYON kam im richtigen Augenblick. ME-ANs Körper war nahe am Rand der großen Wand, auf die alle Leoniden im Laufe ihres Reifezyklus vorbereitet wurden. Die Wand war das Gefährlichste, was der Gattung Leonid geschehen konnte. Aufgrund der hormonellen Ebene ihrer DNS, sich in einen riesenhaften Leoniden wandeln zu können, waren es die Hormone, die bei zu geringer Schulung der Psyche aus einem Leoniden eine Bestie werden lassen konnte. Jahrelang trainierte ein junger Leonid, um seine Triebe und niederen Schatten unter Kontrolle zu bekommen. Für gewöhnlich entschieden sich die Leoniden, ihre Kraft entweder als Krieger oder als technologische Forscher unter Beweis zu stellen. Nur die allerwenigsten waren als Priester oder Rafane geeignet. Letztere stellten darum auch die absolute Minderheit dar. Sie waren Pendel aus Fleisch und Energie, die mit ihrem Körper das Gleichgewicht der dualen Welten halten konnten. Sie konnten Seelen in einem Maß berühren und diese aufhalten, wenn die Erfahrung, die es zu sammeln galt, ein Übermaß an Dunkelheit erreichen wollte.
    „Ganz schön knapp!“ XYON setzt sich neben den König auf den Boden. „Komm steh auf, Schützling. Ich habe ein halbes Dutzend Erfahrungsspeicher von dir eingesammelt und es wird Zeit, dass du dich wieder aufraffst!“
    Es war ungewöhnlich, dass Chronicle Lyasi mit ihren Schützlingen sprachen, denn meist blieben sie weit im Hintergrund. Manche der Lyasi waren jedoch so tief an die Seelen ihrer Schutzbefohlenen gebunden, dass sie eine tiefe Liebe mit ihnen teilten und sich zeigen konnten.
    Der Chronicle Lyas ist Schutzpatron und Seelenbibliothekar gleichermaßen. Er verwaltet die mikro- und makromolekulare Masse, die eine Seele mit jeder Erfahrung in einem Körper baut. Anhand dieser Daten konnten Aufzeichnungen einer Seele niemals verloren gehen.
    „Ist es soweit? Ruft mich die MA zurück?“ ME-AN war noch zu schwach, um aufzustehen. Durch seinen inneren Gewaltausbruch war seine Biologie von seinem Energiekörper derzeit noch unterversorgt und er hatte noch immer nicht wieder das Zentrum seines Leonidenkörpers erreicht.
    „Geht uns der jetzt auch noch verloren? Muss das Volk bald König und Königin betrauern?“ PHI schwebte laut vor sich hin schimpfend über den See zu den beiden hinüber.
    XYON und PHI waren aus derselben Omnipräsenz. Nejusha und ME-AN waren zur gleichen Stunde geboren worden, im gleichen Zyklus und am gleichen Tag. Ihre Lyasi begannen somit zeitgleich ihren Dienst und waren Freunde.
    „Ich grüße dich, PHI! Nein, der hier geht nicht auch noch durch das Tor, wir behalten ihn hier!“ Lächelnd und erfreut begrüßte XYON seinen Freund.
    „Sie werden wir auch nicht verlieren!“ PHI ging einen Schritt beiseite und gab den Blick auf Nejusha frei.
    „Komm, XYON, regeln wir untereinander, was wir zu tun haben! Ich habe direkte Befehle aus der MA. Sie hat mir meinen Schützling übergeben und mir befohlen, dich und den König aufzusuchen, damit wir beginnen können, Demagon einen weiteren Strich durch die Rechnung zu machen. Lassen wir die beiden alleine und tauschen wir unsere Befehle aus, damit hier endlich Handlung ins Spiel kommt! Die auf Nibiru drehen durch, wenn Nejushas Seele nicht bald erscheint. Und die Zeit drängt wirklich. Wir haben es mit sehr viel Gnade zu tun und sollten den Atem der MA nicht länger dehnen!“ PHI hakte sich unter und zog XYON beiseite. Beide schwebten zum Elixum, um am Vortex die ersten Vorbereitungen für den Tunnel zu treffen, durch den Né gehen musste, um nach Nibiru zu gelangen.
    Die Geistgestalt von Nejusha beugte sich über ihren König. Die Trauer hielt sie beinahe von seinem Leib fern. In ihrer Hülle aus Licht und dezent gebündelter Energie waren Bewegung und Berührung nur hauchzart möglich.
    ME-ANs Herz flammte auf. Er wollte sie in seine Arme nehmen, griff jedoch durch die