Projekt Genejusha - Wächter der Sonne 1
senden.
Ehrfürchtig hielt Sansir inne. Sanfar und der Magier waren schon fast am Altar angekommen. Demagon trug das Bündel und Sanfar tapste ihm hinterher wie ein räudiger Köter. Sansir sah auf und blickte in das Zentrum der beiden Sterne, die sich gegenläufig bewegten.
Dort stand sie! Die Stimme, die sich aus allen hervorhob. Nackt, im Schein des roten Lichts, mit blonden, bodenlangen Haaren und über und über mit einer roten Flüssigkeit bepinselt. Ketten an Händen und Füßen. Ketten aus reinster, schwarzer Energie.
Während sie sang, schien sie die Anwesenheit ihres Meisters zu fühlen. Sie blickte auf ihn hinab. Herzzerreißend und rauschend schön und klar war ihre Stimme. Das lange Haar fiel ihr über die Schultern den Rücken hinab und wob mit seinen Spitzen jeden Ton nach, als würden ihre Haarspitzen schreiben und zeichnen.
Sansir blickte durch den kuppelförmigen Bau der großen Halle. Rund um den Altar herum, verdeckt in den Wänden, schien es tausende von kleinen Höhlen zu geben. Ein Blick auf den Boden sagte ihm, wessen Behausung diese Höhlen waren. Zarte, dürre Wesen saßen dort und hielten sich an den Händen, nahmen mit ihren Körpern die Energie der Flüsterstimmen auf und gaben sie aus ihren eigenen Kehlen wieder. An ihrem Nacken leuchteten kleine rote Kugeln, in deren Zentrum sich eine Energie bewegte wie schwarzer Rauch. Sansir blickte nochmals zu den Höhlen und konnte erkennen, wie sich das Rot in dieser Halle bildete. Abertausende dieser Kugeln hingen an den Wänden, jede mit einer schwarzen, rauchähnlichen Mitte. Ihn schauderte. Noch immer war ihm kühl von dem vielen Schweiß, den seine Uniform von den vorherigen Attacken der Transition aufgesaugt hatte. Ihn fror trotz der Hitze, die sich in der Halle staute.
Schlagartig verstummten die flüsternden Stimme. Die Frau, die durch die Ketten, an die sie gebunden und hochgezogen worden war, in den Pentagrammen zu schweben schien, stimmte einen hohen Ton an und formulierte danach einen Zauberspruch.
Sansir ging tiefer in die Halle rein und folgte seinem Bruder und dessen Mentor so gut er konnte und ohne den Blick von den roten Kugeln abzuwenden. Direkt neben Sanfar angekommen, sah er mit Entsetzen die Wölbung am Bauch der Frau. Sie war schwanger. Eine Frucht im Leib und an Ketten gebunden.
Demagon legte Nejushas Tochter auf den Altar, woraufhin sich die Stimmen in haltloses rauschendes Flüstern wandelten.
„Nehmt den Leib, sein Blut, seine Seele. Teilt ihn und nährt euch von ihm“, befahl Demagon seinen Non Suffragatori. Er breitete seine Hände vor dem schwarzen Megalith-Koloss aus und wickelte das Bündel aus. Rasch traten einige der dürren Wesen an die Energiefesseln der Frau und flüsterten einen Fluch. Sansir konnte es kaum fassen. Sie öffneten den Leib der singenden Schönheit mit einer einzigen Zauberformel und zogen ihr das Kind aus dem Leib. Das Blut ihrer Plazenta ergoss sich direkt über das Bündel und tränkte es. Sansir sah, wie der Säugling wild zu strampeln begann. Sein Blut rauschte und er fühlte Amenish, die über ihr eigenes Blut in seinem Leib unmittelbar Zeuge dieser grausamen Tat wurde. Die Frau in Ketten sang weiter fehlerlos jeden Ton und jede Formel und die schwebenden Kugeln folgten jedem ihrer Worte.
Sansir ging ein Stück näher an Sanfar ran. „Was geschieht mit dieser Frau und diesem Kind?“, fragte er seinen durch Demagon verseuchten Bruder.
„Er weiht sie mit dem Wasser seiner Frucht.
Sie ist eine Arkturus-Priesterin, die unser Meister von der Venus entführt hat. Er hat sie genommen und sein Fleisch in ihr gebildet. Sie wird bald sterben und ihr Kind ist die Nahrung für das Blut der Flüsterer.
Ihr Wasser weiht das Bastard-Kind und wäscht es durch seine Kraft und ihre Unschuld frei von den Kräften ihrer Eltern. So wird es seine Leibeigene!“
Sanfars Augen leuchteten während er sprach. Er war mehr als überzeugt von den Grausamkeiten seines Meisters und Mentors seiner neuen Energiequelle. Demagon hatte Sanfar völlig unter seine Macht gestellt. Als dieser Nejusha getötet hatte und das Zeitvlies um die heilige Halle der Niederkunft schwingen ließ, war Sanfar als Seele und als Beseelter in den Machtrausch des Magiers gefallen.
„Sanfar, beseelt er dann das Baby, den Bastard?“ Sansir heuchelte Interesse. Das Blut in seinem Körper kochte, die Transition ließ ihn erneut fiebern. Die Gedanken loderten in seinem Hirn und marterten ihn. Wie sollte er das Baby retten, diese
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