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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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aus ihrer Nase.
    »Du hast es gepackt«, wisperte Jet. »Gütiger Gott im Himmel, Callie, du hast es geschafft!«
    »Na?«, hörte sie Frostbite brüllen. »Ihr möchtet es noch ein bisschen kälter haben? Nichts leichter als das, ihr Scheißkerle!«
    »Zieht Leine, bevor wir euch ernsthaft wehtun«, rief jemand laut. Das musste Samson sein.
    Jet legte Iridium vorsichtig auf dem Boden ab, dann stand sie auf und schrie: »Genau. Haut ab, wenn euch euer Leben lieb ist!«
    Langsam wurde Iridiums Blick wieder klar, und der Schmerz in den verbrannten Nerven ließ nach. Zu ihrer Rechten erkannte sie Jet, zu ihrer Linken Samson. Hinter Samson drehte sich ein Everyman um und hob sein Gewehr. Ihre Kraft reichte nicht aus, um ihm eine Warnung zuzurufen, aber sie versuchte es trotzdem.
    Lautlos kippte Samson um. Erst der dumpfe Aufprall seines leblosen Körpers durchbrach die gespenstische Stille.
    Jet schrie und sank neben ihm auf die Knie. Während sie herzzerreißend schluchzte, schwebten einige Luftgleiter der Akademie in die Gasse. Sie spuckten unzählige Helden aus, die über dem Ort des Angriffs kreisten oder mitten in der Menge landeten und die restlichen Everyman auseinandertrieben.
    »Wach auf«, sagte Jet zu Samson. »Bitte, Sam, wach doch auf.«
    Jemand hob Iridium hoch und legte sie auf eine Schwebetrage. »Vorsichtig«, brummte ein anderer ärgerlich. »Sie ist noch ein Kind.«
    »Wir haben hier einen Bewusstlosen!«, brüllte ein dritter Held. »Miss? Miss, sie müssen jetzt hier weg.«
    Das Letzte, was Iridium sah, bevor sich die Türen des Krankengleiters zischend schlossen, war Samsons Körper, der mit dem Gesicht nach unten in der Gasse lag. Reglos.

KAPITEL 34
    JET
     
    Gefallen für die Pflicht.
    Inschrift auf Samsons Grabstein
     
    Alle waren sie zur Beerdigung gekommen. Die gesamte Akademie, Schüler, Ausbilder, Personal; alle Mitglieder der Schwadron, die gerade nicht unterwegs waren, um das Böse zu bekämpfen oder für Sponsorenfotos zu posieren; der Bürgermeister mit seinem gesamten Rathausgefolge; die Gouverneurin von Illinois mit ihrem Hofstaat. Etliche andere Regierungsmitglieder, die angemessen grimmige Gesichter machten. Hohe Tiere von Corp, die laut von einer »schrecklichen Tragödie« sprachen. Und die Medien, die dem Ereignis bereits das Etikett »Tod eines Helden« verpasst hatten.
    Ach ja, und der tote Held war natürlich auch da.
    Aufrecht, das Kinn erhoben, saß Jet auf ihrem harten Stuhl. Ihre Augen blieben trocken. Neben ihr saß Iridium und hielt ihre Hand, drückte sie leicht. Jet spürte es kaum.
    Sie spürte überhaupt kaum noch etwas.
    Samson war tot.
    Die Welt um sie herum fühlte sich dick wie Sirup an. Jet saß da, atmete. Ab und an sagte jemand etwas, das kurz ihre Aufmerksamkeit erregte. Dann entglitt es ihr wieder, und sie war allein und atmete nur. Sie wusste Iridium rechts neben sich. Die arme Iri, mit ihrem Verband und ihren Schmerzen. Und neben ihr Frostbite, mit seinen frischen Narben. Sie wirkten so bleich im Gegensatz zu seinem leuchtend blauen Haar. Und neben ihm Red Lotus, den gebrochenen Arm geschient und in einer Schlinge. Links neben ihr saß Wolf. Er wirkte ebenso ungerührt wie sie selbst. Nicht gezeichnet. Schmerzfrei.
    Untot.
    All das wusste sie, aber nichts davon spielte wirklich eine Rolle. Nach dem Begräbnis würde das Leben an der Akademie ganz normal weitergehen. Sie mussten immer noch ihr drittes Ausbildungsjahr abschließen und sich um vorläufige Sponsorenverträge bewerben. Auch das wusste sie, und es spielte erst recht keine Rolle.
    Nicht einmal Night spielte eine Rolle, nicht mehr.
    »Er ist von uns gegangen, Jet«, hatte Night gestern nach ihrer Rückkehr gesagt. Sie war mit Blut beschmiert gewesen, das nicht ihr eigenes war, und konnte immer noch Samsons letzten Kuss auf ihren Lippen spüren. Wie einen Geist. »Er ist nicht mehr da. Du musst das akzeptieren und deinen Weg fortsetzen.«
    Als sie nicht reagierte, war Nights Stimme kalt geworden, noch kälter als gewöhnlich. Und dann hatte er gesagt, dass sich wahre Helden nicht vom Tod aufhalten ließen. Sie würden hocherhobenen Hauptes ihre Pflicht tun. Als sie daraufhin immer noch nicht reagierte, fuhr er sie barsch an: »Wenn du dich davon brechen lässt, Joan, dann bist du den ganzen Aufwand nicht wert gewesen.«
    Sie erinnerte sich, wie sie Night den Rücken zugekehrt hatte. Night, dem Mann, dem sie nachgeeifert und den sie vielleicht sogar geliebt hatte. Sie erinnerte sich, dass sie von

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