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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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eine Gehirnwäsche verpasst – wirklich und wahrhaftig –, dir und der ganzen Schwadron … Scheiße, sogar den Schülern an der Akademie. Jahrelang. Ganz abgesehen von denen, die den verfluchten Ohrknopf nicht getragen haben, vermute ich mal …«
    Iridium redete immer weiter, aber Jet hörte sie nicht.
    »Du hast einen Teil deiner Uniform vergessen«, sagte Night an jenem Tag im zweiten Ausbildungsjahr zu ihr. »Den wichtigsten Teil.«
    Oh Licht, bitte nicht!
    Und tatsächlich. Da schimmerte noch etwas auf dem Grund der Plastikverpackung. Jet griff hinein und förderte einen Ohrknopf aus Metall zutage. Hatte er davon gewusst? Damals schon?
    »Wenn du alt genug bist, um auf Missionen zu gehen, wird das Comlink deine direkte Verbindung zu Ops sein.«
    Hatte Night gewusst, was er ihr da gab? Wozu er sie verurteilte? Sie hatte ihn für ihren Retter gehalten. Er war der Mann, der die Stimmen zum Schweigen bringen konnte. Die einzige Schattenmacht, die überlebt hatte, ohne den Verstand zu verlieren. Er war ihre Hoffnung auf Erlösung gewesen.
    »Ich war 13«, flüsterte Jet.
    »Ich verstehe deinen Zorn«, sagt Night am Morgen eines anderen Tages. Seine Stimme ist leise und absolut furchteinflößend. Glaub mir, ich verstehe dich. Und der Tag der Abrechnung wird kommen.
    Jet drehte sich der Magen um, und sie übergab sich in eine Ecke der winzigen Zelle.
    »Na, großartig«, drangen Iridiums Worte zu ihr durch, während Krämpfe sie wieder und wieder schüttelten. »Eingesperrt sein war ja schon schlimm. Aber eingesperrt sein und nach Kotze stinken ist noch viel schlimmer.«
    Irgendwann war es vorüber. Jet richtete den Oberkörper auf. Sie kniete zitternd am Boden. Tränen liefen über ihr Gesicht. In ihr war so viel Hass, dass sie glaubte, ihr Herz wäre verschrumpelt und tot. »Wenn wir hier rauskommen«, zischte sie, »dann wird sich jemand für all das zu verantworten haben.«
    »Klingt gut für mich. Da gibt es nur noch ein klitzekleines Problem.«
    Jet betrachtete Iridiums selbstgefälliges Lächeln, ihr verunstaltetes Gesicht.
    »Wir hocken immer noch in diesem winzigen Kämmerchen und sind mit Betäubungshandschellen gefesselt.«
    »Na ja«, sagte Jet. »Du bist ein Genie und ich bin eine Heldin. Uns wird schon was einfallen.«
    »Ich bevorzuge die Bezeichnung ›böses Genie‹.«
    »Dann bin ich die gefolterte Heldin.«
    »Verrückte.«
    »Verbrecherin.«
    Die Worte kamen leicht über ihre Lippen, ganz natürlich. Iri grinste, Jet auch. Und in diesem schwach beleuchteten, winzigen Raum begannen sich fünf Jahre Hass in Nichts aufzulösen.
    »Also«, sagte Iri. »Folgender Plan: Wir brechen hier aus, töten Taser und erzählen alles der Presse.«
    »Das nennst du Plan?«
    »Die Anfänge eines Plans.«
    »Der birgt so seine Probleme«, sagte Jet. »Da wäre zum einen das mit dem Töten.«
    »Gut, dann eben nur verstümmeln. Er hat Schmerzen ohne Ende verdient. Ich werde dafür sorgen, dass er sich wünscht, sein Vater hätte seine Mutter niemals kennengelernt.«
    »Hey, du hast Ops lahmgelegt?«
    »Ja. Genau.«
    Jet musste an den Alarm denken, der plötzlich aus ihrem Ohrknopf geschrillt war. »Hiermit verleihe ich dir offiziell den Beinamen ›böses Genie‹«.
    Iris Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
    »Kannst du überhaupt deine Kräfte erreichen?«
    »Es reicht nicht mal, um die Glühbirne da oben ein bisschen heller zu drehen. Und du?«
    Jet griff in ihr Inneres, versuchte, den Teil ihres Selbst zu erreichen, in dem der Schatten wohnte. Aber er schlüpfte durch ihre Finger wie trockener Sand. »Nein. Irgendeine Idee, wie wir die verdammten Handschellen loskriegen?«
    »Klar. Mit dem Schlüssel.«
    »Wirklich sehr hilfreich.«
    »Bescheidenheit ist meine größte Tugend.«
    Jet wollte etwas erwidern, doch statt ihres Mundes öffnete sich die Tür. Im Durchgang waren die Umrisse einer Gestalt zu erkennen. Sie trug volle Kampfausrüstung, eine schwarze Strumpfmaske und eine Schweißerbrille. Jet erkannte Iris Laufburschen und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Meine Damen«, sagte er, »freut mich zu sehen, dass ihr beide euch so außerordentlich gut versteht. Seid ihr nicht glücklich, dass ich euch wieder zusammengebracht habe?«

KAPITEL 60
    IRIDIUM
     
    Verrat an einem Komplizen ist in Superschurkenkreisen äußerst ungewöhnlich. Geschieht das aber doch einmal, so geht es blitzschnell, endet tödlich und hinterlässt gebrochene Herzen und zerschmetterte Körper.
    Lynda Kidder,

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