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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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»Wer sitzt denn da in Blackbird?« New Chicago Tribüne, 2. Juli 2112
     
    Iridium blickte Taser ins Gesicht. In seinen Brillengläsern erblickte sie das blutige Spiegelbild ihres eigenen.
    Sie versuchte, sich hochzukämpfen, aber der Schwindel übermannte sie. Wieder ging sie zu Boden. »Ich werde dich töten«, presste sie zähneknirschend hervor.
    »Ich tue nur meinen Job, Süße.« Taser trat einen Schritt zurück, als ob ihr Zorn ihn versengen könnte. »Du kannst mich nicht für deine Fehler verantwortlich machen.«
    »Der einzige Fehler war der, dass ich dich damals nicht gleich mit dem Kopf zuerst von diesem Dach geworfen habe«, fauchte Iridium zurück. »Du hattest geplant, mich dort zu treffen. Zusammen mit den Undergoths. Sie haben mich geradewegs zu dir geschickt. Du hast mich benutzt, und das ist das Allerschlimmste.«
    Taser lachte. »Du bist ganz schön nachsichtig mit dir selbst, Puppe. Du hast die Geschichte von meiner Herkunft geschluckt. Du hast mich in dein Heiligtum mitgenommen. Du hast mir deine Geheimnisse erzählt. Du selbst hast mir die Möglichkeit eröffnet, dich zu neutralisieren. Und all das nur, weil du mir vertraut hast. Das ist kein Fehler, Iridium – es ist bloß Schlamperei.«
    In seiner Stimme lag ein Hauch von Vorwurf. Er erweckte nicht den Eindruck, als wolle er sich über sie lustig machen. Doch das brachte Iridium nur noch mehr auf. »Ich habe dir niemals vertraut, Taser«, log sie. »Ich habe dich bloß nicht für eine echte Bedrohung gehalten. Du bist erbärmlich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, das stimmt nicht. Du hast mich allein in deinem Lagerhaus gelassen. Du hast mir vertraut, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. Aber da war sie. Die Schwäche.«
    »Vertrauen ist keine Schwäche«, widersprach Iridium. »Nur wenn man sich davon blenden lässt. Ich war niemals blind, Taser.«
    »Ach wirklich? Und wie kommt es dann, dass du hier in dieser Zelle liegst, verschnürt wie ein Bündel?«
    Jet warf Iridium einen Blick zu. »Du hast ihn allein gelassen? In deinem Haus 7 .«
    »Halt die Klappe, Joan«, wies Iridium sie müde zurecht. »Alles, was jetzt noch zählt, ist, dass wir sein wahres Gesicht sehen.« Sie blickte wieder zu Taser. »Er ist ein Verräter. Und ein Wahnsinniger.«
    »Wahnsinnig?« Taser lachte leise. »Das musst gerade du sagen, Iridium. Ich setze mir keine Perücke auf und gehe jede Woche meinen Vater besuchen, weil ich nicht loslassen kann. Ich glaube nicht, dass man Corp mit Hilfe billiger Tricks aus dämlichen Gangster-Romanen fertigmachen kann.«
    »Das ist nicht halb so dämlich, wie sich mit mir anzulegen«, fuhr sie ihn an. Sie fühlte sich ohnmächtig und hasste sich dafür. »Du dagegen scheinst ganz scharf darauf gewesen zu sein.«
    »Man hat mich dafür bezahlt. Genauso, wie man mich dafür bezahlt hat, mich an Joan ranzumachen.« Er wandte sein Gesicht Jet zu, sprach aber weiter zu Iridium. »Sie war ein härterer Brocken als du, Iridium. Voller Misstrauen. Lebte völlig in der Welt, die sie sich erfunden hatte. Das sollte dir etwas sagen.«
    Jet sprudelte heraus: »Wovon redest du? Ich habe dich unten in der Kanalisation zum ersten Mal gesehen.«
    Er warf Jet einen langen, versteinerten Blick zu. »Bist du dir da sicher, Süße? Muss ich wirklich erst die Maske abnehmen? Echt? Muss ich dir vielleicht noch einmal erzählen, wie ich mich in dich verliebt habe, als du mich und die anderen Leute vor all diesen Jahren vor Crusher Jones gerettet hast?«
    Iridium sah, wie Jet alle Farbe aus dem Gesicht wich. Und dann flüsterte Joan: »Bruce?«
    Taser lüftete einen imaginären Hut. »Hi, Süße. War’s für dich auch gut?«
    »Du hast mich zum Narren gehalten.« Jets Stimme klang so leise, dass Iridium kaum verstehen konnte, was sie sagte. »Ich habe dich in mein Leben gelassen. Dir vertraut. Und du hast mit mir gespielt.«
    »Wie auf einer guten Geige. Du darfst dir das nicht allzu sehr zu Herzen nehmen. Du konntest einfach nicht anders. Jedes Mal, wenn wir beide uns berührten, spürtest du dieses Prickeln.« Er rieb die Fingerspitzen aneinander. Selbst seine Handschuhe konnten nicht verhindern, dass Funken stoben. »Das ist der Vorteil, wenn man mit Elektrizität arbeitet.«
    Jet atmete verblüfft ein. Dann ließ sie die Luft mit einem Zischen ganz langsam entweichen. »Du hast das mit Absicht gemacht?«
    »Na, na. Nun werd mal nicht selbstgefällig, Süße. Letzte Nacht hast du dich ja auch nicht beschwert, als du Sterne gesehen

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