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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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    IRIDIUM
     
    Weder verletzt ein Schüler/eine Schülerin willentlich oder wissentlich die Verhaltensregeln von Corp, noch beteiligt er/ sie sich willentlich oder wissentlich an Handlungen, die dem von Corp genehmigten Marketingplan für seine/ihre Heldenidentität zuwiderlaufen …
    Corp, Handbuch der Akademie für Außermenschliche
    Kapitel 3 »Branding«
     
    »Hey.« Der Junge, der hinter Iridium angetreten war, tippte ihr auf die Schulter. »Hey, Lust auf ein bisschen Spaß?«
    Iridium drehte sich um und warf ihm einen Blick zu, der sich durch Securiplast hätte schmelzen können. »Verzieh dich.«
    »Wie lautet dein Deckname?«, flüsterte er zurück.
    Vorn auf dem Podium des Hörsaals leierte der Superintendent die Leitsätze der Akademie herunter. »Ihr seid jetzt keine Kinder mehr, sondern Mitglieder dieser Akademie. Daher werden höhere Maßstäbe an euer Verhalten angelegt.« Er machte eine Pause und schaute in die Runde. Dabei schaffte er es tatsächlich, jedem einzelnen Kind vor ihm direkt in die Augen zu sehen. Hinter ihm standen in einer Reihe, stumm und reglos wie die Säulen eines Tempels, die zwölf Proktoren, die aufsichtsführenden Lehrer. Sie trugen ihre Anzüge oder, wenn sie nicht mehr im aktiven Heldendienst waren, einfache schwarze Overalls. Eviscerator, Night, Celestina … Die Namen der anderen konnte und wollte Iridium sich gar nicht erst merken.
    »Ihr werdet die Besten einer neuen Generation werden«, sagte der Superintendent. »Machtvoll, mutig, mitfühlend und heldenhaft. Daran besteht kein Zweifel.«
    »Hey, ich rede mit dir!«, zischte der Junge. »Wie lautet dein Deckname?«
    Entschlossen starrte Iridium weiter geradeaus. Sie beobachtete, wie der Adamsapfel des Superintendenten unter der zu dünnen, zu blassen Haut auf und ab hüpfte. Nicht, dass es sie irgendwie interessiert hätte, was er sagte. Aber sie wollte an ihrem ersten Tag auf keinen Fall aus der Reihe tanzen. Sie hatte noch die Stimme ihres alten Aufsehers an der Grundschule im Ohr. Selbst ein tollwütiger Hund hat mehr Kontrolle über sich als du, Iridium …
    »Miststück«, murmelte der Junge. »Hältst dich wohl für was ganz Besonderes? Nun, mein Name ist Hornblower, und du hast es dir gerade schwer mit mir verdorben.«
    Iridium drehte sich auf dem Absatz um und sah ihm direkt ins Gesicht. Der Junge war groß und blond. Er passte nicht in die Gruppe der Kinder, sondern sah eher aus wie einer, der schon in ein Förderprogramm gehörte. Seine blauen Augen hatten etwas Vogelartiges und saßen unter markanten Augenbrauen, was ihm das Aussehen eines Pitbulls verlieh, der sich anschickte, Iridiums Kopf abzubeißen.
    Sie ließ sich nicht anmerken, dass er sie ärgerte oder ihr Angst einjagte. Zeig niemals Schwäche. Zeig niemals Angst. Lass niemals jemanden dein Blut riechen. Das war die Stimme ihres Vaters.
    »Ich heiße Iridium«, zischte sie den Blödmann an. »Und mein richtiger Name ist Callie. Callie Bradford. Hast du vielleicht noch was Blödes zu sagen, du kleiner Kiffer?«
    »Schhhh!«, mahnte ein anderer Neuankömmling, der ein paar Meter weiter stand.
    Der Superintendent redete immer noch und zeigte dabei eine Reihe von Holobildern. Der Grundrissplan der Akademie leuchtete auf, einschließlich der verbotenen Gänge des Traktes der Geistkräfte und des Lagerkomplexes, in dem die jungen Helden für den Kampfeinsatz trainiert wurden.
    »Der Zutritt zu den Trainingsebenen ist allen Schülern unter 15 Jahren strengstens verboten«, erläuterte der Superintendent. »Und den Trakt der Geistkräfte dürfen nur diejenigen betreten, die eine gültige Erlaubnis haben. Jeder Schüler, den wir außerhalb des gekennzeichneten Geländes antreffen, wird sofort bestraft und kann von der Akademie verwiesen werden. Eine vollständige Fassung der Regeln wird Ihnen gerade auf Ihre Datenarmbänder geladen. Wir erwarten, dass Sie diese gründlich durcharbeiten. Morgen früh wird dazu ein Test erfolgen.«
    Iridium fixierte den blonden Jungen.
    Hornblower war blass geworden. Er zog es vor, auf seine polierten Schuhe zu starren, statt ihren Blick zu erwidern.
    Sie lächelte. »Hab ich’s mir doch gedacht, du Penner.«
    »Wir kommen nun zum Ende der Einweisung«, sagte der Superintendent. »Sie werden über Ihr Armband die Information erhalten, welchem Zimmer Sie zugeteilt sind. Dort melden Sie sich alle umgehend für den Anwesenheitsnachweis.«
    Iridiums Armband stimmte in das Piepkonzert der anderen ein, und auf ihrem Display blinkte

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