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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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eingebildeten Getue auszugleichen. Aber das alles erklärte nicht das gerade Geschehene. Was konnte Dawnlighter dazu veranlasst haben, sich einen derartigen Fehltritt zu leisten?
    Und warum fühlte Jet sich schuldig?
    »Jet.«
    Sie bekam einen Schluckauf und merkte, dass sie wieder zu weinen begonnen hatte. Jet schnitt eine Grimasse und wischte sich die Tränen ab. Dann blickte sie nach oben in Nights Gesicht.
    »Was ist passiert?«
    Jet hob ihren Kopf und erwiderte mit monotoner Stimme: »Iridium hat die Gefahr bemerkt, sich über mich geworfen und uns beide nach unten gerissen, damit wir nicht verbrennen. Ich habe mir wohl den Kopf angeschlagen.«
    »Nein, Joan«, sagte Night sanft. »Was ist passiert?«
    Jet biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. »Sie werden immer lauter, Sir.«
    Eine gespannte Pause, dann sagte Night: »Du bekommst fast immer Einsen.«
    »In Physik nicht«, murmelte sie. Verfluchte Physik! Es interessierte sie nicht, was die Formel besagte – dass ein und derselbe Körper niemals an zwei Orten gleichzeitig sein konnte. Er konnte. Und das war nicht Physik, sondern Magie.
    »Wie auch immer. Ich wollte eigentlich noch bis zum dritten Ausbildungsjahr warten, was dich und deine Mitbewohnerin betrifft. Aber manchmal beschleunigen sich die Dinge. Komm mit.«
    Sie standen beide auf. Schweigend folgte sie Night hinaus aus dem verbrannten Meditationsraum, den Flur hinunter, durch etliche Korridore, eine lange Treppe hinauf, bis sie zu seinem Büro gelangten. Er bedeutete ihr stehen zu bleiben, während er in einer großen Kiste herumwühlte.
    Jet wartete mit fest ineinander verschränkten Händen. Sie starrte geradeaus, biss sich auf die Lippen und überlegte, ob sie in Schwierigkeiten steckte. Der Leitspruch der Schwadron, der in die Wand gelasert war, lautete: DUTY FIRST – DIE PFLICHT ZUERST.
    Schließlich zog Night etwas aus der Pappkiste und warf es ihr ohne Vorwarnung zu. »Fang!«
    Verdutzt schnappte sie das Päckchen und drückte es an die Brust. »Für dich, Jet.«
    Sie betrachtete die durchsichtige Tüte und erkannte ein Bündel ordentlich gefalteter Kleidung.
    »Nur zu. Nimm es heraus.«
    Mit tauben Fingern zog sie das Kostüm aus der Verpackung. Der Anzug war glänzend schwarz. Aber nicht dieses stumpfe Schwarz, das aus der Abwesenheit von Licht entsteht, sondern ein echtes, sattes Tintenschwarz. Es schimmerte und schien ihr zuzuzwinkern. Vervollständigt wurde es durch einen weißen Kragen und einen passenden weißen Gürtel.
    Genau wie Iris Kostüm, nur umgekehrt. Yin und Yang.
    Sie verbiss sich ein Kichern und sagte: »Sir, es ist wunderschön! Aber ich soll doch erst im dritten Jahr meine Ausstattung erhalten. Das ist Vorschrift.«
    Night entfuhr ein Geräusch, das verdächtig einem Prusten ähnelte. »Die Vorschrift gilt nur für diejenigen, die nicht im Begabten-Programm sind. Für euch jedoch ist es nur eine Kann-Bestimmung. Du verdienst es, dass deine Lernfortschritte angemessen gewürdigt werden. Aber du hast einen Teil der Uniform vergessen. Den wichtigsten Teil.« Und tatsächlich. Da schimmerte noch etwas auf dem Grund der Plastikverpackung. Jet griff hinein und förderte einen Ohrknopf aus Metall zutage.
    »Du musst es zweimal antippen. Damit schaltest du das weiße Rauschen ein. Einmal tippen zum Ausschalten. Du musst es ungefähr einmal im Monat aufladen, also plane das ein. Wenn du alt genug bist, um auf Missionen zu gehen, wird das Comlink deine direkte Verbindung zu Ops sein.«
    Ops – das war die Einsatzzentrale. Sie schluckte und blinzelte ein paar Tränen weg. Die Einzigen, die eine Direktverbindung zur Ops bekamen, waren die begabtesten und tüchtigsten Außermenschlichen. Die, die von Corp auserwählt wurden, um der Schwadron anzugehören und das Aushängeschild der Akademie zu sein.
    Eine solche Ehre wurde nur der Elite zuteil.
    »Sir«, keuchte sie. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Ein ›Danke‹ würde genügen«, entgegnete er trocken.
    Vor Freude errötend bedankte sie sich.
    »Verliere den Ohrknopf nicht. Er wird dir bei der Konzentration helfen, selbst wenn du großem Stress ausgesetzt bist.«
    Übersetzung: Er würde helfen, die Stimmen fernzuhalten.
    »Danke«, wiederholte Jet, diesmal mit festerer Stimme. »Sir … dieser spezielle Stress … wird er jemals aufhören?«
    Nach einem langen Moment, der sich anfühlte, als würde er ewig dauern, sagte Night: »Du bist 13, Joan. Deine Mutter war eine Lichtmacht. Alles kann passieren.«
    »Oh«,

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