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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Aber ihr war, als könnte sie die ganze Zeit über Dawnlighters Schreie hören. Selbst, nachdem der Runner sie wohlbehalten abgeliefert und die Tür hinter sich verriegelt hatte, als er hinausging.
    Als sie später das Licht löschte, hörte sie die Echos der Schreie immer noch.

KAPITEL 21
    JET
     
    Meiner Meinung nach wird der Patient bis zu seinem Tod eine Gefahr für jeden darstellen, der sich in seine Nähe wagt.
    Interner psychologischer Bericht an das Exekutivkomitee über George Greene, Deckname: Blackout
     
    Sie konnte sie nicht draußenhalten. dreckig dreckig Schatten dreckig Schatten dreckig
    Egal, ob sie ihre Hände fest auf die Ohren presste, die Leitsätze der Akademie leise vor sich hin schrie oder das Periodensystem der Elemente durchging. Die Stimmen flüsterten und kicherten, machten ihr Vorhaltungen und gaben Versprechen, was noch kommen würde.
    dreckig und verrückt und knackig süß
    Seid still! Bitte, lieber Gott, mach, dass sie still sind!
    Aber Gott musste entweder beschäftigt sein oder das Ganze kümmerte ihn nicht genug, um zu helfen, denn die Stimmen wisperten und kicherten immer weiter. Und wurden langsam lauter.
    Hände auf ihren Schultern, stark, beruhigend. Eine Stimme, seine Stimme, sanft und doch befehlend, schnitt durch die dunklen Echos in ihrem Kopf.
    »Jet. Joan. Hör mir zu, Joan. Halte dich an meinen Worten fest, Joan.«
    Das war Night. Er sagte ihren Namen, ihren richtigen Namen. Wieder und wieder, genau so wie Papa, bevor er -
    »Halte dich an meinen Worten fest, Joan.«
    süß und bleich und schreie oh ja die schreie sie macht sie macht sie schreit sie
    Hinter ihren Augen ein explodierendes Weiß, wie ein Stern, der zur Supernova wird. Die Schattenstimmen zogen sich zischend zurück.
    Und plötzlich, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, konnte Jet wieder denken. Ihre Augen wurden wieder klar. Sie keuchte, als sie in Nights Gesicht unter der Kapuze starrte.
    »Braves Mädchen«, sagte er, und zum ersten Mal seit zwei Jahren lächelte er sie an.
    Sie warf sich an seine Brust und umarmte ihn heftig. Nach einem Moment des Zögerns erwiderte Night die Umarmung. Er sagte etwas zu irgendjemandem, aber Jet hörte nicht zu. Nur eines zählte in diesem Augenblick, sich an Night festhalten, sich an ihn klammern, als wäre er das letzte bisschen Verstand, das ihr geblieben war.
    Denn eines wusste sie sonnenklar: Sie war drauf und dran, verrückt zu werden.
    Zitternd presste sie sich an Night und versuchte, daran zu glauben, dass alles gut werden würde, dass nicht, weil ihr Vater …
    Dawnlighters Stimme höhnte: So richtig schön gaga geworden, dein Daddy. Hat Mami umgebracht. Und bei dir hat er es auch versucht. War es ihm doch nur gelungen, du dreckiger Kleiner Schatten …
    Jet nahm einen tiefen Atemzug und verbannte Dawnlighters Stimme aus ihrem Kopf. Eines Tages würde sie ihr gegenübertreten und dafür sorgen, dass sie ein für alle Mal die Klappe hielt. Iri predigte ihr das schon seit fast zwei Jahren, und Jet wusste, ihre Freundin hatte recht. Aber noch drehte sich ihr schon bei dem bloßen Gedanken, Dawnlighter auch nur anzusprechen, der Magen um.
    Eines Tages, dachte sie und ballte die Fäuste.
    Night murmelte: »Du musst jetzt stark sein, Kleiner Schatten. Tu es für mich.«
    Das würde sie. Sie würde alles für ihn tun.
    Schließlich löste sie sich von ihm und wischte sich schniefend über die Augen. Er runzelte die Stirn. Doch sie wusste, dass dies nicht aus Ärger oder Enttäuschung geschah. Nein, er machte sich Sorgen um sie. Bei diesem Gedanken krümmte sie sich erneut zusammen.
    Blinzelnd ließ sie ihren Blick durch den leeren Meditationsraum schweifen. Dann starrte sie auf das qualmende Loch in der Wand. »Sir? Was –«
    »Nichts, was dich kümmern müsste.«
    Sie flüsterte: »Iridium? Frostbite?«
    »Es geht ihnen gut. Runner haben sie auf ihre Zimmer gebracht.«
    Jet schluckte einen dicken Kloß hinunter, dann fragte sie: »Dawnlighter?«
    »Zur Therapie.«
    Jet holte bebend Luft. Ein Teil von ihr schrie: Geschieht ihr ganz recht! Hat einen Haufen Müll gequatscht über mich und Papa! Hoffentlich haben sie dich gleich im Zimmer neben ihm einquartiert! Er wird dich lehren, was Angst vor der Dunkelheit ist!
    Aber der Rest von ihr reagierte nur entsetzt. Dawnlighter war erst 13. Sie mochte eine Rotznase sein, ein selbst ernanntes Prinzesschen, ja. Und sie versuchte, fehlende Gewandtheit, mangelnde Intelligenz und mittelmäßiges Können mit ihrem

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