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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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fanden Widerhall in ihren Erinnerungen. Und verkündeten ein schlimmes Schicksal.
    »Lester Bradford. Sie werden hiermit aufgefordert, sich der Autorität von Corp zu unterwerfen und vor dem Exekutivkomitee zu erscheinen. Sie werden des Raubes, des Betruges und des Mordes angeklagt. Sie sind ein Verbrecher und haben sich in Konflikt mit dem Gesetz begeben.«
    »Beeil dich, Iridium. Du bist spät dran.«
    Sie machte einen Satz. Night beherrschte den Trick, ganz plötzlich aus einer Schattenlinie heraus zu erscheinen, und mochte sie auch noch so dünn sein. Als Einzige schien Jet das amüsant zu finden. Aber Iridium flößte es auch nach einem Jahr noch Angst ein.
    »Der Superintendent wird es dir erklären.«
    Iridium blinzelte. »Er wird was erklären?«
    Nach einer kurzen Pause erwiderte Night: »Der Superintendent hat für dich ein spezielles Treffen arrangiert. Heute. Das heißt, wenn du dich entscheidest, das Angebot anzunehmen. Ich soll als Zeuge anwesend sein.«
    Irgendwie machte das alles Sinn – aus dem Unterricht gerufen zu werden, das stille, schnelle Erscheinen von Night. Wahrscheinlich war er außer Joan, Derek und Celestina der Einzige an der Akademie, jedenfalls soweit sie wusste, den es kümmerte, was aus ihr wurde. Und worum es sich bei diesem möglichen Treffen handelte … Iridium spürte, wie hinter ihren Augen ein Kopfschmerz einsetzte, der es locker mit den Qualen aufnehmen konnte, über die Jet manchmal jammerte.
    Schweigend gingen sie zum Büro des Superintendenten. Night legte ihr eine Hand auf die Schulter. Die Berührung löste trotz Uniform ein Frösteln auf ihrer Haut aus. »Denk lange und sehr gründlich nach, bevor du dem Treffen zustimmst.«
    »Ja, Sir«, sagte sie und versuchte, ihre Neugier zu verbergen.
    Sie traten ein, und der Superintendent stieß einen resignierten Seufzer aus. »Du bist 14«, sagte er zu Iridium.
    »Ja, seit zwei Wochen«, gab sie zurück.
    Seine Augen verengten sich. »Pass auf, was du sagst, junge Dame. Du hast ab jetzt Besuchsrecht im Blackbird-Gefängnis.«
    Sie hätte schwören können, dass ihr Herz aussetzte. »Sir?«
    »Du kannst deinen Vater sehen. Wenn du dich dafür entscheidest.« Der Superintendent beugte sich auf seinem Stuhl vor und blickte ihr in die Augen. »Oder du kannst dich entscheiden, es nicht zu tun und diesem abtrünnigen Teil deiner Familie den Rücken zu kehren. Zeige der Akademie und Corp, dass du nach vorne blickst und dich nicht an die Vergangenheit klammerst. Zeige uns, dass du diesen Weg nicht gehen wirst – und du eine leuchtende Zukunft nicht wegwerfen wirst wie deine Mutter.«
    Sie dachte kaum länger als eine Nanosekunde nach. »Ich möchte meinen Vater sehen.«
    Dem Superintendenten entwich alle Luft. »Natürlich möchtest du das. Ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet.«
    »Ich bezeuge es«, sagte Night mit kalter Stimme. »Damit bin ich meiner Pflicht nachgekommen. Ich muss wieder zurück an die Arbeit.«
    Der Superintendent warf Night einen langen Blick zu. »Wie geht es denn voran mit Ihrem Vorhaben?«
    »Ganz gut«, sagte Night und neigte leicht den Kopf. »Ich danke Ihnen für die Erlaubnis, den Meditationsraum in eine Kapsel für mein Training umzubauen. Er hat sowieso nie einem richtigen Zweck gedient, selbst, als ich noch ein Schüler war.«
    »Wie wahr. Das Letzte, was diese Kinder brauchen, ist noch mehr Zeit, um über ihr Schicksal nachzugrübeln«, murmelte der Superintendent. Dann fiel ihm ein, dass Iridium genau vor ihm stand. Er schüttelte mit aller Bestimmtheit den Kopf und sagte zu ihr: »Iridium. Auf meinem Landeplatz wartet ein Gefängnistransporter. In zwei Stunden bist du zurück.« Er stieß ihr seinen ausgestreckten Zeigefinger entgegen. »Und mach ja keinen Ärger. Sonst siehst du deinen Vater erst wieder, wenn seine Leiche aus dem Gefängnistor getragen wird.«
    »Verstehe«, erwiderte Iridium. Ihr Magen flatterte. Fünf Jahre … wie sehr würde sich Lester verändert haben? Würde er sich überhaupt noch an sie erinnern?
    Die Fahrt zum Gefängnis nahm sie wie im Nebel wahr. Nach der Ankunft wurde Iridium von Kopf bis Fuß gescannt und einer gründlichen Leibesvisitation unterzogen. Dann führte man sie in einen kargen weißen Raum mit zwei Stühlen. Der eine sah ganz normal aus, der andere hatte Anschlüsse für Betäubungshandschellen.
    »Häftling auf dem Weg«, verkündete eine Roboterstimme. »Lester Bradford, früher bekannt als Arclight.«
    Ihr Vater betrat den Raum. Sie war

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