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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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Hand vor dem Sensor, der die Beschallungsanlage aktivierte. »Hallo, Doctor.«
    »Bitte! Nenn mich zumindest bei meinem richtigen Namen.«
    »Dann eben Doctor Hypnotic.«
    Der andere Mann seufzte. »Immer noch verbittert, nehme ich an?«
    »Du hast jedes Anrecht auf einen menschlichen Namen verwirkt, als du diese Menschen in New York getötet hast, Doctor.«
    »Sei doch nicht so scheinheilig, Bradford. Du weißt ganz genau, dass es jeden von uns hätte treffen können. Den kleinen Georgie Porgie.« Er lächelte. »Deine wunderschöne Frau.«
    Lester spürte, wie sich seine Kiefermuskulatur verkrampfte. »Du wandelst auf verdammt dünnem Eis, mein Freund. Komm zur Sache, oder ich bin sofort wieder weg.«
    »Würdest du mir wehtun, Lester?« Hypnotic lehnte sich nach vorn. Er war dünner geworden, und seine Augen hatten jenen glasigen Ausdruck, der mit der Einnahme starker Beruhigungsmittel einhergeht. Trotzdem sprang Lester erschrocken auf, als er blitzschnell mit der flachen Hand gegen die Scheibe schlug. »Würdest du mich in Flammen aufgehen lassen, wie es die Schwadron New York versucht hat?«
    »Für meine Familie?« Lester wusste, dass jedes Wort aufgezeichnet wurde, trotzdem dachte er: Scheiß drauf! »Darauf kannst du Gift nehmen.«
    Grinsend lehnte sich Hypnotic wieder zurück.
    Lester rieb sich die Stirn. »War es das, worüber du so dringend mit mir reden wolltest?«
    »Nein.« Hypnotic zeichnete mit den Fingern irgendwelche Figuren in die Luft.
    Der Mann war voll auf Droge, und trotzdem gelang es ihm immer noch, Lester aus der Fassung zu bringen. Lester gefiel das kein bisschen.
    »Nein«, wiederholte Hypnotic. »Ich wollte mit dir über die Wahrheit reden, Les. Über Wahrheit und Gerechtigkeit und die Methoden der Schwadron …« Der Satz verlor sich in Gekicher.
    Lester stand auf. »Ich habe keine Zeit für so was. Meine Tochter hat heute Abend einen Auftritt in der Schule, und den werde ich nicht verpassen, weil du hier deine beschissene, idiotische One-Man-Show abziehst.« Er drehte Hypnotic den Rücken zu.
    »Wie geht es der Kleinen?« Von hinten war Hypnotics Stimme so furchteinflößend wie eh und je. »Calypso?«
    »Calista.« Lester drehte sich um und setzte sich wieder hin. Vorsichtig, ganz vorsichtig, sonst würde er einfach das Glas schmelzen und Hypnotic mit bloßen Händen an die Kehle fahren, ihm dieses abscheuliche Grinsen aus dem Gesicht brennen. Dann hätte sich die Sache ein für alle Mal erledigt.
    »Glaubst du, die kleine Calista hat in dieser Welt irgendeine Zukunft? In dieser Welt, wo man Männer wie uns an die Kette legt wie Hunde?«
    Lester atmete tief ein und tief aus, tief ein und tief aus. Diese Entspannungstechnik hatten sie gelernt, um in Situationen, in denen es um Leben und Tod ging, Ruhe zu bewahren. Und hier ging es um Leben und Tod. Für Gibbons. »Ich werde nicht mit dir über meine Familie reden.«
    »Dann rede mit mir über Wahrheit.« In Hypnotics Augen, Hals Augen, schlich sich ein fast flehentlicher Ausdruck, schwamm unter dem Abschaum von Drogen und Hoffnungslosigkeit, der auf ihrer Oberfläche trieb. »Ich weiß, dass du kein Held bist«, wisperte Hai. »Nicht wirklich. Ich weiß, worüber du nachdenkst, wenn du glaubst, dass dich keiner sieht. Wie du unter der ständigen Kontrolle durch Corp leidest. Wie du dich aufreibst. Und ich weiß auch, wie du dein kleines Mädchen ansiehst und betest, dass ihr Leben nicht diese Welt sein möge, diese schreckliche glitzernde Welt der Gewinnanteile und der Sponsoren und des firmeneigenen Heldentums.«
    Lester blickte überrascht auf. »Du liest meine Gedanken?«
    Hai tippte sich an die Schläfe. »Jeden Tag. Bevor ich hierherkam. Euer aller Gedanken. Außer ihre.« Er sank in sich zusammen. »Hasst sie mich, Les?«
    »Das tut sie, Kumpel. Du hast ihre einzige Hoffnung darauf zerstört, dass ihr Leben einmal nicht mehr der Albtraum sein würde, den sie jetzt durchmacht.«
    Hal schlug die Hände vors Gesicht, so weit es die Betäubungshandschellen zuließen. »Albtraum, ja. Es ist ein Albtraum, was in diesem Haus geschieht.«
    Lester fühlte, wie sein Herz aussetzte. »Was hast du gehört?«
    »Ich weiß Bescheid«, schnurrte Hai. »Ich weiß ganz genau, was sie ihr angetan haben. Und ich weiß auch, was er ihr antut. Blackout.« Er spuckte den Namen aus wie einen bösen Fluch.
    »Was?« Lesters Stimme klang fremdartig, völlig abgestumpft. Valerie hatte nach ihrem Besuch bei Holly nichts darüber erzählt, dass irgendwas

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