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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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sagte Lester ganz sanft. »Ich kann dich sehen da drin. Du musst keine Angst mehr haben.«
    »Ich komm nicht raus!« Sie krümmte sich zusammen und wich zurück, weg vom Licht. »Du kannst mich nicht zwingen!«
    »Und das würde mir auch im Traum nicht einfallen. Ich würds nicht mal versuchen.« Lester lächelte die Kleine freundlich an. »Hier drin ist wirklich ziemlich viel Platz. Für eine Stadtwohnung, meine ich. Ihr habt Glück, dass es hier so geräumig ist.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Du kennst mich, Joan, oder?« Er streckte eine Hand aus. »Ich bin der Vater von Callie.«
    »Callie ist nett.«
    »Was hältst du davon, Joan … wenn du hier rauskommen möchtest, nehme ich dich mit zu mir nach Hause, und du kannst über Nacht bei Callie bleiben.«
    Joan betrachtete ihn eingehend mit ihren unglaublich großen Augen. Dann nahm sie seine Hand. »Meine Mama ist krank«, sagte sie leise. »Papa hat gesagt, sie schläft.«
    »Ich weiß, mein Liebes, ich weiß«, flüsterte Lester und strich der Kleinen liebevoll ein paar Haare aus dem Gesicht. »Also, ich nehm dich jetzt auf den Arm, und du hältst dich ganz doll fest, ja?«
    Joan sprang in seine Arme.
    »Mach die Augen zu«, sagte Lester und trat vom Schrank zurück. »Mach einfach die Augen zu, Liebes, und denk an irgendwas ganz Schönes.« Er drückte ihren kleinen Kopf an seine Brust und trat zur Seite, schirmte sie von Blackout ab und dann, während er den Flur hinunterging, von Hollys Körper.
    »Du bist jetzt in Sicherheit«, schnurrte er besänftigend und streichelte Joan übers Haar. »Und wir werden dafür sorgen, dass du auch in Sicherheit bleibst.«
    »Geh«, murmelte Night zu ihm. »Wir haben hier alles unter Kontrolle.«
    Lester trat vor das Haus, wo bereits ein Krankengleiter wartete. Und dieses eine Mal war er nicht von einer hungrigen Reportermeute umgeben. Wäre ja auch nicht gut für Corp, wenn sich sämtliche Medien die Mäuler über eine seiner Vorzeigefamilien zerreißen würden.
    Joans Familie.
    Während der Krankentransporter über der Stadt dahinglitt, hoch über ihrem Chaos und ihrem Schmutz und ihrer Hässlichkeit, hörte Lester eine Stimme in seinem Kopf. Seine eigene Stimme.
    Das ist alles meine Schuld.
    Er hatte George schon vor Jahren die Wahrheit gesagt. Damals, als Luster voller Trauer gewesen war über Valeries Fehlgeburt. Und diese Wahrheit hatte Blackout zu einem gebrochenen Mann gemacht. Diese Schuld fraß an Lester. Verzehrte ihn schneller als Feuer. Lester zog sich die Maske vom Gesicht. Dann lockerte er die Schnallen an seinen Handschuhen, an seinem Umhang und seinen Stiefeln. Am liebsten hätte er das alles in Brand gesetzt.
    Er würde niemals wieder Luster sein. Nicht nach heute Abend.
    Er musste seine eigene Familie schleunigst von hier wegschaffen. Weg von diesem ganzen Wahnsinn und der Geheimniskrämerei, die sich ausbreitete wie ein Fieber. Die gute Männer zu Mördern machte und kleine Mädchen zu Waisen.
    Er musste es tun, bevor mit ihm und Valerie genau dasselbe passierte. Und es wieder seine Schuld war.

KAPITEL 47
    NIGHT
     
     
    Die Überreste von Team Alpha bei ihrer Trauerarbeit zu beobachten, ist besser als jeder Film. Wenn es nicht außermenschliche Freaks wären, könnte man direkt Mitleid mit ihnen haben.
     
    - Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 188
     
     
    Night verfolgte Blackouts Urteilsverkündung schweigend. Er hatte natürlich seine Pflicht getan und detailliert Bericht erstattet über alles, was an jenem verhängnisvollen Abend geschehen war – bis hin zur Rettung des kleinen Mädchens, der kleinen Schattenmacht. Darüber hinaus jedoch sagte er im weiteren Verlauf der Verhandlung gar nichts mehr. Nicht zu Luster, der in ziviler Kleidung neben ihm saß und leise vor sich hin murmelte; nicht zu Blackout, der vollgepumpt war mit Drogen, die Hände mit Betäubungshandschellen gefesselt; und ganz sicher nicht zur Presse. Nights Gesicht war eine undurchdringliche Maske ohne jede emotionale Regung.
    In seinem Kopf jedoch wirbelten die Gedanken umher, gejagt vom Schatten und eiskalt.
    Schwach, dachte er. Blackout war schwach gewesen. Er hatte sich dem Schatten ergeben, anstatt ihn zu beherrschen. Dafür verdiente der Mann den Tod. Aber töten würde man ihn nicht. Corp-Co war gegen die Todesstrafe, und das bedeutete, die Regierung war es auch. Nein, sie würden ihn wegsperren. Ins Blackbird-Gefängnis. Vollgepumpt mit Medikamenten und völlig teilnahmslos würde er in den Hochsicherheitstrakt

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