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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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wäre es ein für alle Mal los, nachdem er in die Schwadron eingetreten war, um Menschen vor anderen Menschen zu retten, wie sein Vater.
    Aber jetzt war es wieder da und machte ihn ganz schwindelig, während er sein Ohr gegen die Wohnungstür der Greenes presste.
    Ganz entfernt konnte er ein Weinen hören. Weinen, dann Schreie. »Joannie! Du kannst dich vor deinem Papa nicht verstecken!«
    Lester fuhr von der Tür zurück, als sei sie glühend heiß. »Oh … Scheiße!«
    »Wie ist die Lage?« Nights Gesicht tauchte neben ihm auf, gleichgültig und ausdruckslos unter seiner Kapuze.

»Es ist passiert«, antwortete Lester leise. Die Schreie in der Wohnung wurden lauter. »Geh aus dem Weg!«
    Night versteifte sich, und für einen Moment dachte Lester, der größere Mann würde ihn schlagen, ihn in kalten Schatten wickeln und zermalmen. Dann nickte Night und trat mit einem kühnen Schwung seines Umhangs beiseite. »Velocity, Senator – zu mir. Luster geht zuerst.«
    Lester ließ auf seiner Handfläche eine weiß glühende Strobokugel entstehen und warf sie auf die Tür. Sie explodierte nach innen, flog aus den Angeln, und Lester stürmte hinein. Er missachtete das Protokoll, sicherte nicht seine Deckung, stürzte einfach nur in die Wohnung und betete, es möge nicht zu spät sein.
    Er nahm die Dinge wahr wie durch eine gesplitterte Linse. Alles war viel zu hell und viel zu laut, zerborsten und voller Schreie.
    Verstreute Kekse und Krümel auf dem Küchenfußboden.
    Ein umgeworfener Tisch im Wohnzimmer.
    Ein Körper auf dem Boden des Korridors.
    Kein Körper.
    Holly.
    Das Blut war viel zu dunkel. Der Fleck, der sich in den weizenfarbenen Teppich ergoss, der vermutlich genauso viel gekostet hatte, wie Lesters und Valeries gesamte Wohnungseinrichtung, wirkte nicht real. Er sah schwarz aus, so wie das Blut in einem dieser alten Horrorschinken. Schwarz und dick wie der Schokoladensirup, den Bela Lugosi in Dracula aus seinen Opfern saugte.
    Holly lag auf dem Rücken, den Körper in sich verdreht wie eine Brezel, die Arme flehend ausgestreckt.
    In der Wohnung herrschte eine Eiseskälte. Lester konnte seinen Atem sehen. Er spürte, wie das Blut in seinem Körper langsamer floss, während Schatten über jeden einzelnen Gegenstand kroch.
    Kalt, so kalt, kalt wie ein Grab …
    »Luster, beweg dich!«, blaffte Night, und kraftvolle Hände schoben ihn aus dem Weg, weg von einem Schattenkriecher.
    Als Lester sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, sah er durch eine offene Tür in ein Schlafzimmer – das pinkfarbene Zimmer eines kleinen Mädchens. George Greene kauerte vor einem Schrank. Aus seiner Nase ergoss sich ein Strom von Blut.
    »KOMM RAUS!«, bellte er, und Schattenarme schlängelten sich überall umher wie Ranken in einem bösen, finsteren Garten.
    »Ihr zwei«, rief Night und machte eine befehlende Kopfbewegung zu Velocity und Senator. »Nehmt ihn ins Visier!«
    Die Betas folgten seiner Anweisung, und Night wandte sich Blackout zu. »George«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Was auch immer passiert ist, wir können dir helfen.«
    »Das glaube ich kaum, Kumpel«, flüsterte Lester. Er sah nach hinten auf den Fußboden. Hollys Augen standen offen. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich Blutspritzer ab wie die roten Fußabdrücke winziger Elfen.
    Blackout brüllte.
    Lester hörte, wie er tobte, als Night sich ihm näherte. Er selbst konnte die Augen nicht von Holly abwenden. Blackouts Widerstand würde vergeblich sein. Wenn Night vorhatte, jemanden in die Knie zu zwingen, dann gelang es ihm auch, egal, um welchen Preis.
    Einen Momemt später brach Blackout wimmernd zusammen.
    In der anhaltenden Stille, die folgte, hörte Lester ein Weinen. Es waren nicht Blackouts wimmernde Schluchzer – das hier klang weicher, höher. Lester riss seinen Blick von Hollys Körper los und folgte dem Geräusch.
    Das Schluchzen kam aus dem Schrank.
    Er stieg über Blackout weg, der zusammengekrümmt auf der Seite lag und jetzt von Night mit Betäubungshandschellen gefesselt wurde. »Hallo«, sagte Lester, und öffnete vorsichtig die Schranktür. »Ist jemand …«
    Ein Schattententakel schoss auf ihn zu, versuchte, ihn zu ersticken.
    Er schuf eine Strobokugel und ließ sie vor sich schweben. Der Funken sprühende Ball hielt den Schatten in Schach – und enthüllte den Blick auf ein winziges, schmales Gesichtchen, umgeben von einer Wolke seidiger maisfarbener Haare. Das Gold war übersät mit kleinen Spritzern von Schatten.
    »Hey. Hallo, Joan«,

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