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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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warnend den Zeigefinger.
    »Entschuldige, Mama.«
    »Unser kleines Mädchen hat Kekse stibitzt?«
    Georges Stimme ließ Holly zusammenzucken, denn sie hatte ihn nicht kommen hören. Sie warf ihm ein schnelles Lächeln zu und wollte gerade eine Bemerkung über Joannies armselige Fähigkeiten als Diebin machen, als sie den Anflug von Schatten in seinen Augen bemerkte.
    »Alles bestens, Liebling«, sagte sie und lächelte, um ihm zu zeigen, dass wirklich alles bestens war. »Sie kennt die Regeln. Sie weiß ganz genau, dass sie keine mehr nehmen darf. Stimmt’s, Joannie?«
    Aber ihre Tochter war schon wieder aus der Küche gestürmt, wollte ihr Katz-und-Maus-Spiel fortsetzen. »Find mich doch, Papa!«
    »Alles bestens«, wiederholte Holly lachend. »Unsere Joan ist ein gutes Mädchen.«
    »Das ist sie«, stimmte George zu und lächelte stolz. Dann rannte er mit einem lauten »Ich komme, Joannie!« aus der Küche.
    Holly dachte darüber nach, was sie zum Abendessen kochen wollte. Sicher, sie hätte die Runner bitten können, etwas zu besorgen, aber sie mochte die Hausarbeit einfach. Und George war es auch lieber. Vielleicht etwas Lustiges, Tacos zum Beispiel … Sie sah hinüber zu dem Comlink, das an der Wand befestigt war, gleich neben dem roten Notfallknopf. Vielleicht würde sie am Ende doch etwas vom Mexikaner bestellen. Wozu die Küche ins Chaos stürzen und dann wieder aufräumen, wo sie doch jemanden hatten, der etwas zu essen besorgen konnte?
    Sie sah Joannie zurückkommen und begehrliche Blicke auf die zum Abkühlen ausgebreiteten Kekse werfen. Wieder schüttelte Holly lächelnd den Kopf. Es war wirklich hoffnungslos. Ihr Kind hatte eben eine Schwäche für Süßes.
    Joannies kleine Hand schoss hervor und grapschte sich den nächsten Keks.
    »Joan.«
    Das war George, direkt hinter Holly. Nein, nicht George – das war Blackouts Stimme, tief und drohend. Holly wirbelte herum und sah ihren Mann in der Küchentür stehen. Ströme von Schwarz ergossen sich über seine Arme, seine Augen. Mit seidenglatter, dunkler Stimme sagte er: »Du hast die Regeln gebrochen, Joannie.«
    »Liebling«, sagte Holly, »das ist schon in Ordnung. Wirklich.«
    »Es ist nicht in Ordnung. Wie soll denn jemals eine gute Soldatin der Schwadron aus ihr werden, wenn sie die Regeln bricht? Gute Mädchen brechen keine Regeln, Joannie!«
    Hinter sich hörte Holly, wie ihre Tochter einen furchtsamen Schluchzer ausstieß.
    »George! Hör auf damit! Du machst ihr Angst.«
    »Sie sollte auch Angst haben. Sie hat die Regeln gebrochen. Überall Krümel auf dem Fußboden!«
    Holly lächelte. Vorsichtig. Furchtsam. Und während sie eine Hand nach ihrem Mann ausstreckte, griff sie zugleich tief hinein in ihr Innerstes und pumpte Licht in ihn, besänftigte ihn, beruhigte ihn.
    Er grinste – ein hungriges, hässliches Grinsen, das ihr Herz zu Eis erstarren ließ.
    »Oh, Holly«, sagte er. »Du machst dir wirklich Sorgen, nicht wahr? Sie haben dich perfekt gemacht, stimmt’s? Meine perfekte … kleine … Frau.«
    Oh mein Gott! Er klingt wie ein Irrer.
    »Ja«, sagte Blackout sanft, fast nachdenklich. »Sie haben mir genau das gegeben, was der Doktor verordnet hat.« Er lachte, und das Lachen triefte vor Wahnsinn.
    Holly wisperte: »George?«
    »Komm her zu mir, Holly. Umarme mich!«
    Und dann griff der Schatten nach ihr.
    Sie schrie nicht auf, jedenfalls zuerst nicht. Die schwarzen Bänder ließen sie vor Kälte zittern, als sie sich um ihren Körper schlangen und alle Wärme aus ihm saugten. Ihr Atem gefror, und ihre Lippen barsten, und immer noch lächelte sie, zeigte George, dass sie ihn liebte, wusste, er würde ihr niemals wehtun. Nicht absichtlich.
    Und dann drückte der Schatten zu.
    Zuerst spürte sie nur Überraschung, als ihre Rippen brachen. Und dann, als die schlangenartigen schwarzen Bänder sich immer enger zusammenzogen, schlug der Schmerz zu.
    Holly geriet in Panik, wand sich, schlug um sich mit ihrer Kraft und ihrem Körper. Doch es nützte nichts.
    Blackout kicherte.
    »Joan«, würgte Holly hervor. Blut sprudelte aus ihrem Mund. »Notfall!«
    Sie hörte, wie ihr kleines Mädchen zu weinen begann. Glaubte zu hören, wie Joannie losrannte. Das einzige Abschiedsgeschenk, das sie ihrer Tochter machen konnte, war Ablenkung. Holly Owens Greene warf das letzte bisschen Licht auf Blackout, das ihr noch geblieben war. Zwang ihn, seine Aufmerksamkeit bei ihr zu lassen, nur noch einen Augenblick lang.
    Eine Hupe ging los – Joannie hatte den

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