Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
Vom Netzwerk:
Schwadron ein Ziel höchster Priorität ausgemacht hatte.
    Valerie knipste das Sprechgerät an. »Ops, hier Victoria.«
    »Victoria, hier Ops. Bitte sprechen.«
    Insgeheim atmete Valerie erleichtert auf. Crush hatte heute Dienst. Die Erdmacht war im Rollstuhl gelandet, nachdem Demolition Man ein ganzes Haus über ihm hatte zusammenstürzen lassen. Aber er behandelte Valerie zumindest nicht als Bürgerin zweiter Klasse.
    »Ich habe einen Alarm. Irgendwas los in meinem Sektor?«
    »Moment.« Tasten klickten, während Valerie das gesichtslose Grau der Stadt unter sich vorüberziehen sah. »Jepp«, meldete sich Crush wieder. »Sieht so aus, als wäre Luster soeben mit Professor Neutron aneinandergeraten.«
    Auf ihrem Bildschirm poppte eine Suchmeldung auf: Neville Marsh alias Professor Neutron. Physiker. Hatte bei einem Zwischenfall in einem Mega-Teilchenbeschleuniger seine Frau verloren. Labil. Imstande, die Struktur von Atomen zu verändern. Er hatte außerhalb von Des Moines ein kleines schwarzes Loch erschaffen und stand jetzt auf Corps Liste der meistgesuchten Verbrecher. Ironischerweise hatte er sich der Ausbildung zum Helden verweigert und stattdessen für die Abteilung Forschung und Entwicklung von Corp gearbeitet -bis zu seinem Nervenzusammenbruch. Das war anscheinend keine so gute Idee gewesen.
    Und natürlich hatte Luster ihn gefunden. Klar.
    »Verstanden.« Valerie seufzte. »Ich schätze mal, ich bin die Kavallerie.«
    »Luster kommt allein zurecht«, gab Crush zurück. »Schnapp du dir mal einen netten Straßenräuber. Oder auch zwei, wenn’s geht. Irgendwie müssen ja die Kosten für den Treibstoff wieder reinkommen.«
    »Gemäß den Vorschriften der Schwadron hat Rückendeckung erste Priorität, wenn der Gegner ein Superschurke ist«, schnappte Victoria.
    »Du weißt doch ganz genau, dass sie dich noch mehr links liegen lassen werden, falls du einem von ihnen den Arsch rettest«, sagte Crusher leise.
    Valerie wechselte auf GPS und stellte Lusters Leitsignal ein. »Als ob ich hier wäre, um neue Freunde zu finden. Victoria Ende.«
    Sie schaltete den Autopiloten aus, und der Gleiter legte sich schräg. Dann tauchte sie tief hinein in das Labyrinth aus halb fertigen Lagerhäusern mit ihren rostigen, längst verlassenen Stahlskeletten. Wreck City wurde dieser Ort genannt, und es war unschwer zu erkennen, warum.
    Sie entdeckte Lusters weiße Uniform und steuerte den Gleiter zu ihm hinunter. Als er das Geräusch bemerkte, drehte Lester Bradford sich um, und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ein schönes Gesicht, wie gemacht für die Kameras. Und in seinem Lächeln lag genau jenes Maß an Unbekümmertheit, das auf Gefährlichkeit hindeutete. Luster hatte wirklich alles – schwarzes Haar, blitzende Augen, die Statur eines Helden und dieses Lächeln, das einen blenden konnte, wenn man nicht auf der Hut war.
    Ein Prachtkerl, keine Frage. Aber einer, in dem nur Scheiße steckte, jedenfalls, soweit Valerie das beurteilen konnte. Bradfords Kameralächeln war genauso falsch wie Cupidas Brüste.
    »Du hast Neutron?«, fragte sie ohne Umschweife. Schließlich dachte Luster genau dasselbe von ihr wie alle anderen auch – von oben bis unten zweite Wahl. Und nur, weil er sich ihr gegenüber nicht offen feindselig benahm … und wie der Star in einem dieser 3D-Filme aussah …
    »Dir auch einen wunderschönen Tag.« Bradford hatte seinen britischen Akzent nicht zugunsten des Brandings abgelegt, und das gereichte ihm zum Vorteil. Sehr sogar. »So, so – die lassen dich also schon ganz alleine raus? Da muss ja einer von denen da oben ziemlich viel von dir halten.«
    »Na ja, eigentlich machen sich eher alle über mich lustig.« Valerie verkniff sich einen Fluch. Sie hatte schon zu viel gesagt.
    Lester grinste sie unverhohlen an. »Wieso das? Was ist denn so schrecklich lustig an dir? Etwa, dass du mir mit bloßen Händen den Kopf abreißen könntest? Oder eher die Tatsache, dass ich es angesichts deiner körperlichen Vorzüge wahrscheinlich sogar genießen würde?«
    Valerie konnte spüren, wie ihre Augenbrauen ganz von selbst in die Höhe schnellten. Er hatte gerade einen Superschurken in die Enge getrieben … und jetzt flirtete er mit ihr?
    »Lass mich raten: Dein Mund ist dein beweglichstes Körperteil?«, schoss sie zurück. Er würde sie nicht aus der Fassung bringen und sich später mit den Schattenjungs darüber kaputtlachen.
    »Oh, mit Abstand«, stimmte Luster zu.
    Damit hatte Valerie nicht gerechnet.

Weitere Kostenlose Bücher