Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
Wahrscheinlich werden sie sofort eine große Pressekonferenz einberufen und den ganzen Kram. Die Medien werden hinter uns her sein wie der Teufel. Ich so ein prächtiger Bursche und du so … na, eben du.«
Es klingelte an der Tür, und Valerie sprang auf, froh über die kleine Störung. »Unsere Pizza.« Sie griff sich Lesters Unterhemd und ihr Höschen, zog sie sich an und ging zur Tür.
»Valentine.« Diesen Namen hatte er sich nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht für sie ausgedacht. Es war am Valentinstag gewesen. Bei der Erinnerung musste sie grinsen. Nur Lester konnte es sich leisten, so geschmacklos zu sein, und damit auch noch durchkommen.
»Ja, Les?«
»Ich liebe dich auch.«
KAPITEL 19
ANGELICA
Blackout zeigt Anzeichen von Verfall. Ich würde ihn gerne außer Dienst stellen, aber Aaron behauptet, er hätte eine bessere Lösung.
- Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 70
»Angelica, jetzt konzentrier dich doch mal!« Holly blinzelte, dann blickte sie finster auf ihre Konsole. Ungefähr fünfhundert Meter hinter ihr heulte die Sirene eines Rettungswagens auf, der schnell näher kam. Andere Gleiter waren schnell nach rechts geschwenkt und hatten den Weg frei gemacht. Holly murmelte vor sich hin und gab ein paar Kommandos ein. Das Streifenfahrzeug sauste nach rechts. Es spielte keine Rolle, dass das Rettungsfahrzeug den Verkehrsstrom genauso gut hätte überfliegen können. Ob in der Luft oder am Boden, es galt die Straßenverkehrsordnung: Sirene? Rechts ausweichen. Schnellstens.
»Mein Gott, Mädchen. Wo bist du eigentlich in letzter Zeit mit deinen Gedanken?«
Seufzend schaltete Holly auf Autopilot. Dann drehte sie sich auf ihrem Sitz um und blickte Victoria in die Augen. »Hör zu«, sagte sie. »Es tut mir leid …«
»Halt die Klappe!« Valerie beugte sich nach vorn. Ihre dunklen Augen glitzerten vor Zorn. »Du hast dich überhaupt nicht mehr im Griff. Gerade eben hättest du fast einen Zusammenstoß mit einem Rettungswagen verursacht.«
Holly versteifte sich. »Ich sagte, es tut mir leid.«
»Und was war das vorhin mit Mnemonic? Hast du vergessen, wie du deine Kräfte deaktivieren kannst? Oder macht es dir einfach Spaß, deine Teamkameraden in einen Wonnetaumel zu versetzen?«
»Es war ein Unfall, Herrgott noch mal! Wie oft muss ich noch sagen, dass es mir leidtut?«
»Es tut mir leid«, gab Valerie zurück und ahmte dabei Hollys Tonfall nach. »Eine Entschuldigung bringt’s hier nicht, Angelica. Nicht in Team Alpha.«
Holly verkniff sich eine bissige Erwiderung. Val hatte recht. Verflucht! Sie seufzte und schloss die Augen.
»Holly«, fragte ihre Partnerin mit sehr viel weicherer Stimme. »Was ist los, hm? Du bist gar nicht mehr du selbst und das schon seit … na ja, seit Wochen.«
Wie sollte sie Valerie beibringen, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren? Nein, schalt sie sich, sei zumindest ehrlich zu dir selbst. Es ist ja noch viel schlimmer. Oft geschah es, dass sie über etwas nachdachte, aber genau in dem Moment, wo der Gedanke Gestalt anzunehmen begann, rutschte er weg, und sie blieb verwirrt zurück. Und dann konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, was sie gerade getan hatte.
Aber wenn sie irgendwas darüber verlauten ließ, würde man sie zu Dr. Moore schicken, und der würde sie einer seiner eigenwilligen Therapien unterziehen. Und Holly würde eher sterben, als das zuzulassen. Ihre Stimme klang angespannt, als sie sagte: »Es ist nichts.«
»Scheiße auf Toast. Mit dir stimmt was nicht. Sonst wärst du nicht so dermaßen neben der Spur.«
»Ich schlafe nicht gut.« Und das stimmte sogar. Holly konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal aufgewacht war und sich so richtig erholt gefühlt hatte.
»Ist mit Hai alles in Ordnung?«
Hai.
Holly rollt sich herum. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen sieht sie zu Hai hinauf »Das«, schnurrt sie, »war erstaunlich.«
Er lacht ganz leise, und das Geräusch löst viel weiter unten in ihrem Körper unglaubliche Dinge aus. »Du selbst warst auch ziemlich erstaunlich.«
»Mmmm.« Sie streckt sich, massiert eine schmerzende Stelle an der Schulter. Der Mann war ein fantastischer Liebhaber, aber wenn die Leidenschaft mit ihm durchging, konnte er ein bisschen grob werden. Holly störte das nicht. Sie mochte es leidenschaftlich. »Ich würde ungeheuer gerne noch bleiben, aber ich muss um 6.00 Uhr mit Victoria aufstreife.«
»Heute Nacht wäre es sowieso nicht gegangen.
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