Projekt Sakkara
kein Interesse daran haben, dass jemand die Ursprünge ihrer Kultur so kritisch hinterfragt.«
»Wie meinen Sie das, Professor?«
»Nun, wenn wir versuchen, zu verstehen, welche ursprüngliche Kultur die ägyptische hervorgebracht hat, wer die Lehrmeister der Ägypter waren, wem die Ägypter nacheiferten, dann zieht das den Thot-Anhängern den Boden unter den Füßen weg. Plötzlich ist das hier keine eigenständige, kreative und grandiose Kultur mehr, sondern lediglich ein Volk der Schüler und Nachahmer. So kann es jedenfalls in deren Augen aussehen.«
»Solche Ideen sind aber nicht neu«, sagte Patrick und kniff die Augen zusammen. »Wenn nun ausgerechnet wir aus diesen Gründen behindert werden, dann würde das bedeuten, dass die Thot-Anhänger uns als Gefahr ansehen. Als wüssten sie, dass wir auf dem richtigen Weg sind!«
»In der Tat«, sagte Peter, »das würde es bedeuten.«
»Ich frage mich nur, wie sie ständig wissen können, was wir tun. Sie wissen, dass wir hier wohnen, kennen unsere Schlafzimmer, sie sind uns nach Rhodos gefolgt, und sie wussten, dass wir heimlich in das Archiv des Museums eindringen würden. Dabei haben wir das erst heute Morgen spontan entschieden. Melissa scheidet als Spitzel schon allein deswegen aus, weil wir sie erst getroffen haben, nachdem man uns die toten Käfer an die Tür genagelt hat.«
»Sie vergessen«, warf Peter ein, »dass wir sie sehr wohl schon länger kennen. Wir haben sie schließlich in Hamburg zum ersten Mal getroffen.«
»Trotzdem! Von Rhodos wusste sie auch nichts.«
»Ich sehe schon, ich stoße hier auf Ihr taubes Ohr ... «
»Ganz richtig, Herr Professor.«
»Nun, wie dem auch sei. Wir können wohl davon ausgehen, dass wir auch weiterhin beobachtet werden, und es stellt sich die Frage, wie weit man gehen wird, um uns weiter zu behindern.«
»Weiß man, wer diese Leute sind? Wer steckt hinter Thot Wehem Ankh?«
»Meines Wissens ist das nicht bekannt«, erklärte Guardner. »Aber es ist möglich, dass man sich bisher nicht ausreichend Mühe gegeben hat, es herauszufinden. Schließlich hat die Gruppe bisher keine außergewöhnliche Bedrohung dargestellt. Ich werde mich umgehend darum kümmern, dass das untersucht wird.«
»Ja, das wäre wohl mal an der Zeit!«, sagte Patrick. »Wer weiß, wozu die fähig sind. Und ich für meinen Teil weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe.«
»Sie müssen uns außerdem einen weiteren Gefallen tun, Mister Guardner«, sagte Peter.
»Aber natürlich«, erwiderte der Alte. »Alles, was ich tun kann, um Ihr Vorhaben zu unterstützen. Sie dürfen nicht vergessen, dass ich an der Auflösung des Rätsels ebenso interessiert bin wie Sie selbst!«
»Gut. Wir benötigen einen Termin mit dem Leiter des Supreme Council of Antiquities.«
»Einen Termin mit Dr. Hisham Abdel Aziz?«
»So ist es. Und zwar möglichst nicht zwischen Tür und Angel in seinem Büro.«
»Das wird außerordentlich schwierig sein! Wissen Sie, was Sie da verlangen? Dr. Aziz ist nicht nur ein extrem vielbeschäftigter Mann, er ist die wichtigste Persönlichkeit für Altertumsfragen in ganz Ägypten, er hat mehr Einfluss als viele Politiker. Ohne einen triftigen Grund werden Sie nicht einmal in das Vorzimmer des SCA kommen. Dr. Aziz verfügt über mehrere Ehrendoktortitel und ist Mitglied des Vorstands des Ägyptischen Museums. Diesen Mann kann man nicht einfach zum Tee einladen.«
»Ich hatte gehofft, dass Sie besondere Kontakte haben, die es uns ermöglichen. Es ist außerordentlich wichtig.«
»Um was geht es denn? Muss er selbst Ihnen weiterhelfen?«
»Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass das Artefakt, das wir suchen, das Pyramidion des Djoser, tatsächlich existiert hat.«
»Wirklich?! Erzählen Sie!«
»Während der Ausgrabungen von Cecil Firth wurde 1926 in Sakkara ein mit Metall verkleidetes Pyramidion gefunden. Interessanterweise gab es im Zusammenhang mit dem Fund einen Unfall, der damals auf »statische Aufladung‹ des Objekts zurückgeführt wurde. Wir vermuten, dass jemand beim Berühren einen Schlag bekommen hat oder etwas in dieser Art. Jedenfalls wurde das Pyramidion abgedeckt, um es zu isolieren, und nach Kairo versendet. Dort traf es ein und wurde von der Altertümerverwaltung beschlagnahmt. Nähere Erklärungen haben wir nicht gefunden, aber wir vermuten, dass das Objekt aus ebendiesem Grund verschollen ist. Nur der Leiter des SCA ist wahrscheinlich in der Lage und befugt zu erklären, wo sich dieses Fundstück heute
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