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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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zum Vorschein. Dennoch glänzte der größere, intakte Teil, als sei er gerade erst poliert worden.
    Drei der Seiten zeigten ein identisches, regelmäßiges Muster, das aus einer Vielzahl kleiner werdender, ineinander verschachtelter Dreiecke bestand.
     

     
    »Das ist äußert ungewöhnlich«, sagte Peter. »Das ist kein typisch ägyptisches Motiv.«
    »Aber vielleicht dieses hier?« Patrick stand an der vierten Seite, die eine bildliche Darstellung enthielt. Sie zeigte ein Boot, auf dem mehrere Gestalten standen, die in Fahrtrichtung blickten. Direkt vor dem Bug endete das Wasser, und hier bäumte sich eine kräftige Schlange auf, die dem Boot drohend entgegensah. Über der Szene schwebten mehre einzelne Symbole in der Luft, ein Auge, ein Skarabäus und mehr.
     

     
    »Sagt Ihnen das was?«, fragte Patrick.
    Peter studierte die Motive eingehend. »Das ist ebenfalls sehr ungewöhnlich«, sagte er dann. »Es handelt sich um eine berühmte Szene, oder jedenfalls ist es ihr sehr ähnlich.«
    »Inwiefern berühmte Szene?«
    »Nun, wie Sie wissen, habe ich mich viel mit Mythologie und ihrem Ursprung beschäftigt. Wenn ich also auch kein ausgewiesener Ägyptologe bin, kenne ich doch einige der klassischen religiösen Werke. So gibt es zum Beispiel einen Kanon von Erzählungen über das Jenseitsverständnis der Ägypter, die so genannten Unterweltsbücher. Diese Erzählungen wurden in einzelnen Szenen dargestellt und tauchen immer wieder, mal vollständig, mal in Auszügen, auf den Innenwänden von Gräbern oder auf Sarkophagen auf. Diese Szene hier ist eine solche. Sie zeigt die Sonnenbarke, in der der tote Pharao auf einem Fluss durch die Unterwelt fährt. Allerdings, und das ist das Ungewöhnliche daran, tauchen diese Bilder erst im Neuen Reich auf, also etwa ab 1500 vor Christus. Aber dieses Pyramidion soll ja wesentlich älter sein, nämlich von der Pyramide des Djoser, und die wurde bereits eintausend Jahre zuvor gebaut!«
    »Das hieße: Entweder das Pyramidion ist gar nicht das, wofür wir es halten«, überlegte Patrick.
    » ... oder das hier ist der bisher älteste Beleg für die Unterweltstexte!«, fuhr Peter fort. »Dann wären die Ursprünge des Amduat, des Pfortenbuchs, des Buchs der Höhlen, und wie sie alle genannt werden, tausend Jahre älter!«
    »Was nur bedeutet, dass wir uns der Quelle des Wissen nähern«, überlegte Patrick, »wie wir es uns ja auch eigentlich vorgestellt haben.«
    »In der Tat, so ist es. Fantastisch!«
    »Es bleibt allerdings die Frage, wie es jetzt weitergehen soll. Der alte Echnaton faselte ja etwas davon, dass er die heilige Erleuchtung bekam, als er das Pyramidion berührte. Also müssen wir das irgendwie auch.« Patrick sah auf seine Uhr. »Und wir sollten uns vielleicht etwas beeilen ... «
    »Keine Sorge.« Peter setzte seine Lesebrille auf. »Wenn Sie schon einmal auf einer Abendveranstaltung des Rotary Clubs gewesen wären, wüssten Sie, dass dort nach der dritten Zigarre und dem fünften Brandy noch lange nicht Schluss ist. Dr. Aziz wird wohl kaum in den nächsten paar Stunden nach Hause kommen. Und sollte jemand die Polizei gerufen haben, wäre sie vermutlich schon längst hier. Bedenken Sie: Dies ist eine Gelegenheit, die wir nie wieder bekommen werden! Wir sollten daher so sorgfältig wie möglich vorgehen und keine Fehler aus Übereifer begehen.« Er beugte sich näher an die Hieroglyphen im Metall. »Berühren sagten Sie, ja?«
    Auch Patrick trat näher und beäugte die Oberfläche aus der Nähe. »Vielleicht gibt es irgendwo eingelassene Schalter?«, überlegte er.
    »Einen Schalter? Wofür denn das?«
    »Nun, falls das Pyramidion einen Mechanismus enthält, falls es eine Maschine ist.«
    »Also wirklich, Patrick!«
    »Ich meine es ernst! Erinnern Sie sich an das Artefakt im Tropfstein. Es war Teil einer Maschine, ein Beleg für irgendeine Technologie, die sogar weit älter als dieser Stein hier zu sein schien. Und dieses Muster auf den anderen drei Seiten, das sieht mir auch sehr modern aus. Sind wir nicht auf der Spur eines uralten Wissens, einer Kultur, die vielleicht weit höher entwickelt war, als wir es glauben können? Wer sagt uns, dass das hier nicht wirklich der Beweis für eine Hochtechnologie ist, die wir nur nicht verstehen? Demnach könnte es auch einen Schalter geben.«
    »Nun, aber selbst wenn Ihre Theorie der technologischen Hochkultur stimmt: Auch Feuer muss man nicht erst einschalten, um sich daran zu verbrennen. Was ich sagen will, ist:

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