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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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würden aller Voraussicht nach auch nicht mehr installiert werden, bevor der Bau endgültig wieder verfiel. Das Gebäude befand sich in einem jener hektisch erschlossenen Industriegebiete im Nirgendwo, umgeben von verwaisten Baugruben, Schutthügeln und provisorischen Straßen. Vielleicht würde sich im Laufe der Zeit noch mehr Gewerbe ansiedeln, aber wahrscheinlicher war, dass das Gelände eine Totgeburt bleiben und sich irgendwann illegale Siedler ausbreiten und es mit selbst gezimmerten Hütten überziehen würden. Ein weiteres Slumgeschwür.
    Er ging durch den langen Flur auf das Zimmer am Ende zu. Als er den Raum betrat, fand er eine Reihe von Tischen vor, um die ein knappes Dutzend Männer saßen. Die meisten erkannte er, wenige waren ihm fremd. Sie waren gut gekleidet, nickten ihm zu und warteten, dass er Platz nahm.
    »Wir sind vollzählig«, sagte ein stämmiger Ägypter mit Spitzbart. »Meine Herren, ich danke Ihnen für Ihr kurzfristiges Kommen.«
    Die Gruppe traf kaum jemals in dieser Form zusammen, nur einige von ihnen pflegten gelegentlichen Kontakt. Alle notwendigen Abstimmungen und Koordination ihrer Aktivitäten wurden in der Regel telefonisch oder per E-Mail erledigt. Sie wahrten die Anonymität ihrer Gruppe, und daher war es wichtig, keine allzu engen Verbindungen entstehen zu lassen. Ein Treffen wie das heutige bedeutete stets das Risiko, aufzufallen und Spuren zu hinterlassen.
    »Wir haben ein Problem«, fuhr der Mann fort, »und wir müssen gemeinsam entscheiden, wie wir vorgehen wollen. Unser Auftrag ist heilig, und nun sind Ungläubige im Land, die uns bedrängen. Leider konnten wir ihre Einreise nicht verhindern. Wie konnte es dazu kommen, Dr. Aziz?«
    Der Vorsitzende der Altertümerverwaltung holte Luft. »Sie haben mächtige Verbündete.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Sie haben einen Protektor. Ihm gelang es, ihre Einreise trotz meiner ausdrücklichen Vorkehrungen genehmigen zu lassen. Es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.«
    »Oliver Guardner?«
    »Ja. Wir hätten wissen müssen, dass er sich über so schlichte Dinge hinwegsetzen kann. Und Oliver Guardner ist unantastbar, das wissen Sie selbst.«
    »Nun sind die beiden im Land. Was haben wir für Möglichkeiten?«
    Ein Mann mit Schnauzbart ergriff das Wort. »Thot Wehem Ankh muss sehr behutsam in der Wahl der Mittel sein. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen.«
    Ein weiterer Mann ergriff das Wort. »Es darf nicht sein, dass Fremde in den innersten Geheimnissen unserer Kultur Raubbau betreiben und unsere Sache zunichtemachen! Je schneller wir eingreifen und je energischer, umso eher lässt sich das Übel mit der Wurzel herausreißen!«
    »Und wie stellen Sie sich das vor?«, rief ein anderer. »Hier geht es nicht um einfache Touristen, die man in der Wüste verdursten lassen kann!«
    »Das ist nicht der richtige Moment, um zimperlich zu sein. Der Hüter würde es nicht anders wollen.«
    Der Vorsitzende hob die Arme. »Langsam, Brüder! Vor allen Dingen ist dies nicht der richtige Moment, um die Dinge zu übereilen.«
    Dr. Aziz ließ sich auf seinem Stuhl nach hinten sinken und betrachtete die Versammelten der Reihe nach, während eine hitzige Diskussion um ihn herum entbrannte. Momente wie diesen versuchte er zu vermeiden, so gut er konnte. Sie riefen in ihm ein irreales Gefühl hervor und offenbarten eine Welt, in die er hineingeboren war und der er nicht entfliehen konnte, sosehr er es auch verdrängte. Er hatte das Erbe seines Vaters angetreten und damit nicht nur seine Arbeit fortgesetzt, sondern auch dessen Verpflichtungen. Auf diese Weise war er den Anwesenden verbunden. Es waren angesehene Menschen mit wichtigen Positionen in der Wirtschaft und der Politik des Landes. Sie stützten und deckten sich gegenseitig, und ihr unsichtbares, haarfeines Netzwerk verwob ihre Aktivitäten mit stählernen Seilen. Gemeinsam verfolgten sie ein Ziel, das ihnen über ihre Väter, Großväter und Urahnen weitergereicht wurde. Aber der Ursprung, der Sinn dieser Tradition entzog sich ihm umso stärker, je älter er wurde. Er glaubte nicht an einen göttlichen Auftrag, und genauso wenig glaubte er an die Gestalt eines übermächtigen Hüters, der ihre geheime Gesellschaft vor Äonen beauftragt hatte. Und manches Mal zweifelte er sogar, ob die Mitglieder selbst daran glaubten, oder ob sie die Legenden nur dankbar als mystischen Rahmen für ihre eigenen Interessen verwendeten. Und es bestand kein Zweifel daran, dass sich unter den Mitgliedern

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