Projekt Sakkara
Abendessen, wie du es dir heute gewünscht hast. Gefällt es dir?«
»Ja, doch, wunderbar.« Dabei schmunzelte er.
»Du bist sehr offen und freizügig«, bemerkte sie. »Holst du so auf allen deinen Reisen die Frauen ins Bett?«
Patrick fühlte sich mit einem Mal wie vor den Kopf gestoßen. In der mittelalterlichen Kriegsführung hätte man so was wohl einen berittenen Ausfall genannt. Sollte er sich jetzt zurückziehen? Verteidigen?
»Leider treffe ich nur selten so tolle Frauen«, gab er zurück und biss sich auf die Zunge, kaum dass er es ausgesprochen hatte. So tolle Frauen! Was für ein selten dümmlicher Spruch!
»Na, wenn du meinst ... «, erwiderte sie. »Ich nehme das einfach mal als Kompliment. So war es doch gemeint, oder?«
»Ja sicher!« Er holte seinen Zigaretten hervor und hoffte, dass es nicht zu unsicher wirkte.
»Du bist süß, weißt du das?«, sagte sie.
Bei dem Wort süß verzog er das Gesicht, aber sie lachte nur. Dann wurde sie wieder etwas ernster und legte eine Hand auf seinen Arm. »Aber du solltest deswegen jetzt nicht rauchen.«
»Deswegen ? Ich rauche einfach so.«
»Du solltest auch nicht einfach so rauchen.«
»Was?« Ihre Art begann, ihn sehr zu irritieren. Es schien, als hätte sie gerade die Kontrolle über den Abend übernommen.
»Rauchen ist Gift für den Körper. Und es entspricht ja nicht deinem Willen, dich selbst zu töten.«
Er entzündete die Zigarette, schon allein aus Protest, aber auch, um seine Selbstsicherheit wiederzugewinnen. »Es ist aber mein Wille, jetzt eine zu rauchen«, sagte er.
»Das denkst du, ja. Aber es ist nicht dein wahrer Wille.« Als sie sah, dass Patricks Blick verständnislos blieb, fuhr sie fort. »Na ja, das ist auch nicht so einfach zu lernen. Ich lebe jedenfalls danach: ›Tu, was du willst. Das sei das einzige Gesetz.‹ Das ist ein sehr wichtiger Lehrsatz.«
»Das klingt ziemlich egoistisch, finde ich. Außerdem, ich tue doch gerade, was ich will. Oder nicht?«
»Genau da liegt ja die eigentliche Weisheit. Es geht nicht darum, einfach nur zu tun, was einem gerade in den Sinn kommt. Sondern es geht darum zu erkennen, was man wirklich will. Was der wahre Antrieb des eigenen Lebens ist. Es geht darum, sich selbst zu erkennen, die eigene Stärke, die eigene Bestimmung, und sich nicht irgendwelchen Beschränkungen unterzuordnen, die den eigenen Geist zerstören.«
Patrick hob die Augenbrauen. Das Gespräch entwickelte sich in eine merkwürdig esoterische Richtung, auf die er überhaupt keine Lust hatte. Vielleicht hatte Peter mit seiner Warnung vor ihr recht gehabt.
»Zum Beispiel ist es der wahre Willen jedes Lebewesens zu leben, glücklich zu sein und Liebe zu empfangen«, fuhr sie fort. »Kein Lebewesen wünscht sich oder anderen Lebewesen den Tod. Wenn also alle Menschen ihren wahren Willen erkennen und danach leben würden, gäbe es keine Kriege. Es würde auch niemand Drogen nehmen oder rauchen, weil es selbstzerstörerisch ist. Das meinte ich vorhin.«
»Aber du trinkst doch auch ein Bier«, wandte Patrick ein.
»Ja, das stimmt. In vollem Bewusstsein dessen, was man tut, in kleinen Mengen und zu besonderen Gelegenheiten ist das auch mal erlaubt. Es gibt ja auch Wein bei unseren Messen.«
Eher aus Höflichkeit als aus echtem Interesse fragte er nach. »Ihr habt richtige Messen? Und Kirchen und so was?«
»Ja, natürlich.«
»Und was macht ihr da so? Wird da gesungen und gebetet?« Er grinste und schüttelte innerlich den Kopf. Der Abend war so gut wie gelaufen.
»Nicht in dem Sinn, wie du es vielleicht kennst. Natürlich gibt es bei uns auch Zeremonien und Rituale. Aber dabei geht es immer um Liebe und den freien Willen, nicht darum, eine Gottheit anzubeten.«
Patrick drückte seine Zigarette aus. »Rituale über Liebe?«, fragte er. »Wie muss man sich das vorstellen? Erzählt ihr euch da Geschichten, oder geht es um Sex?«
»Körperlichkeit ist ein völlig natürlicher Teil von Liebe«, gab sie unbestimmt lächelnd zurück.
Patrick sah sie mit großen Augen an und ärgerte sich, dass er die Zigarette gerade ausgemacht machte. Er könnte jetzt einen tiefen Zug vertragen. Eine merkwürdige Mischung aus Erregung und Widerwillen ergriff ihn. Zögerlich hakte er nach: »Du meinst, ihr habt da wirklich zusammen Sex?«
Sie kniff die Augen zusammen und grinste. »Du bist aber ganz schön neugierig, was?« Dann leuchteten ihre Augen auf, und sie zeigte auf einen Mann, der mit Tellern auf ihren Tisch zukam. »Prima, unser
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