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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den weißen Schaum, den die riesige Schiffsschraube im Meer aufwühlte.
    »Ich liebe dich«, sagte er sehr leise, weil ein paar Meter weiter ein anderes Ehepaar ebenfalls die helle Nacht genoß.
    »Du machst es zu auffällig, Hans.« Auch ihr Flüstern war kaum hörbar.
    Herbert Fehringer hob die Schultern. »Ich lebe nur noch mit dir. Ich sehe keine anderen Menschen, kein Land, kein Meer, kein Schiff … nichts ist da und um mich herum als nur du … Es ist schrecklich … schrecklich schön … Wie lange hast du Zeit?«
    »Nur ein paar Minuten, Hans. Ich muß zurück in die Bar, ehe Knut den ganz großen Streit anfängt. Das ist bei ihm immer so: Nach ein paar Tagen auf dem Schiff bekommt er eine Art Koller, aber der legt sich nach einer Woche. Ich kenne das ja.« Sie sah ihn voll an mit ihren glänzenden, großen Augen. »Wir müssen vorsichtig sein, Liebling.«
    Herbert Fehringer blickte sich um, entdeckte die Tür der Umkleidekabine und atmete tief durch. »Geh in die Umkleide«, sagte er leise, »ich komme dann nach.«
    »Du bist verrückt, Hans!«
    »Es sieht dich niemand. Die Tür liegt im toten Winkel. Ich flehe dich an: Geh hinein. Oder ich lasse es darauf ankommen und küsse dich hier auf Deck!«
    Sie schluckte ein paarmal, wandte sich dann ab, schlenderte am Schwimmbad vorbei, erreichte die Umkleidekabine und verschwand im Schatten. Fehringer hörte, wie die Scharniere der Tür leise knirschten, als sie hineinschlüpfte. Das Ehepaar neben ihm faßte sich unter und ging in die Atlantis-Bar zurück. Herbert Fehringer war allein an Deck.
    Mit schnellen Schritten lief er um die Treppe zum Oberdeck herum, näherte sich der Kabine von der anderen Seite und betrat sie. Als er zum Lichtschalter greifen wollte, hielt Sylvia seine Hand fest.
    »Nicht!« sagte sie. Ihre Stimme vibrierte. »Der Lichtschein dringt unter der Tür nach draußen, und wenn ihn ein Steward sieht …«
    Fehringer atmete tief und erregt. Er griff nach ihr, zog sie an sich, schob ihr Kleid hoch, zog den Schlüpfer herunter und drückte sie gegen die Kabinenwand. Der heiße Leib und ihre Schenkel unter seinen tastenden Händen machten ihn atemlos und gierig zugleich. Sie kam ihm entgegen, ihr ganzer Körper duftete nach irgendeinem süßlichen, erotischen Parfüm, er ahnte in der völligen Dunkelheit die Nähe ihrer Brüste, beugte sich etwas herunter und ertastete mit den Lippen eine ihrer Brustwarzen. Ein Seufzen und Aufstöhnen umgab ihn, und dann nahm er sie wie ein Verhungerter, preßte sie immer wieder gegen die Kabinenwand, hin und zurück, hin und zurück, in einem immer schnelleren Rhythmus, nicht daran denkend, daß es von außen wie ein dumpfes Klopfgeräusch klingen könnte.
    Ihr Höhepunkt war wie eine gemeinsame Explosion. Sie umklammerten sich, bissen sich in die Schultern und blieben wie zusammengeschweißt eine Zeitlang stehen, schweigend. Dann endlich lösten sie sich voneinander und sahen sich an. Die vollkommene Dunkelheit ließ nichts erkennen, aber sie wußten, daß sie sich ansahen.
    »Ich … ich muß jetzt gehen …« sagte sie so leise, als stünden sie noch an der Reling. »Morgen müssen wir so tun, als seien wir Fremde. Es hat keinen Sinn, Knut mißtrauisch zu machen. Er würde mich dann nie mehr aus den Augen lassen. Laß uns einen Tag oder ein paar Tage aussetzen … auch wenn es uns beiden schwerfällt.«
    »Einen Tag. Morgen.« Das ist der Tag von Hans, dachte Herbert Fehringer zufrieden. Wenn wir diese Zeitfolge einhalten, kommt mein lieber Bruder nie mehr an sie heran. Das wird ihn zuerst verblüffen, dann wird er ratlos sein und schließlich störrisch werden. Ich kenne doch mein Zwillingsbrüderchen. Darin unterscheiden wir uns völlig: Er gibt leicht auf, ich aber werde aktiver, je mehr Schwierigkeiten es gibt. Sosehr wir uns äußerlich gleichen, so unterschiedlich und verzweigt ist unser inneres Wesen.
    Ich werde Sylvia für mich allein haben!
    »Gut. Morgen sehen wir uns nicht.« Sie gab ihm einen Kuß, indem sie nach seinem Kopf tastete und den Geliebten zu sich herunterzog.
    »Und so bleibt es.« Herbert Fehringer riß sie an sich, umarmte sie. »Jeden zweiten Tag sehen wir uns irgendwo. So ein Schiff hat viele Winkel, wo wir allein sein können.«
    Sie nickte, befreite sich aus seinen Armen und klinkte die Tür auf. Der Lichtschein der Deckbeleuchtung drang ein, sie schlüpfte ins Freie und stieß die Tür wieder zu. Fehringer wartete eine Weile, setzte sich auf die Bank an der Rückwand. Dann ging

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