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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch er aufs Deck hinaus. Drei Männer, die am Schwimmbad standen und diskutierten, beachteten Fehringer nicht, als er an ihnen vorbeischlenderte, zurück in die Atlantis-Bar. Dort sah er noch, wie Sylvia den bitterbösen Knut de Jongh durch die Glastür wegdrängte, und hörte, wie ein Passagier laut sagte: »Es ist unerhört, daß man seine Zeit mit einem solchen Flegel verbringen muß! So einen sollte man an Land setzen … Ha, wenn ich der Kapitän wäre!«
    Fehringer setzte sich auf einen Barhocker, bestellte einen Pear Plum Rickey – das ist ein starker Longdrink aus Birnengeist, Mirabellengeist, Zwetschgenwasser und Zitronensaft, aufgefüllt mit Sodawasser und garniert mit Birnenstückchen – und genoß den Nachklang der Liebesminuten.
    Er hatte gerade das halbe Glas geschlürft, als sich Rechtsanwalt Dr. Schwarme zu ihm gesellte und neben ihm auf den Barhocker kletterte. Er sah mißmutig, ja geradezu grämlich aus, und so kam er sich auch vor. Dr. Paterna hatte ihm vorhin mitgeteilt, daß es nichts sei mit seiner stillen Rache an Erna. Nichts deutete auf eine Ansteckung hin, der Ausflug in den Bergpuff von Acapulco blieb ohne Folgen. Dr. Schwarme war tief enttäuscht – schon wieder war er der Verlierer.
    »So ist das nun«, hatte Dr. Paterna sarkastisch gesagt. »Nichts ist mehr wie früher. Vor ein paar Jahren noch mußten alle Matrosen, die an Land waren, am Arzt oder Sanitäter vorbeimarschieren und bekamen ihre Tripperspritze. Selbst die Filzläuse sterben langsam aus. Tut mir leid, Dr. Schwarme, aber Sie sind heil aus dem Puff zurückgekommen.«
    »Whisky!« rief der Anwalt dem Barkeeper zu. »Einen dreifachen, ohne Eis, pur.« Er nickte zu Fehringer hinüber, man kannte sich nun vom Shuffleboardspiel und vom Schwimmen her, und außerdem hatte Fehringer – es war allerdings Hans gewesen – einmal Erna Schwarme zu einer Tanzrunde auf das Parkett geführt. »Was trinken Sie denn da?«
    »Pear Plum Rickey …«
    »Hört sich scharf an.«
    »Ist es auch! Wie'n kleiner Hammerschlag aufs Hirn.«
    »Den brauche ich jetzt.« Dr. Schwarme schnippte mit dem Finger. »Steward, nach Whisky auch so'n Hämmerchen, wie ihn der Herr Nachbar trinkt.«
    »Ich heiße Fehringer.« Herbert machte eine kleine Verbeugung.
    »Dr. Schwarme. Angenehm. Sie reisen allein?«
    »Ja. Einmal richtig ausspannen. Weg von allem, was Alltag heißt. Sich einmal austräumen – was wäre da nicht geeigneter als die Südsee!«
    »Ich beneide Sie.« Dr. Schwarme goß den dreifachen Whisky in sich hinein wie Wasser. Er hüstelte zwar etwas hinterher, aber sonst schien er einen solchen Schluck durchaus gewohnt zu sein. Fehringer starrte ihn fast ehrerbietig an. »Ich habe meine Frau am Hals.«
    »Eine bezaubernde Frau, wenn ich das sagen darf.«
    »Äußerlich. Die Fassade immer blank geputzt.« Dr. Schwarme wartete auf den Longdrink und fingerte eine Zigarette aus der Rocktasche. »Sie haben Ihre Frau zu Hause gelassen, Herr Fehringer?«
    »Ich bin Junggeselle.«
    »Sie Glückspilz! Deshalb Ihr Faible für Frau de Jongh.«
    »Verdammt!« Herbert Fehringer spürte einen Stich in der Brust. »Merkt man das?«
    »Am allerwenigsten der Ehemann.« Dr. Schwarme grinste etwas schief, sah sein Glas Pear Plum Rickey an, das der Keeper ihm zuschob, und rührte mit dem langstieligen Löffel darin herum. »Ich war einmal ein gefragter Scheidungsanwalt, bevor ich die Personalberatung und die Personalvermittlung ausbaute. Nur Führungskräfte! Aber als Anwalt der betrogenen Ehemänner oder Ehefrauen habe ich vieles erlebt, das kann ich Ihnen sagen. Deshalb ein ehrliches Wort von Mann zu Mann: Frau de Jongh ist eine wahre Schönheit, zugegeben – aber ein Idiot ist der, der sich bei ihr verliert.«
    »Danke, Doktor.«
    »Ich kenne diesen Typ von Frauen. Sie sind wie die Spinnen, die nach der Begattung ihre Männchen fressen. Nur wir Menschenmännchen merken es nicht. Wir leben weiter als Schatten dieser Frauen. Das ist das Fatale: Wir sind glücklich in unserer Dummheit.«
    »Sie scheinen heute eine Horrorstunde zu haben, Doktor.« Fehringer lachte etwas rauh. »Streit mit der Frau Gemahlin?«
    »Permanent.« Dr. Schwarme nahm durch den Strohhalm einen langen Schluck des Longdrinks. »Ah! Das ist ein Höllenzeug – aber gut! Das spürt man bis in den kleinen Zeh. Meine Frau ist auch so eine Schönheit, wie Sie vorhin richtig bemerkten. Ich habe sie maßlos verwöhnt, so weit das in meinen finanziellen Kräften stand. Und die sind nicht gering. Aber je

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