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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie ein Verirrter und klagte schließlich Zwillingsbruder Herbert sein Leid.
    »Ich kann mir nicht erklären, was das soll!« stöhnte er, während beide sich zum Dinner anzogen: die gleichen stahlblauen Smokings, die gleichen Hemden, die gleichen Krawatten, die gleichen Socken und Schuhe. Sogar die Unterwäsche, die nun wirklich niemand sehen konnte, war ›zwillingshaft‹. In Ulm, ihrer Heimatstadt, gingen sie auch gemeinsam einkaufen, und es war überall für die Verkäufer ein Vergnügen, wenn diese beiden Kunden in den gleichen Anzügen vor den Spiegel traten und sich miteinander verglichen. Selbst den Schlipsknoten banden sie auf die gleiche Art. Nur in ihrem eigenen Geschäft – dem Gebrauchtwagenhandel mit einjähriger Garantie – konnte man sie unterscheiden: Hans, der Automechaniker, lag im Blaumann und ölverschmiert unter den Autos oder stand in der Montagegrube – zu einer hydraulischen Hebebühne hatte es nie gereicht –; Herbert dagegen war der Verkäufer, immer elegant, außerordentlich begabt, Verkaufsgespräche zu führen, kurz der Typ des Managers, der für höhere Aufgaben bestimmt schien, als mit sonnigem Lächeln zurechtgebogene Schrottwagen zu verkaufen.
    »Was ist denn los?« fragte jetzt Herbert harmlos.
    »Sylvia ist so komisch.«
    »Ach nee. Wieso denn?«
    »Sie tut so, als seien wir uns völlig fremd.«
    »Ihr Alter wird sie mit Luchsaugen bewachen.«
    »Das allein kann es nicht sein. Da ist noch etwas anderes im Spiel.«
    Herbert Fehringer war zufrieden. Sylvia würde nur ihm gehören, zumindest in den nächsten Tagen. An die Stunde der Wahrheit wollte er jetzt noch nicht denken – es war möglich, daß es das Ende ihrer Zwillingsbrüderschaft sein würde. Er hatte sich vorgenommen, in Sydney mit Sylvia zu verschwinden und irgendwo auf der weiten Welt neu zu beginnen. Daß eine Frau wie Sylvia de Jongh den gewohnten Luxus recht bald vermissen würde und dann zu einer immerwährenden Qual werden konnte, daß man von stürmischer Liebe allein nicht leben kann und daß ein Bett nicht gerade ein Lebensfundament ist, daran dachte er nicht. Aber wer denkt schon an solche Dinge, wenn jede Pore seines Körpers dem anderen entgegenfiebert?
    »Vielleicht gibt es an Bord andere Männer, die ihr besser gefallen?« warf Herbert beiläufig ein. Hans Fehringer, der gerade seine Krawatte band, schnellte herum.
    »Unmöglich!« rief er.
    »Wieso das? Ich kann dir aus dem Stand ein Dutzend Männer aufzählen, mit denen wir kaum konkurrieren können. Da ist dieser Tatarani, so reich, daß er sein Geld gar nicht zählen kann. Dann de Angeli, der Playboy, bei dem alle Frauen feuchte Augen bekommen. Schiffsarzt Dr. Paterna, ein Frauentyp wie aus dem Kino. Der Erste Offizier Willi Kempen. Chief Ludwig Wurzer, der kleine Nahkämpfer. Nicht zu vergessen Pfannenstiel, der Frauen vernaschen könnte wie andere einen Kuchen. Und so geht es weiter, Hans.« Nun band auch Herbert seine Krawatte. Sie standen nebeneinander vor dem Spiegel und sahen jeder den anderen an. Unglaublich, wie sie sich glichen. »Eine Frau wie Sylvia ist wie ein Schmetterling. Jede bunte Blume lockt. Bei dir hat sie den Nektar gekostet – nun flattert sie weiter.«
    »Das glaube ich einfach nicht. Sie hat mir gesagt, daß sie nur mich liebt.«
    »In der Umarmung sagt man manches, was nach der Ernüchterung ganz anders aussieht.«
    »Deine verdammten Belehrungen regen mich auf.« Hans zog den Seidensmoking an. Auf Kleidung legten die Zwillinge größten Wert, fast ihr ganzes Geld ging für neue Anzüge drauf, und außerdem gehörte es zur ›Arbeitskleidung‹. Wer zu zweit die Welt durchstreift, aber nur für einen zahlt, der muß zumindest vertrauenerweckend aussehen. ›Kleider machen Leute‹ ist kein veralteter Spruch, im Gegenteil, speziell in unserer heutigen Welt gilt der Gutgekleidete als kreditwürdig. Dabei tragen gerade die größten Gangster die besten Maßanzüge. »Du weißt ja gar nicht, wie Sylvia sein kann.«
    »Ich will's auch gar nicht wissen.« Herbert Fehringer trat vom Spiegel zurück. Noch einmal fuhr er mit dem weichen Lappen über den Glanz seiner schwarzen Schuhe. »Nur tu mir einen Gefallen, Hans: Lauf ihr nicht nach wie ein Hündchen! Zeig, daß du deinen Stolz hast.«
    »Und wenn das dann das Ende ist?«
    »Dann ist es eben vorbei.«
    »Das wäre für mich unerträglich. Herbert, ich liebe sie mit allen Fasern meines Herzens.«
    »Das Herz hat keine Fasern, sondern ist ein kompakter Muskel.«
    »Leck mich doch

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