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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich erneut weit zurück. »Sie wollen sich also beim Ministerium beschweren, Frau Sassenholtz. Tun Sie das! Die haben in Bonn allerdings anderes zu tun, als sich dumme Reklamationen anzuhören. Nicht wir wollen etwas von Ihnen, sondern Sie von uns! Da müssen Sie schon damit einverstanden sein, daß wir uns informieren. Das ist unsere Pflicht!«
    Thea Sassenholtz sah ein, daß es keinen Sinn hatte, noch weiter mit dem Mann zu streiten. Sie nickte stumm, bekam den Fragebogen hingeschoben und füllte ihn aus. »Wann kann ich nach Guayaquil fliegen?« fragte sie anschließend.
    »Das bestimmen wir.«
    »Natürlich. Sie bezahlen ja auch den Flug.«
    »Eben!« Der Ungnädige zog das Formular wieder zu sich heran und überlas es. »Wo etwas nicht zutrifft, da macht man nicht einfach einen Strich, sondern schreibt: Nicht zutreffend.«
    »Das wußte ich nicht, Verzeihung«, sagte Thea ergeben. »Mit Behörden geht sonst nur mein Mann um.«
    Der Griesgrämige wog sichtbar ab, ob das nun wieder eine Beleidigung oder bloß eine unverfängliche Auskunft gewesen war, schob aber schließlich das Formular in eine Mappe. Thea Sassenholtz atmete auf.
    »Was nun?« fragte sie.
    »Kommen Sie am Nachmittag wieder. Dafür reichen Ihre dreißig Dollar. Sie brauchen ja nicht im Luxushotel zu essen. Gegen 15 Uhr wissen wir mehr. Guten Tag!«
    Um es kurz zu machen: Thea Sassenholtz bekam eine Flugkarte nach Guayaquil, einen Notpaß, die Einreiseerlaubnis für Ecuador und einen Travellerscheck über fünfhundert US-Dollar. Sie mußte ihr Bankkonto in Deutschland angeben und einen Anweisungsauftrag unterschreiben, damit das Leihgeld sofort zurücküberwiesen wurde. Außerdem wurde – natürlich muß Ordnung sein – eine Karteikarte mit ihren Daten angelegt.
    Am Abend mietete sie sich in einem kleinen Hotel in Balboa ein Zimmer mit Balkon zum Meer, sehr sauber, für Panama-Verhältnisse billig (fünfzig Dollar pro Nacht) und mit einer höflichen Bedienung. Ihr Flugzeug sollte morgen um acht Uhr früh abheben.
    Und hier, im kleinen Speisesaal des Hotels, unter den Drehflügeln eines Ventilators, lernte sie Juan de Garcia kennen, einen Kaffeefarmer aus Costa Rica, fünfundfünfzig Jahre alt und mit vollendeten Manieren.
    Auf der MS Atlantis gab es einen Fleck, den nur wenige Mutige besuchten: Das allen Blicken verborgene, hinter dem Schornstein liegende und nur durch eine Tür mit dem deutlichen Hinweis auf seine Funktion beschriftete Deck für absolute Sonnenanhänger: das FKK-Deck. Hier lagen sie nackt in den Liegestühlen nebeneinander, wurden nahtlos braun und bildeten bald eine Gemeinschaft, so eine Art verschworene Truppe.
    ›Sehleute‹ wurden nicht geduldet, das war eisernes Gesetz. Wer durch die Tür ging mit dem Hinweis: Achtung, FKK-Deck!, der legte sofort hinter dieser Tür seinen Badeanzug oder seine Badehose ab; und wie man das machte, daran erkannte man den Profi, der auch sonst textilfrei sonnenbadete. Die Neulinge zögerten immer erst etwas, blickten sich um und machten dann ein Gesicht, als würden sie denken: So schön wie die oder der da bin ich allemal. Nur keine Hemmungen, Junge, wir fahren in ein Paradies, also benehmen wir uns auch danach!
    Beim zweitenmal war man dann schon unbekümmerter und stockte nicht mit der Stimme, wenn eine üppige nackte Frau neben einem lag und über ihre Erlebnisse im FKK-Klub von Kenia plauderte.
    Dieses besondere Deck hatte nun auch Sylvia de Jongh entdeckt. Als sie zum erstenmal erschien, an der Tür ihren Bikini ablegte, mit einer geradezu provozierenden Nacktheit über die Planken wippte und einen Liegestuhl suchte, fanden einige ältere Frauen, daß so etwas den Frieden der Gemeinschaft stören könnte. Aber Sylvia de Jongh enttäuschte angenehm. Sie nahm einen Liegestuhl ganz außen, verhielt sich durchaus ruhig und las, während sie sich der Wärme, dem Wind und dem Meeresrauschen hingab, einen Roman von Harold Robbins. Es war ein erotischer Roman, das paßte zu ihr.
    Hans Fehringer dagegen war etwas verstört. Da er ja nicht wußte, was Herbert mit Sylvia vereinbart hatte – nämlich ein Treffen nur alle zwei Tage –, fand er Sylvias Benehmen völlig unverständlich. Sie ging an Deck an ihm vorbei, als kenne sie ihn nicht, reagierte nicht auf seine Zuflüsterungen, wenn er in ihre Nähe kam, sah durch ihn hindurch, bemühte sich in auffälliger Weise um ihren knurrigen Mann und ging allem aus dem Weg, was zu einer Aussprache führen konnte.
    Fehringer lief auf dem Schiff herum

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