Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sogenannten vernünftigen Argumenten, daß ein Arzt mit einer Friseuse nichts anfangen kann; daß eine Krankenschwester viel besser zu ihm paßt als eine Friseuse. – Kennen Sie Marios Pläne?«
    »Nicht genau«, sagte Beate zögernd.
    »Aber ich. Er wird noch zwei Jahre zur See fahren und dann irgendwo in Süddeutschland, an einem See, eine exklusive Privatklinik aufmachen. Mit all den modernen Therapien, die viel Geld kosten und keinem schaden. Eine Modeklinik, wie man so sagt. Dabei kann ich ihm helfen …«
    »Mit einem Friseursalon in der Klinik? Nicht übel!« Es sollte spöttisch klingen, aber gleichzeitig klang Erstaunen heraus.
    »Nicht nur! Ich habe als Meisterin gelernt, Bücher zu führen, Buchhaltung, Steuer, Kalkulation. Ich kann ihm also auf breiter Basis helfen. Die gesamte Verwaltung kann ich ihm abnehmen; er braucht nur noch für seine Patienten dazusein.«
    »Habt ihr darüber schon gesprochen?« Plötzlich sagte Beate ›ihr‹, als habe sie erkannt, daß Mario und Barbara zusammengehörten.
    »Nein. Aber ich werde es tun.«
    »Und wenn er ausweicht, wenn er – wie alle Männer – sich in die Zukunft flüchtet: Wer weiß, was in zwei Jahren ist! Warten wir es ab, mein Liebling. Jetzt schon Pläne machen, ist viel zu früh … Wenn er so reagiert?«
    »Dann weiß ich mehr.« Barbara Steinberg strich die Haarsträhne wieder von ihren Augen. Ein ganz leichter, warmer Wind vom Festland war aufgekommen und fühlte sich wie ein Streicheln an. Dazu der unendliche Sternenhimmel und das vom Silbermond überhauchte Meer – wenn man es gemalt hätte, wäre schrecklicher Kitsch daraus geworden. Nichts ist so flirrend und vielgestaltig wie das wirkliche Leben, nichts so unendlich vielfältig, wie die Natur von Sonnenaufgang bis zu Sonnenuntergang und dann die Nacht hindurch. »Auch das wird vorbeigehen, Beate. Darf ich Sie so nennen?«
    »Ich habe nichts dagegen, Barbara.«
    Sie gaben sich die Hand, zögernd, drucklos, und zogen sie schnell zurück, als könnte der Händedruck sie infizieren. Immerhin: Es war eine Brücke geschlagen, stark genug, um darüberzugehen.
    »Was soll nun werden?« fragte Barbara. »Ist das nicht eine total verrückte Situation? Sie lieben Mario, ich liebe Mario, eine von uns ist zuviel. Sie wünschen mich zur Hölle; ich wünsche mir, Sie wären nie geboren. Dennoch werden wir weitere Wochen auf dem Schiff miteinander leben müssen, auf diesem engen Raum, wo es kein Entrinnen gibt. Wir werden uns täglich sehen, uns bespitzeln, uns hassen; werden versuchen, den anderen zu verdrängen, werden nachts in die Kissen beißen vor Eifersucht bei dem Gedanken: Jetzt ist er bei diesem Weibsstück! Und eine von uns wird zurückgestoßen, traurig, gedemütigt von dieser Fahrt zurückkommen. Ist das nicht eine Art von Irrsinn?«
    »Ein Vorschlag: Wollen wir die Entscheidung nicht Mario überlassen?«
    »Genau das wollte ich sagen. Er muß sich darüber klarwerden, welche von uns beiden er mehr liebt.«
    Eben diese Entscheidung war es, die Dr. Paterna am meisten fürchtete. Als er sich vorhin mit einem Kuß von Barbara verabschiedet hatte, war er ganz froh darüber gewesen, daß sie noch etwas an Deck bleiben wollte, weil die Luft so herrlich und der Sternenhimmel so unvergeßlich waren. Er war mit dem Lift sofort wieder in die Olympia-Bar gefahren, aber Beate und Dabrowski waren schon gegangen. Nur die Hamburger Ärztemafia lärmte herum, nachdem sie die Bar von den anderen Passagieren ›gesäubert‹ hatte; nun war man unter sich und erzählte sich Medizinerwitze. Wer diese Witze kennt, hat Verständnis dafür, daß jede Minute ein brüllendes Gelächter den Raum erfüllte.
    Dr. Paterna warf nur einen kurzen Rundblick in die Bar, winkte einen ablehnenden Dank für die Einladung, im Kollegenkreis mitzumachen, und klapperte dann alle Stellen ab, an denen Beate noch sein konnte. Aber weder in der Atlantis Bar noch im Fisherman's Club fand er sie, auch nicht auf den verschiedenen Decks.
    Ziemlich deprimiert fuhr er in seine ›Unterwelt‹, das Hospital, und legte sich mit schweren Gedanken auf das Bett. Er war in einen Zustand gefallen, den er bei sich noch nicht kannte und der bei seinen kaum noch zählbaren Erlebnissen mit Frauen eigentlich nie hätte eintreten sollen: Er hatte sich verliebt. Kein Flirt war das mehr wie hundert andere in den vergangenen Jahren, sondern eine Liebe, die sich tief in ihn hineingefressen hatte. Nur galt diese Liebe merkwürdigerweise zwei Mädchen, das war das

Weitere Kostenlose Bücher