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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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katapultiert hat, nicht mehr Herr seiner Sinne war. Hier kann man mit Schiller sagen: ›Die Gelegenheit ist günstig …‹«
    »Und wie sollen wir das verhindern, Doktor?«
    »Ich habe mir gedacht, wenn Sie mit Herrn Fehringer sprechen, Herr Kapitän …«
    »Ich?!« Teyendorf schüttelte energisch den Kopf. »Warum nicht Sie?!«
    »Sie sind der Kapitän.«
    »Aber kein Ringrichter.«
    »Es könnte um Leben und Tod gehen.«
    »Dann wären ja wohl die Bordgeistlichen die besseren Vermittler.« Teyendorf war sichtbar froh, diesen Gedanken gehabt zu haben. »Genau das ist es, Doktor! Wir stellen in den Papieren fest, welcher Religion beide Kampfhähne angehören, und dann schicken wir die geweihten Herren hin.«
    »Das hieße, sie einzuweihen.«
    »Sie Wortspieler! Was glauben Sie, was ein Pfarrer alles zu hören bekommt?! Es gibt Beichten, da braucht man ein ganz schönes Durchstehvermögen. – Sie glauben an nichts, was?«
    »Mein Gott ist ein anderer als der auf der Kanzel.«
    »Sehr diplomatisch gesagt, Doktor. Sprechen Sie mit den Geistlichen!«
    »Und wenn sie nichts erreichen?«
    »Was sollen sie denn erreichen?«
    »Einer muß auf den Ausflug verzichten. Entweder Fehringer oder de Jongh. Fehringer kann man zusätzlich auf die große Gefahr aufmerksam machen, und de Jongh wäre wegen der Höhe abzuraten. Man könnte ihm suggerieren, daß er als Hypertoniker in Lebensgefahr schwebt, und alle Verantwortung ablehnen. Ich glaube, so ein Risiko geht auch de Jongh nicht ein. Er will ja schließlich weiterleben mit seiner schönen Sylvia, sonst hat ja alles keinen Sinn!«
    »Und wenn beide stur bleiben!«
    »Dann werden der Pfarrer und der Arzt gemeinsam nach dem Kapitän rufen.«
    »Es ist zum Jammern!« Teyendorf stieß sich von der Kante des Kartentisches ab. »Als ich zur See ging, träumte ich davon, einmal ein großes Passagierschiff über die Weltmeere zu führen. Ich bin Kapitän eines solchen Schiffes geworden, aber wenn ich gewußt hätte, wozu man mich noch nebenbei braucht, würde ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt haben, den Kahn zu übernehmen. Hätte ich mich doch an meinem schönen Containerschiff festgekettet, damit mich da niemand wegholt! Also los, Doktor. In knapp zwei Stunden legen wir an. Wann beginnt der Ausflug?«
    »Morgen um sieben mit dem Flug nach Quito.«
    »Dann viel Glück, Doktor.«
    »Danke, Herr Kapitän.«
    Dr. Paterna verließ die Brücke und rief aus dem Zimmer des I. Offiziers den Hoteldirektor Riemke an. Nach fünf Minuten wußte er: Fehringer war Protestant, de Jongh Katholik. Beide Geistlichen mußten also eingesetzt werden.
    Den evangelischen Pfarrer Günter Wangenheim fand Dr. Paterna auf dem Sportdeck beim Shuffleboardspiel. Er war ein hervorragender Spieler und gewann fast immer.
    »Was haben Sie auf dem Herzen, Doktor?« fragte er, als Paterna ihn zur Seite winkte. »Haben Sie sich entschlossen, Ihr Heidendasein aufzugeben?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Herr Pastor. Gehen wir auf die Veranda. Da kann ich Ihnen alles in Ruhe erklären …«
    Pater Heinrich Brause, den lebensfrohen Jesuiten, fand Dr. Paterna eine halbe Stunde später im oberen Olympiabad. Er drehte einige Runden im lauwarmen Wasser, von einigen Damen umschwommen, als sei er der Chef eines Fischschwarmes.
    »Sie reißen mich aus meiner Lieblingsbeschäftigung heraus, Doktor!« lachte er, als er triefend neben Paterna zu der kleinen Außenbar ging. »Ein Pope inmitten schöner, halbnackter Frauen … da ruht Gottes waches Auge drauf …« Sie setzten sich auf die weißen Kunststoffstühle, bestellten einen Orangensaft mit Wodka und blickten über das feudale, nach allen Seiten verglaste Bad. »Wo muß ich hin? Wer ruft nach der Kraft des Gebetes?«
    Es war ein großer Vorteil, daß Pater Brause viel Sinn für Humor zeigte. Er hatte die Begabung zum großen Komödianten, und das – sagte er einmal – sei das Fundament zum erfolgreichen Priester. Bei der Missionierung von Papua-Neuguinea hatten die Missionare bei den Steinzeitmenschen nicht mit Gottes Wort zunächst Erfolge, sondern mit gekonnten Zaubertricks. Pater Brause erzählte, wie ein ganzer Stamm jubelte, als einem Papua laufend Hühnereier aus der Nase gezogen wurden, und als ein Pater dem Häuptling einen Tennisball aus dem Nacken zauberte und ihn über die Erde springen ließ, stießen alle ein schreckliches Kriegsgebrüll aus und warfen ihre Speere nach der unheimlichen hüpfenden Kugel. Das war dann die Grundlage. Daraus erst ergab

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