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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schlaf!«
    »Bei dem Krach? Bei diesen Worten? Hör dir das an … Wie hieß das?«
    »Du Wildsau-Schwanz …«
    »Gräßlich! Und solche Leute sind auf dem Schiff! Man sollte es dem Kapitän melden.«
    »Auch der kann nichts machen. Sie haben ihre Passage bezahlt, und wenn sie sich in ihrer Kabine verkloppen, ist das ihr Privatvergnügen. Nur wenn sie öffentliches Ärgernis erregen …«
    »Ich bin erregt!«
    »Das sieht man.« Der Mann, der Erich hieß, legte sich hin und grinste die Frau, die er Elfriede nannte, wieder an. »Am liebsten möchtest du ein Loch in die Wand bohren. Ha, sind das Ausdrücke! Behalt sie mal schön.«
    »Du bist ein Ekel.« Sie schnaufte, aber sie blieb im Bett sitzen und lauschte angestrengt auf die Haßtiraden van Bonnerveens.
    Sie war sichtlich enttäuscht, als es nebenan leiser wurde und dann völlige Stille eintrat.
    »Jetzt hat er ihn umgebracht«, sagte sie leise, »und wir haben es nicht verhindert … Wir hätten ihn retten können, Erich.«
    »Quatsch. Leg dich hin und schlaf … Auch das noch!« Er hob den Kopf. Auch Elfriede setzte sich wieder hoch und lauschte mit angehaltenem Atem.
    Nebenan weinte ein Mensch.
    »Der … der Mörder weint …« stammelte sie. Ihre Augen waren entsetzensweit. »Daß du so ruhig liegen kannst!«
    »Ich lebe, und das ist mir die Hauptsache.« Der Mann Erich drehte sich auf die Seite.
    »Wie hast du dich in den Jahren verändert«, sagte die Frau Elfriede. »Dein Benehmen mir gegenüber sollten die anderen mal sehen …«
    In dieser Nacht holte Schwester Erna im Hospital Dr. Paterna aus dem Bett.
    Im kleinen OP saß Eduard Grashorn auf einem Schemel. Aus einer Platzwunde an der Stirn sickerte Blut, die linke Backe war zerkratzt, auf dem Kopf bildeten sich drei deutliche Beulen.
    Dr. Paterna zog seinen Arztkittel an und wusch sich die Hände. »Aufgefallen?« fragte er.
    »Ja.« Grashorn nickte erschöpft.
    »Es ist ja auch dämlich, auf dem Promenadendeck zu knutschen. Da gibt es andere, gute Stellen an Bord.«
    »Da war ich ja. Im Bügelzimmer. Aber sie hat so laut gestöhnt … ich konnte gar nichts dagegen tun. Plötzlich wird die Tür aufgerissen, und Jens stürzt herein. Dann war der Teufel los.« Grashorn sah Dr. Paterna flehend an. »Schreiben Sie mich krank, Doktor? Behalten Sie mich hier im Hospital. Nur ein paar Tage … bitte! Schwer verletzt, müssen Sie Jens sagen. Absolute Bettruhe. Kein Besuch! Bitte, Doktor, tun Sie das. Ich habe Angst vor Jens.«
    »Ich will erst mal sehen, wie er Sie zugerichtet hat. Dann reden wir weiter.«
    Nach einer halben Stunde war alles klar. Eduard Grashorn lag im Zimmer 4 des Hospitals in einem weißen Bett und war zufrieden. Dr. Paterna hatte ihm versprochen, ihn vier Tage hier unten zu lassen und van Bonnerveen zu sagen, zu den Schlagverletzungen sei auch ein Schock gekommen. Absolute Ruhe!
    »Sie sind phantastisch, Doktor«, sagte Grashorn glücklich. »So was wie Sie müßte es öfter geben.«
    Guayaquil.
    Fast alle Passagiere standen auf den Decks, als die Atlantis in das Mündungsdelta des Rio Guayas einfuhr und die ersten schwimmenden Mangroveninseln gegen die Bordwand stießen. Große Möwen und Kormorane begleiteten nun das Schiff, und eine ganze Kolonie von Pelikanen flatterte aus einem sumpfigen Uferstreifen empor in den glühheißen Himmel. Auch Oliver Brandes, der Optikermeister mit der ständigen Angst, das Schiff könne untergehen, stand an der Reling. Er hatte sich in diesen Tagen von seinen Gesangvereinsfreunden getrennt, nicht nur, weil sie sich über seine Angst amüsierten und ihn mit Sprüchen wie »Am Meeresgrund, am Meeresgrund sind Nixenärsche prall und rund« traktierten – ihm war es auch zuwider, seine Freunde jeden Abend betrunken an den Bars zu sehen oder auf der Jagd nach alleinreisenden weiblichen Passagieren. So hatte er sich abgesondert und wurde von seinen Sangesbrüdern eine Flasche und ein Spielverderber genannt. Den Ausschlag aber gab eine hundsgemeine Bemerkung, die er sich einhandelte, als er beim Tanz mit einer wirklich seriösen Dame von seinen Freunden angerempelt wurde und einer von ihnen ganz deutlich sagte: »Vergiß nicht, Oliver, die Hose zu öffnen …«
    Verständlich, daß die Dame kein zweitesmal mit Brandes tanzte.
    Dr. Paterna, der über das Promenadendeck ging, um ebenfalls die Einfahrt in den Rio Guayas zu erleben, blieb stehen, als er Brandes sah, und stellte sich neben ihn.
    »Na, alles in Ordnung? Haben Sie sich akklimatisiert?« fragte

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