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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Goldrausch und zur Ehre Gottes zerstampfen wollte. In einem gläsernen Sarg, in einer Seitenkapelle der Kathedrale von Lima an der Plaza de Armas, liegt er begraben. Und wenn es auch kein Inkareich mehr gibt: seine Ruinen werden alle Zeiten überstehen; Riesenbauten, vor denen man rätselt, wie Menschen damals so etwas auftürmen konnten, das in unserer Zeit kaum mit den modernsten Maschinen zu schaffen wäre.
    Und die Nachkommen der ehemals stolzen Inkas stehen heute vor den Hotels und Herbergen in Cusco und betteln, verkaufen handgewebte Ponchos, Alpakadecken, Lamawollmützen und die runden gepreßten Filzhüte.
    Der Passagier also berichtete, daß er bei seiner letzten Reise nach Peru im Hafen ein Taxi mietete und sich nach Lima fahren ließ. 14 km Autostraße, da kann nicht viel passieren, hatte er gedacht. Aber es geschah doch etwas: Ein Streifenwagen der Polizei überholte das Taxi, winkte es an den Straßenrand und brachte es zum Stehen. Während der Taxifahrer sich eine Zigarette anzündete und aus dem Fenster blickte, rissen die Polizisten die Fahrgasttüren auf, musterten den Deutschen abschätzend und sagten dann in einem schauderhaften Englisch: »25 Dollar …«
    »Wofür«, fragte Josef Hohmann, so hieß der Mann. »Ich bin doch nicht zu schnell gefahren, wenn's das sein soll.«
    Der Polizist streckte fordernd die Hand aus und sagte barsch: »25 Dollar, oder wir verhaften dich! Weißt du, wie lange das dauern kann, bis du wieder frei bist? Ein paar Tage bestimmt … dann ist dein Schiff längst weg!«
    »Aber warum soll ich denn verhaftet werden?!« schrie Hohmann. »Was habe ich denn getan?«
    »Du hast uns keine 25 Dollar bezahlt«, sagte der andere Polizist sanft. »Das ist es. Nach Ablieferung der 25 Dollar kannst du weiterfahren und unser schönes Land ansehen.«
    »Seien Sie klug, Señor«, mischte sich der Taxifahrer ein und blieb dabei ganz ruhig. »Die sperren Sie tatsächlich ein paar Tage ein. Wenn Sie dem Schiff nachfliegen müssen, ist das teurer als 25 Dollar. Zahlen Sie, und wir fahren weiter.«
    Knirschend bezahlte Hohmann die 25 Dollar. Die Polizisten grüßten höflich, wünschten einen interessanten Aufenthalt in Peru und fuhren davon.
    »Aber das ist noch nicht alles«, erzählte Josef Hohmann jetzt an Bord seinen staunenden Zuhörern. »Ich bin in Lima sofort zum Polizeipräsidium gegangen und habe diese Raubritterei gemeldet. Und was geschah? ›Wie?‹ schrie mich der Kommissar an. ›Sie beschuldigen unsere Polizei des Überfalls und des Raubes?! Sie wagen es, so etwas zu äußern?! Das ist eine Beleidigung des ganzen peruanischen Staates! Wenn ich Ihre Anzeige zu Protokoll nehme, lasse ich Sie auch gleich verhaften!‹ – Da habe ich es aufgegeben, bin nach Cusco geflogen, habe mich in den Inkaruinen niedergesetzt und mit den kleinen Indiokindern gespielt. Als ich ihnen zehn Sol schenkte, sind sie um mich herumgetanzt und haben alte Indianerlieder gesungen. Ein faszinierendes, immer rätselhaft bleibendes Land, dieses Peru … nur allein darf man nichts machen, wenn man als Fremder heil davonkommen will. Zu mehreren, in der Gruppe, ist man sicher. Also, meine Herrschaften: Sich nie von der Gruppe entfernen, auch wenn man noch so schöne Fotomotive abseits sieht. Um Hilfe schreien hat gar keinen Zweck, es hilft doch keiner.«
    Einen kleinen Vorgeschmack erhielten die Passagiere der MS Atlantis durch einen in jeder Kabine liegenden Sonderdruck Informationen für Landgänger. Darin hieß es: Keinen Schmuck anlegen, keine goldenen Ohrringe, keine Fingerringe, keine Armbanduhren, auf keinen Fall goldene Halskettchen mit Anhängern und auch keine Handtaschen mitnehmen. Fotosachen immer festhalten, nicht mehr Geld mitnehmen als notwendig, nirgendwo Geld zeigen, bei Ausflügen zusammenbleiben. Bei Überfällen nicht die Polizei, sondern die Deutsche Botschaft in Lima aufsuchen.
    »Das wollen wir doch mal sehen!« rief de Jongh dröhnend, als die Gruppen am Ausgang des Pazifikdecks auf die Freigabe der Gangway zur Pier warteten. »Wenn mich jemand anfaßt, kann der seine Knochen sortieren. Wer fährt mit nach Cusco? Hand hoch! Halten Sie sich immer an mich, meine Herrschaften. Diese Affen sollen mal merken, was ein richtiger Schmiedebums ist!« Und zu Sylvia sagte er strahlend. »Ha, bin ich in Stimmung! Das ist so richtig nach meiner Mütze. Endlich kann mal was passieren!«
    Um 8 Uhr früh ging die erste Gruppe an Land zum Flug in die Urwaldstadt Iquitos und zum Amazonas.
    Mit dieser

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