Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
eine Hauswand prallte. Der weiße Stock des ›Blinden‹ war auf die Straße gefallen, ebenso die dunkel getönte Brille, und nun rieb sich Dabrowski sogar die Hände, zog den zweiten Räuber von der Hauswand hoch, ließ seine Faust gegen sein Kinn krachen und stieß ihn dann weg.
    Der andere Straßenräuber fing den Taumelnden auf, starrte noch einmal ungläubig auf den ›Blinden‹ und flüchtete dann mit seinem Kumpan in eine nahe gelegene Seitengasse. Weinend lehnte Beate an einer Tür und hielt sich den Hals fest. Das brutale Abreißen des Kettchens hatte einen blutigen Striemen auf der Haut hinterlassen. Dennoch fragte sie unter Tränen:
    »Sie können ja Judo …?«
    »Und wie!« Dabrowski knöpfte ihr die noch übriggebliebenen Knöpfe der Bluse zu. »Ich habe sogar den Schwarzen Gürtel erkämpft. Und Karate hat mir mal in New York das Leben gerettet. Da versuchte mich nachts ein Schwarzer ebenfalls zu berauben, nur hatte der ein Messer in der Hand und wollte es gründlich machen. Nach zwei Schlägen war er krankenhausreif.«
    »Karate können Sie auch?« Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und lehnte sich an Dabrowskis Schulter. »Was sonst noch?«
    »Alles, was mich schützen kann. Ich möchte alt, sehr alt werden.« Er bückte sich, hob Brille und weißen Stock auf und verwandelte sich wieder in den Blinden. »Jetzt gehen wir erst einmal in ein Café und stärken unsere Nerven, Beate.«
    »So, mit zerrissener Bluse?«
    »Wer achtet hier schon darauf?« Er lachte und faßte Beate unter. »Sie haben jedenfalls gesehen, daß Sie bei mir sicher sind.«
    Alles andere als sicher kam Knut de Jongh durch das Besichtigungsprogramm für Cusco und Machu Picchu. Während diesmal Sylvia die Höhe spürte und sich dann im Hotel hinlegen mußte, um sich an die Luftverhältnisse in 3.500 Metern zu gewöhnen, unternahm de Jongh, unbeeindruckt von der Höhe und kraftstrotzend wie ein Stier, einen privaten Abendausflug durch die alte Inkahauptstadt Cusco. Der Höhenkoller vom Chimborazo wiederholte sich nicht.
    »Das passiert einem de Jongh nur einmal!« sagte er stolz. »Beim zweitenmal dürft ihr mich alle so lange in den Hintern treten, bis ich wieder normal bin.«
    »Ein Angebot, von dem ich gern Gebrauch mache!« hatte daraufhin Ludwig Moor geantwortet. »Ich werde in Ihrer Nähe bleiben.«
    An diesem Abend aber ging Knut de Jongh allein aus. Er hängte sich Kamera und Blitzlicht um und beschloß, Cusco auf seine Art zu erleben. Morgen, in Macha Picchu, ergaben sich ja doch nur Fotos wie auf den Postkarten.
    Er sah Machu Picchu nicht.
    Zwei Indios schleppten ihn zum Hoteleingang, ließen ihn dort fallen und flüchteten in die Nacht hinaus. Ihnen nachzulaufen, wäre völlig sinnlos gewesen. Auf Händen und Knien rutschte de Jongh mit einer ungeheuren Willenskraft in die Hotelhalle, und erst dort, zum Entsetzen der noch herumsitzenden Gäste, fiel er um und wurde ohnmächtig.
    Dr. Paterna, schon im Bett liegend, wurde alarmiert. Knut de Jongh lag im Hinterzimmer der Rezeption auf einem Sofa, bleich, schwer atmend, aber wieder bei Besinnung. Er grinste sogar verzerrt, als er Paterna ins Zimmer stürzen sah. »Ein Überfall«, sagte der Direktor ziemlich gleichgültig. »Messerstiche … Indios haben ihn vor die Tür gelegt. Welcher Fremde geht auch allein nachts durch Cusco! Was nützen da alle Warnungen.«
    Paterna schnitt de Jongh das blutdurchtränkte Hemd und Unterhemd auf und zog ihm vorsichtig die Jacke aus. »Sie Idiot!« sagte er dabei. »Was wollten Sie nachts in Cusco? Die Inkas haben keine Puffs für Weiße! Ein Quechua-Indianer ist ein stolzer Mensch. Auch wenn er bettelt – er bleibt stolz! Wo waren Sie?«
    »Überall.« De Jongh keuchte beim Atmen. »Ich wollte Fotos schießen, wie sie sonst kein anderer schafft.« Er starrte Dr. Paterna an und hustete zweimal. Der Schmerz verzerrte dabei sein Gesicht. »Plötzlich, aus dem tiefen Schatten heraus, fielen sie mich an und wollten meine Kamera. Feige Bande! Ich habe um mich geschlagen, und sie flogen auch durch die Luft oder gingen zu Boden, es war eine wahre Pracht. Aber dann waren zwei da, die hatten jeder ein Messer. Da war's aus. Ich spürte noch die Einstiche, und weg war ich. Erst hier vor dem Hotel wachte ich vorübergehend wieder auf.« Er hob den Kopf, aber Dr. Paterna drückte ihn mit der flachen Hand zurück. »Schlimm, Doktor?«
    »Sie sind ein Arschloch!« sagte Paterna grob.
    De Jongh blinzelte ihn an. »Heute dürfen Sie das sagen,

Weitere Kostenlose Bücher