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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dann weiß ich wenigstens jetzt, wo ich den Täter zu suchen habe.«
    »Wieso?« Dr. Schwarme lächelte breit. »Wir sind neunzehn betroffene Herren, und jeder ist bereit, das Alibi der anderen zu bezeugen! Es gibt keinen Täter, keinen nachweisbaren. Nehmen wir an, Herr de Angeli verschwindet spurlos. Ist eines Morgens plötzlich weg. Der Gedanke: ›Über Bord gegangen‹ liegt nahe, aber ist es beweisbar? Der Mann ist einfach weg und kehrt nicht wieder. Was bleibt, ist eine Vermißtenanzeige.« Dr. Schwarme lehnte sich in den Polstersessel zurück. »Natürlich hat das auf Sie als Kapitän keinerlei Auswirkungen, aber unangenehm ist das allemal. Zumal Sie ja durch dieses vertrauliche Gespräch wissen, wo der Vermißte geblieben sein kann!«
    »Meine Herren, ich habe den Eindruck, Ihre Erregung vernebelt Ihnen die Realität.« Teyendorf war nun sehr ernst und ehrlich betroffen. Ihn zum Mitwisser eines Racheplanes werden zu lassen, war eine Ungeheuerlichkeit. Andererseits mußte er Dr. Schwarme recht geben: Ihm gegenüber standen neunzehn ehrenwerte Männer mit großen Namen, denen man nie würde etwas nachweisen können. Jede Untersuchung würde man einstellen müssen. »Sie stoßen hier schreckliche Drohungen aus …«
    »Warnungen, Herr Kapitän. Bitte, nur Warnungen.« Der Direktor schnaufte erregt. »Sie haben als Kapitän das Recht, nach Rücksprache mit Ihrer Reederei Störenfriede von Bord zu weisen und vom nächsten Flughafen aus zurückfliegen zu lassen. Sie sind hier der Hausherr. Machen Sie bitte in diesem extremen Fall davon Gebrauch. Wir bitten darum.«
    »Im gegenwärtigen Stadium sehe ich dazu keinen Anlaß.«
    »Herr Kapitän, wir werden die Mehrzahl der Passagiere auf unsere Seite bringen, so daß Ihnen gar nichts anderes übrigbleibt, als zu handeln.« Dr. Schwarme faltete die Hände unter seinem Kinn. »Sie kommen in eine Notsituation. Wollen Sie ein Schiff mit sechshundert unzufriedenen, opponierenden Passagieren haben? Das würde allerdings Ihrem Ansehen schaden.«
    »Papeete besitzt einen modernen Flughafen.« Der Physiker ließ seine Finger wieder knacken. »Von da aus könnte de Angeli bequem abfliegen. Tahiti-Paris ist eine Standardlinie.«
    »Wäre es nicht ratsamer und wirkungsvoller, wenn Sie besser auf Ihre Damen aufpassen würden, meine Herren?« sagte Teyendorf steif. Die drei Herren erhoben sich sofort, als der Kapitän aus dem Sessel schnellte. Das Gespräch war beendet.
    »Ein guter Rat, Herr Kapitän.« Der Direktor wischte sich mit einem Taschentuch über sein gerötetes Gesicht. »Wir werden ihn befolgen, indem wir die Ursache des Übels beseitigen … Ist das in Ihrem Sinne?«
    »So nicht!« Teyendorfs Miene versteinerte. Mein Gott, was haben wir heute an Bord, dachte er erschüttert. Zum Platzen dicke Geldsäcke, aber behaftet mit Urinstinkten. »Ich werde Herrn de Angeli warnen, mehr kann ich nicht tun. Aber ich werde Sie und die anderen Herren der nächsten Polizei übergeben, wenn Herrn de Angeli etwas geschieht.«
    »Es können auch mehr Herren sein«, sagte Dr. Schwarme fast gemütlich. »Wir hier, die Sie nun kennen, rühren bestimmt keine Hand. Aber wer garantiert für die anderen, die Ihnen unbekannt sind? Nehmen Sie die Angelegenheit nicht zu leicht, Herr Kapitän. Herr de Angeli lebt auf Ihrem Schiff sehr gefährlich!«
    Mit einem höflichen Kopfnicken, wie nach einer erfolgreichen Konferenz, verabschiedeten sich die honorigen Herren. Teyendorf ging langsam zum Fenster und blickte hinaus auf das kaum bewegte, stahlblaue Meer. Er fühlte sich elend wie lange nicht. Es gab keinen Zeugen für dieses Gespräch, und er zweifelte auch nicht daran, daß im Affekt jemand die fürchterliche Drohung in die Tat umsetzen könnte.
    Er griff zum Telefon und rief die Funkstation an. Der 1. Funkoffizier Wendelberg meldete sich sofort.
    »Wann haben wir heute das Funktelefon mit Deutschland frei?«
    »Um 22.30 Uhr bis 23.30 Uhr und morgen früh von 5 bis 7 Uhr, Herr Kapitän.«
    »Dann melden Sie sofort für 22.30 Uhr ein Blitzgespräch mit der Reederei an. Ich muß sofort Herrn Riedmann vom Vorstand sprechen. Alle anderen Gespräche haben zurückzustehen.«
    »Jawohl, Herr Kapitän. Ich habe notiert.«
    »Danke, Wendelberg.«
    Teyendorf warf den Hörer hin und suchte nach einer Zigarette. Als er sie gefunden und angesteckt hatte, machte er erst drei gierige Züge und merkte, wie er ruhiger wurde.
    Ein Mord an Bord, ein internationaler Juwelendieb, und nun neunzehn gehörnte

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