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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu. Ihm war klar, daß de Angeli in Papeete das Schiff verlassen würde, auch mit Skandal, wenn's sein mußte.
    Am Abend, als alle Passagiere wieder an Bord waren und die Atlantis erneut in die Südsee fuhr, Kurs Pitcairn und Papeete, häuften sich die Katastrophenmeldungen. Hoteldirektor Riemke war der Bedauernswerte, bei dem zunächst alles zusammenlief, den erregte Herren anschrien und gebrochene Damen anweinten .
    »Es wird alles geklärt, meine Damen und Herren«, sagte Riemke matt und bleich. »Bitte, keine Aufregung …«
    »Sie haben vielleicht Nerven!« Die aufgeregten Herren schrien durcheinander, es wurde ein Wortgemisch, das keiner mehr verstand. Riemke griff zum Telefon und rief Teyendorf an.
    »Es ist soweit, Herr Kapitän«, sagte er mit matter Stimme. »Bei mir stehen sechs Ehepaare. Hören Sie den Lärm? In ihre Kabinen wurde während des Landganges eingebrochen und aller Schmuck geraubt. In sechs Kabinen, Herr Kapitän. Alles futsch!«
    »Wo ist Dabrowski?« schrie Teyendorf zurück. »Ich komme sofort zu Ihnen, Riemke. Nur keine Panik! Dabrowski muß her! Dieser Westentaschen-Sherlock-Holmes!«
    Er warf den Hörer hin, zog seine weiße Jacke an, stülpte die Mütze auf den Kopf, winkte dem I. Offizier Willi Kempen, mitzukommen, und stürmte die Treppen hinab, als sei Leckalarm. Dabrowski, der gerade in seiner Kabine die auf der Osterinsel abgeknipsten Filme in die Schutzdosen steckte, wurde von seinem Kabinensteward aufgescheucht.
    »Sie möchten sofort zu Herrn Riemke kommen. So schnell wie möglich. Da ist was los!«
    Dabrowski sprang auf, zog ebenfalls sein Jackett an und war in zwei Minuten im Zimmer des Hoteldirektors. Die durcheinanderschreienden Ehepaare sagten ihm alles, er brauchte gar nicht mehr zu fragen. Als kurz nach ihm Teyendorf und Kempen in das Büro kamen, erstarb das erregte Gespräch. Nun konnte sich auch Riemke durchsetzen.
    »Herr Kapitän …«, stotterte er. »Einwandfrei. Sechs Kabinen wurden ausgeräumt.«
    »Ein Skandal!« schrie einer der Herren. »Auf so einem renommierten Schiff.«
    »Gerade weil es renommiert ist. Auf einem Kohlentrimmer kommt so was nicht vor.« Teyendorf sah sich bösen Blicken gegenüber und schrak zusammen, als Dabrowski fast glücklich sagte:
    »Paolo Carducci. Endlich!«
    »Meine gute Erziehung hindert mich, Ihnen jetzt das zu geben, was Sie verdient haben. Sie freuen sich wohl auch noch?«
    »So ist es, Herr Kapitän. Wir wissen jetzt: Er ist an Bord! Das ist seine Handschrift! Und er entgeht uns nicht.«
    »Wer?« schrie einer der Herren im Diskant.
    »Der Dieb. Ein gewisser Carducci. Einer der größten Schmuckkenner der Welt. Wenn er es für gut erachtete, den Schmuck Ihrer Damen zu stehlen, dann können Sie gewiß sein, daß Ihr Geld gut angelegt war.«
    »Ein Verrückter!« schluchzte eine Dame und setzte sich schwer. »Zu allem auch das noch! Ein blinder Verrückter. Was will er hier?«
    »Ja! Was wollen Sie hier, Herr Dabrowski?« Teyendorf schaltete schnell. Der Blinde mußte blind bleiben, um Carducci zu finden. »Gehen Sie bitte nach nebenan.«
    »Wie Sie wünschen, Herr Kapitän.«
    Dabrowski tastete sich in den Nebenraum, ließ aber die Tür offen, um alles mithören zu können. Es war eine einfache Geschichte, die sich sechsfach wiederholte: Vier Kabinentüren waren trotz der Sicherheitsschlösser aufgehebelt worden, zwei waren gar nicht verschlossen gewesen. Die Bewohner dieser beiden Kabinen waren die, die am lautesten schrien. Sie ahnten, daß ihre Ersatzansprüche gleich Null waren. Es waren Kabinen im Oberdeck und im Promenadendeck. Und keiner hatte etwas gesehen. Auch die Stewards hatten Landgang gehabt und waren zu Pferd über die Insel geritten.
    Unter größter Erregung wurde eine Liste der gestohlenen Schmuckstücke angelegt und der Verkaufswert geschätzt. Dabei kam heraus, daß Carducci sich an diesem Tag Werte von gut 1,3 Millionen Mark beschafft hatte.
    »Ich habe ja gesagt, bei Carducci muß es sich lohnen«, sagte Dabrowski später, als er mit Riemke, Teyendorf und Kempen allein im Büro war. Die sechs Ehepaare waren jammernd abgezogen, um sich dann in ihren Kabinen anzuschreien und gegenseitig die Schuld daran zuzuschieben, daß der Schmuck nicht im Tresor gewesen war. Das Rundschreiben am ersten Tag mit der warnenden Aufforderung, sämtliche Wertsachen sicherzustellen, hatten die wenigsten ernst genommen. Eine übliche Information, weiter nichts. Muß sein wie die Schwimmwesten-Übung. Nun schrie die Ehefrau den

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