Promenadendeck
fühlen sich wohl?«
»Und wie! Danke der Nachfrage. Und Sie? Wieder zurechtgeflickt? War das eine Aufregung an Bord, als man Sie fast sterbend aufs Schiff schleppte.«
»Leider bin ich nicht gestorben.«
»Leider? Wenn das Ihre Frau hört!«
»Sie hat schon anderes gehört«, sagte de Jongh zweideutig. »Übrigens danke ich Ihnen.«
»Wofür?«
»Sie haben durch Ihre Rose meiner Frau zum Titel einer Miß Atlantis verholfen.«
»Aber das war doch selbstverständlich.« Herbert Fehringer lachte jungenhaft. »Wem anders als Ihrer Frau gebührt der Titel? Wir wissen doch alle: Sie ist die Schönste an Bord.« Fehringer sah de Jongh unbefangen an. »Von Mann zu Mann, Herr de Jongh: Wenn ich so eine Frau hätte, würde ich sie keine Stunde aus den Augen lassen. Es wimmelt auf der Welt von männlichen Raubtieren.«
Und eines von ihnen werde ich erlegen, dachte de Jongh grimmig. Du infamer Sauhund! Vögelst sie bis zum Umfallen und hast die Frechheit, mich zu warnen. Mit der bloßen Faust kann ich dir die Hirnschale einschlagen, und ich würde es tun, wenn wir jetzt allein wären. Aber wir haben ja Zeit. Bis Sydney ist es noch weit. Paß auf dich auf, Bumsjüngelchen …
Er ging weiter, weil er sah, daß der Decksteward bei Sylvia die Bestellung servierte. Dr. Paterna saß zu ihren Füßen und sah ihm mit bösem Blick entgegen. De Jongh schob kampfeslustig das eckige Kinn vor.
»Hat der Doktor sich bei dir ausgeweint?« sagte er spöttisch. »Es hilft alles nichts, Doktor. Ich bin gesund! Wollen Sie einen Beweis? Ich setze mich auf das Trimmfahrrad und strampele Ihnen einen vor, daß jeder Tour-de-France-Fahrer vor Neid erblaßt. Einen Knut de Jongh haut auch kein Inkamesser um.«
»Sie haben unverschämtes Glück gehabt, das ist es.« Dr. Paterna nahm dem Steward den Cocktail aus der Hand und reichte ihn an Sylvia weiter. »In Cusco hatte ich – jetzt kann ich es sagen – kaum noch Hoffnung für Sie. Und beim Rückflug nach Lima habe ich immer gedacht: Jetzt macht er seinen letzten Schnaufer. – Sie haben die Natur eines Auerochsen.«
»Das walte Gott!« De Jongh ließ sich in seinen Liegestuhl fallen. Er nahm einen kräftigen Schluck Bier und stellte dann das Glas zwischen seine Füße auf die Planken. »Sie meckern ja gar nicht, Doktor?«
»Wozu? Haben Sie wirklich angenommen, ich hätte nicht gemerkt, daß Herr Pflugmair Ihnen Bier ins Hospital schmuggelte? Bier hat die schöne Eigenart, sich im Atem zu verraten, und Sie stanken jedesmal nach Bier, wenn ich zu Ihnen kam.«
»Sie sind ein Teufelskerl, Doktor.« De Jongh lachte fett. »So was wie Sie könnte ich als Hausarzt gebrauchen.«
»Sie können ja in zwei Jahren in meine Klinik kommen. Es würde mich freuen.«
»Sie wollen tatsächlich an Land bleiben?«
»Ja. Ich werde heiraten und meine Klinik aufbauen.«
»Heiraten?!« De Jongh schlug die Hände zusammen. »Doktor, warum tun Sie sich so ein Leid an? Sobald Sie eine schöne Frau zu sich nehmen, haben Sie die Hölle im Haus.«
»Ich heirate Barbara Steinberg.«
»Die umwerfende Friseurmeisterin? Doktor, glauben Sie mir: Sie sind die meiste Zeit damit beschäftigt, die Liebhaber abzuwehren, die wie ein Wespenschwarm um Ihre Frau herumbrummen.«
»Ich werde Ihren Rat beherzigen.« Dr. Paterna erhob sich von Sylvias Liegestuhl und lachte. »Ich nehme mir vor, immer eine Insektenklatsche bei mir zu tragen.«
»Du bist unmöglich«, sagte Sylvia wütend, als sie wieder allein nebeneinander lagen. »Deine dusseligen Ratschläge kannst du für dich behalten.«
»Den besten Ratschlag behalte ich auch für mich.« De Jongh nahm wieder einen Schluck Bier. Er schaute dabei auf Sylvias Schoß und hätte kotzen können. »Man sollte eine schöne Frau nur heiraten, wenn man einen Revolver besitzt.«
»Zum Glück hast du keinen.«
»Nicht hier … aber zu Hause.«
Es gelang Sylvia doch noch, Herbert Fehringer zu warnen.
Sie sah, wie er zu den Toiletten ging, sprang auf und lief auf ihrer Seite zu den WCs. Außer Sicht von de Jongh rannte sie wie gehetzt durch die Halle vor dem Deck und fing Fehringer ab, als er vom Herrenklo zurückkam.
»Er ist wieder da!« sagte sie hastig.
»Ich weiß, ich habe mit ihm gesprochen.«
»Du kannst unmöglich nach dem Mittagessen in die Kabine kommen!«
»Das ist mir klar.« Fehringer strich ihr zärtlich über das Gesicht. »Wir werden wieder andere Wege finden. Nur keine Angst, mein Kleines. Vertrau auf meine Phantasie.«
Sie nickte, eilte durch die Halle
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