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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brauchte er nur zuzugreifen und 450.000 Mark in die Tasche zu stecken.
    Daß er nicht kam, machte Dabrowski mißmutig. Wenn ihn das nicht lockt, was hat er dann vor, grübelte er. Wartet er bis Papeete, wenn die meisten Passagiere wieder ihre Landausflüge machen, um neue Kabinen auszurauben?
    Im Laufe der Nacht stand er ein paarmal auf, ging zum Bett und deckte Beate mit einem Bettuch zu. Die Klimaanlage surrte leise, sie blies kalte Luft in die Kabine. Gerade dieser ständige schwache Windzug war es, der die meisten Erkältungskrankheiten erzeugte. Ein Schnupfen in der Südsee, das ist zwar absurd, aber alltäglich bei den europäischen Touristen, die nachts nicht schwitzen möchten und deshalb in klimatisierten Kabinen schlafen.
    Ein paarmal hatte Beate sich bloßgestrampelt, das dünne Nachthemd war hochgerutscht und gab ihre Beine und den Leib frei. Dabrowski bemühte sich, das ohne besondere Regungen wahrzunehmen und sie wieder zuzudecken. Sie war zu jung für ihn, er kannte ihre Eltern gut und hatte ihnen versprochen, auf sie aufzupassen. Er wäre ein elender Schuft gewesen, wenn er das Vertrauen nun mißbrauchte, auch wenn er ahnte, daß Beate darauf wartete.
    Als sie am Morgen erwachte, winkte er ihr vom Fenster aus fröhlich zu und zog die Gardine zurück. »Da sind wir ja wieder«, sagte er. »Willkommen an diesem schönen Tag.«
    »Sie haben bis jetzt da gesessen?« fragte sie betroffen.
    »Ja.«
    »Warum haben Sie sich nicht neben mich gelegt? Das Bett ist breit genug.«
    »Man kann Carducci nicht überraschen, wenn man schläft.«
    »Aber er ist doch nicht gekommen.«
    »Konnte man das vorher wissen?«
    »Habe … habe ich geschnarcht?«
    »Keinen Ton. Sie haben im Traum nur ein paarmal gepiepst wie eine Maus. War's ein schöner Traum?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nie an Träume erinnern. Andere können das und erzählen alles haargenau.« Sie schlüpfte aus dem Bett und tappte in ihrem dünnen, durchsichtigen Nachthemd zum Badezimmer. Sie ließ das Badewasser einlaufen und kam dann zurück. Die Haare hatte sie mit einem elastischen Stirnband hochgebunden. »Wie ist das Wetter?«
    »Laut Bordfernsehen um sieben Uhr morgens: 25 Grad Luft, 24 Grad Wasser, Windstärke 2. Ein Traumwetter.« Dabrowski räusperte sich. Beate stand in der Sonne, die zum Fenster hereinfiel und durch ihr Nachthemd schien. »Wissen Sie, Beate, daß Sie jetzt im Sonnenlicht fast nackt sind? Man kann alles sehen.«
    »Schlimm?« Sie machte keine Anstalten, aus der Sonne zu gehen oder zum Bademantel zu greifen, der auf dem Bett lag. »Ich könnte Ihre Tochter sein, haben Sie gesagt. Schämt man sich da?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie Töchter reagieren.« Dabrowski blickte aus dem Fenster und zu den segelnden Fregattvögeln. Sie hatten auf dem glatten Meer übernachtet und das Schiff bei Anbruch des Tages längst wieder eingeholt. Ein paar Frühaufsteher warfen ihnen Brotbrocken zu; im Sturzflug schnappten sie die Stückchen und schossen wieder hinauf in den Himmel. »Ich warte noch, bis Sie gebadet haben, dann gehe ich.«
    »Sie können auch hier baden. Ich habe zwei Bademäntel vom Steward bekommen.«
    O du raffiniertes kleines süßes Luderchen, dachte Dabrowski. Was willst du denn mit mir? Versuchst, einen alternden Mann zu verführen, und was kommt dann? Der große Katzenjammer. Nicht sofort, aber bestimmt später. Und der alte Trottel hat sich dann so sehr in dich verliebt, daß er sich krumm und elend trauert, wenn du mit einem Jungen, der zu dir paßt, wegläufst. Man sollte alt genug sein, um nach der Vernunft zu leben.
    »Hüpfen Sie endlich in die Wanne, damit ich raus kann und mich rasieren!«
    Sie lachte hell, verschwand im Badezimmer und guckte dann um die Tür. An ihren Schultern sah er, daß sie nackt war.
    »Wenn ich rufe: ›Seifen Sie mir bitte den Rücken ein!‹ – kommen Sie dann?«
    »Nein.«
    »Es ist so schwer, sich selbst den Rücken zu waschen.«
    »Ich weiß. Aber es gibt da einen Trick: Eine Badebürste mit langem Stiel.«
    »Hier ist keine solche Bürste.«
    »Wir werden in Papeete eine kaufen. Erinnern Sie mich daran.«
    Er hörte Beate im Wasser planschen, dann pfiff sie und summte einen Schlager.
    »Was tun Sie, wenn ich jetzt um Hilfe schreie?« rief sie.
    »Warum sollten Sie schreien?«
    »Zum Beispiel, wenn jetzt eine Spinne von der Decke krabbelt. Ich ekele mich vor Spinnen und schreie sofort los.«
    »Hier gibt es keine Spinnen. Beate, reden Sie nicht soviel. Waschen Sie

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