Promenadendeck
aufzufordern.
Für Knut de Jongh war ein Schiff der idealste Platz, einen Urlaub zu verleben.
13 Uhr. Die Glastüren schwangen auf, und die Passagiere drängten in den Speisesaal, als hätten sie eine Hungerkur hinter sich.
Auch Hans Fehringer schloß sich der Menge an. Er hatte sich etwas vorgedrängt und kam im Augenblick der Türöffnung hinter der schönen Frau zu stehen. Knut de Jongh sagte gerade: »Na endlich! Punkt 13 Uhr. Stur wie'n Panzer!« als Hans Fehringer sich an die Seite von Sylvia schob. Sie riskierte aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihn, warf den Kopf ihn den Nacken und straffte sich. Dabei wölbten sich ihre Brüste noch mehr unter dem dünnen Kleiderstoff. Sie trug keinen Büstenhalter, die Warzen drückten sich deutlich vor.
Mit großer Freude sah Fehringer, daß das Ehepaar Tisch Nummer A 9 hatte, am Fenster, seinem Tisch B 6 schräg gegenüber. Das erlaubte ihm, sie dauernd anzusehen, jede ihrer Bewegungen zu bestaunen und zu ihr hinzulächeln. Da ihr Mann mit dem Rücken zu ihm saß, war das ungefährlich. Als er seinen trockenen Weißwein bekam, hob er das Glas und trank ihr sogar zu.
Sie reagierte nicht, sondern wandte den Kopf ab, blickte aus dem Fenster zum Meer, aber ihre Füße scharrten über den Teppich – ein kleiner Beweis ihrer Nervosität. Später spielte sie dann mit dem Salzstreuer, las ein paarmal die Speisenkarte und warf über den Rand hinweg einen Blick auf Fehringer. Blitzschnell, wie ein Zucken der Augen, dann flog ihr Kopf wieder herum, und sie blickte erneut aufs Meer. Knut de Jongh aß sich unterdessen durch sechs Gänge des Menüs und war zufrieden. Ein Mann wie er brauchte eine gute Unterlage, wie er es nannte, um den Tag zu überstehen. Nach dem Essen würde man an Deck gehen, sich unter das Dach des Sportdecks legen und im Liegestuhl, umfächelt vom warmen mexikanischen Wind, ein gesundes Mittagsschläfchen halten. Dreimal pro Woche – das hatte er sich fest vorgenommen – würde er sich allerdings nach dem Essen gemeinsam mit Sylvia in die Kabine zurückziehen, um das dumme Gerede vom großen Altersunterschied zu widerlegen.
Sylvia de Jongh aß unkonzentriert und sehr wenig, nur eine Vorspeise und das Hauptgericht, irgendeinen gebackenen tropischen Fisch, weißfleischig und gar nicht nach Fisch schmeckend. Dafür trank sie ziemlich hastig drei Gläser Chablis und drehte den Kopf nach links zum Fenster, denn wenn sie gerade am Tisch und vor ihrem Teller saß, fiel ihr Blick zwangsläufig auf den schräg vor ihr sitzenden Fehringer.
Sofort nach dem Kaffee, der das Mahl abschloß, erhob sie sich und sagte etwas zu ihrem Mann, der sich gerade eine schmale, aber sichtlich teure Zigarre angesteckt hatte. Man sah ihm an, daß er sie mit Genuß rauchen wollte und keine Lust hatte, jetzt schon wegzugehen.
Fehringer hörte ein paar Wortfetzen und glaubte ›Deck‹ zu verstehen. Die faszinierende Frau drehte sich mit deutlicher Abwehr aus seinem Blick und ging aus dem Speisesaal. Hans Fehringer folgte ihr einige Sekunden später und traf sie am Lift. Er stellte sich hinter sie, betrat hinter ihr die Kabine und wartete, bis die Tür sich zugezogen hatte.
»Was darf ich drücken?« fragte er und grinste dabei vieldeutig.
»Sonnendeck bitte.«
Sie blickte starr geradeaus, und wieder bewunderte er ihren Kopf und den Ansatz ihrer Brüste. Das Parfüm, das von ihr ausging, war herb und roch nach frischen Limonen.
»Sie sind unverschämt!« sagte sie plötzlich ohne Einleitung. »Was denken Sie sich eigentlich?«
»Da gibt es eine einfache Antwort: Ich habe noch nie eine so schöne Frau wie Sie gesehen, und ich bin weiß Gott weit genug herumgekommen.«
»Und das ist ein Grund, sich so anmaßend zu benehmen?«
»Wie sollte ich meine Bewunderung anders ausdrücken?«
»Überhaupt nicht.«
»Sie verlangen Unmögliches.«
»Was versprechen Sie sich davon?«
»Das ist in einem Lift und in zwei Minuten nicht zu sagen.« Hans Fehringer blickte auf die Leuchtziffern der Etagenanzeige. »Sonnendeck. Wir sind da. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir auf dem Sonnendeck ebenfalls einen Liegestuhl suche?«
»Sie können sich doch als Passagier hinlegen, wo Sie wollen. Nur bitte nicht direkt neben mich. Da liegt mein Mann.«
»Vielleicht habe ich Glück und der Stuhl auf der anderen Seite ist noch frei.«
»Genau das sähe Ihnen ähnlich!«
»Wie gut Sie mich schon nach ein paar Minuten kennen. Da müssen innere Schwingungen bestehen.« Er verbeugte sich korrekt:
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