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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und bewunderte seinen Tastsinn, der ihn sogar ohne fremde Hilfe die Treppe hinauf zum Sportdeck führte. Dort traf er Beate, seine Pflegerin; sie lag in der Sonne, eine Reihe hinter Knut und Sylvia de Jongh, und sprang sofort auf, als sie das typische Tack-Tack des Stocks hörte. Sie führte Dabrowski zu dem Stuhl neben sich und half ihm, sich hinzulegen. Backbord hatten Dr. Schwarme, Ludwig Moor und zwei andere Herren ihr erstes Shuffleboard-Spiel begonnen; die Hosteß Bianca erklärte es und machte ihnen einige Schübe vor. Es sah so einfach aus, wie die Holzscheiben über das blanke Deck schossen, aber in Wirklichkeit gehörte viel Gefühl und sogar Muskelanspannung dazu.
    »Haben Sie was beobachtet oder erfahren?« flüsterte Dabrowski und drehte den Kopf zu Beate.
    »Nein. Dazu kennen sich alle noch zu wenig.«
    »Richtig. Aber nach dem Willkommensball wird das anders sein. Die sich jetzt schon kennen, die Repeater, sind harmlos. Da ist Carducci nicht drunter.«
    »Sehen Sie die auffallend schöne Frau eine Reihe vor uns? Neben dem bulligen Mann?«
    »Die mit dem tollen Badeanzug?«
    »Ja. Da bahnt sich ein Flirt an. Mit einem großen, schlanken, jüngeren Mann. Blonde Haare, elegant, ein bißchen schlaksig, aber ganz ein Frauentyp.«
    »Ich glaube, der sitzt an der Atlantis-Bar. Wieso Flirt?«
    »Ihr Alter hat ihn schon weggebissen. Er scheint ein Tyrann zu sein.«
    »Aber mit dickem Bankkonto. Wetten, daß sie heute abend wie ein Christbaum funkelt?«
    Dabrowski dehnte sich in der Sonne, zog sein Hemd aus und lag nun mit bloßem Oberkörper im Stuhl. Sein Körper war durchtrainiert, muskulös, fettlos. Um so mehr irritierte der weiße Stock neben ihm.
    »Behalten Sie sie im Auge, Beatchen. Sie ist das typische Opfer für Carducci.«
    »Ihr Flirt ist harmlos, Chef.«
    »Wo soviel Schmuck zusammenkommt, ist nichts mehr harmlos. Carducci kann jetzt auch blond sein.«
    »Aber er müßte viel älter aussehen.«
    »Der nicht! Ich traue ihm zu, als Säugling an Bord zu kommen. Wann sind Sie beim Friseur angemeldet?«
    »Um vier.«
    »Halten Sie die Ohren offen, Kleines. Knüpfen Sie Bekanntschaften. Friseure und Priester haben eines gemeinsam: Sie sind die Beichtväter mitteilsamer Frauen. Was man beim Friseur nicht erfährt, wird man nirgendwo erfahren.« Er lächelte, legte zum Sonnenschutz ein Handtuch über seinen Kopf und gab sich der Wärme und dem leisen Rauschen des Meeres hin.
    »Soll ich heute zur Gala das weiße Seidenkleid anziehen?« fragte in diesem Augenblick Sylvia de Jongh ihren Mann und hielt still, als er ihr wieder den Oberschenkel tätschelte.
    »Natürlich. Du siehst darin hinreißend aus.«
    »Und den ganzen Rubinschmuck?«
    »Alles! Die Frau von Knut de Jongh soll ruhig zeigen, wie erfolgreich ihr Mann ist. Der Neid der anderen Damen ist für mich Balsam.«
    »Nur, weil du dich auch in dem Glanz sonnen kannst.«
    »Richtig! Ich hab's ja auch bezahlt. Und ehrlich verdient in der Schmiede. Mir hat keiner was vererbt. Alles mit eigener Hand!«
    Sie seufzte. Nun ging es wieder los, sie kannte das. Das Loblied des fleißigen Mannes, der früher einmal am Amboß stand und auf glühendes Eisen eindrosch und jetzt einen internationalen Betrieb leitete. Eine Karriere im Wirtschaftswunder nach dem Krieg. Ein Selfmademan, der sich noch immer freute, daß er Butter und Schinken auf dem Brot liegen hatte.
    Sie ist wirklich eine ungewöhnlich schöne Frau, dachte Knut de Jongh. Eine Art Märchenwesen. Und sie gehört mir! Dieses Glück ist geradezu unfaßbar. Ich werde ihr im Laufe der Reise beim Bordjuwelier ein besonders wertvolles Stück kaufen. Ich kann mir das leisten, bei dem prallen Nummernkonto in der Schweiz …
    Er beugte sich zu Sylvia und küßte sie auf Schulter und Halsbeuge. Ihr kurzes Zittern deutete er als Leidenschaft. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß es Abwehr und Abscheu sein könnten.
    Claude Ambert hatte sich bei seinen Elefanten eingerichtet.
    Man hatte ihm ein Klappbett hinuntergebracht, einen Tisch, zwei Stühle und eine Kleiderbox aus einem stoffbezogenen Metallrahmen mit Reißverschluß – und damit war der Luxus auch schon vorbei. Der II. Zahlmeister faßte es in einem Satz zusammen: »Das ist ein Ladebunker und zu sonst nichts geeignet; nur Licht haben wir hier und einen Anschluß an die Klimaanlage.«
    »Und wenn ich mal auf die Toilette muß?« fragte Ambert. Sissy und Berta standen sichtlich zufrieden herum, spielten mit dem Stroh und liebkosten ab und zu ihren

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