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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Herrn mit ihren weichen Rüsselenden.
    »Sie werden doch nicht den ganzen Tag hier unten bleiben, Herr Ambert.«
    »Aber in der Nacht!« Ambert nickte zur Tür. »Kann man nachts in die Schwimmhalle nebenan und auf die Toilette?«
    »Nein. Die wird abgeschlossen.«
    »Dann lassen Sie sie eben offen.«
    »Aus Sicherheitsgründen geht das nicht. Wenn die Schwimmhalle offen ist, muß auch der Bademeister anwesend sein. Vorschrift.«
    »Nachts schwimmt doch keiner.«
    »Haben Sie eine Ahnung! Nebenan ist die Bar. Wenn die herausbekommen, daß das Schwimmbad offen bleibt, ist der Teufel los. Dann springen die in voller Montur ins Wasser. Sie wissen doch, wie sich Besoffene benehmen. Und je reicher, um so doller. Das gibt die reinste Wasserorgie.« Der II. Zahlmeister winkte ab. »Das kriegen wir nie durch.« Er blickte auf die beiden Elefanten. Ein beißender Geruch lag in der Luft. »Die pinkeln doch auch ins Stroh.«
    In der Zahlmeisterei schien man dann aber doch einzusehen, daß ein Mensch andere Ansprüche geltend machen kann als ein Elefant. Ein Steward brachte Ambert einen verzinkten Eimer herunter, dem später aus dem Hospital ein gläsernes Uringefäß, im Fachjargon Ente genannt, folgte.
    Dr. Paterna kam nach dem Mittagessen. Er hatte seine Arzttasche bei sich, als besuche er einen Kranken auf der Kabine. Die Elefanten standen an der Wand, mit hängenden Rüsseln und angelegten Ohren, und blickten aus ihren kleinen Augen trübe in die Gegend. Claude Ambert saß auf einem Stuhl zwischen ihnen und hatte zwei große Brote zu seinen Füßen liegen. Der Seegang war etwas unruhiger geworden; oben an Deck spürte man gar nichts davon, aber hier unten war die Rollbewegung stärker.
    »Wie geht's unseren Patienten?« fragte Dr. Paterna fröhlich.
    »Miserabel. Sie sehen es ja: Die fressen nichts! Wenn die früher ein Brot sahen, war was los. Aber jetzt … Sissy hat schon ein paarmal gewürgt. Kommen wir in noch gröbere See?«
    »Das ist doch gar nichts. Wir haben Stärke zwei! Wenn wir in mexikanische Gewässer kommen, etwa bei Mazatlan, kann es bis auf fünf aufwehen.«
    »Dann gehen sie ein!« sagte Ambert dumpf. Er blickte auf die Arzttasche. »Was haben Sie mitgebracht, Herr Doktor?«
    »Soviel Tabletten, wie ich entbehren kann. Ich hoffe, in Acapulco neue zu bekommen. Für jeden Elefanten habe ich fünfundzwanzig Stück gerechnet. Das sollte reichen; es kommt ja nur darauf an, sie zu dämpfen.«
    »Und sie werden nicht vergiftet?«
    »Wenn Menschen die Tabletten vertragen, dann ein Elefant bestimmt.«
    »Sagen Sie das nicht, Doktor. Elefanten sind zarte Geschöpfe.«
    Dr. Paterna warf einen Blick auf die beiden grauen Riesen. Ihre Traurigkeit war geradezu körperlich spürbar. Am hinteren rechten Fuß angekettet, standen sie fast unbeweglich im Stroh. Nur wenn das Schiff eine leichte Schlingerbewegung machte, entwich ihren Rüsseln ein Laut wie ein tiefes Seufzen.
    »Fangen wir also an.« Dr. Paterna setzte seine Arzttasche auf den Tisch und öffnete sie. »Ich löse die Tabletten in zwei Eimern Wasser auf. Trinken sie wenigstens?«
    »Nicht mit Appetit. Wenn sie die Brote nicht anrühren, ist es wirklich ernst.«
    Ambert und Dr. Paterna versuchten es. Sie lösten in jedem Eimer fünfundzwanzig Tabletten gegen die Seekrankheit auf und hielten die Eimer dann den Elefanten hin. Berta begann sofort zu trinken und sog das Wasser durch ihren Rüssel ein, Sissy schnüffelte, nahm einen Zug und schwenkte dann den Rüssel weg.
    »Aha!« sagte Ambert. »Pardon, Sissy.« Er ging zu einer großen Tüte, schaufelte vier Eßlöffel Zucker in das Wasser und kam dann zurück. »Sissy ist eine ganz Süße!« erklärte er dem verblüfften Dr. Paterna. »Auch wenn vier Löffel kaum spürbar sind … sie sieht aber, daß Zucker ins Wasser kommt. Elefanten sind Individualisten.«
    Sissy war zufrieden. Auch sie schlürfte ihren Eimer leer, bedankte sich bei Ambert mit einem Rüsselklaps und wedelte mit den Ohren.
    »Wann wirken die Tabletten?« fragte Ambert.
    »In etwa einer Stunde. Und die Wirkung müßte mindestens zwölf Stunden anhalten.« Dr. Paterna klappte seine Arzttasche zu. »Kommen Sie mit an die frische Luft? Ihre Lunge hat's nötig.«
    Claude Ambert nickte. »Ich bin gleich wieder da!« sagte er zu seinen Elefanten. »Keine Angst, ihr Lieben. Nur noch drei Tage, dann sind wir an Land. Dann habt ihr festen Boden unter euch. Seid schön brav, meine Kleinen!«
    Sie fuhren hinauf zum Promenadendeck und setzten sich dort auf

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