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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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übertraf jeder Elefant das zulässige Gewicht. Die Treppen schienen ebenfalls unmöglich; es waren vierzehn Treppen bis zum Saal, mit Teppichen belegt und auf die Fußbreite von Menschen berechnet. Ein klobiger Elefantenfuß mußte da dauernd abrutschen.
    Kapitän Teyendorf nahm sich des Problems persönlich an. Er ließ Ambert kommen. Hoteldirektor Riemke war schon in der Kapitänssuite und trank einen Cognac zur Beruhigung. Holletitz sog nervös an einer Zigarette.
    »Ihre Elefanten, Herr Ambert, sind gestorben!« sagte Teyendorf abrupt.
    »Wieso? Ich komme doch gerade von ihnen.«
    »Sie können nicht auftreten.«
    »Aber … ich bin doch engagiert …«
    »Sie sind mir aufgenötigt worden. Und woran keiner gedacht hat, ich gebe zu, ich auch nicht, ist die enorme Größe der Elefanten. Durch die Ladeluke konnten Ihre Tierchen zwar an Bord kommen, aber innerhalb des Schiffes gibt es keine Möglichkeit, sie vom Laderaum an die Decks zu transportieren, also auch nicht in den Saal. Keine Tür ist breit und hoch genug. Die Elefanten gehen durch kein Schott. Außerdem liegen zwischen Deck C und dem Festsaal vierzehn Treppen.«
    »Und was nun?« Claude Ambert setzte sich erschüttert auf einen Stuhl.
    »In Acapulco laden wir Sie wieder aus. Seien Sie zufrieden damit, daß Sie diese Reise kostenlos machen durften.«
    Ambert trank zwei Cognac und verließ dann mit gesenktem Kopf Kapitän Teyendorf. Ein großer Mist, das Ganze! Auch bei Anne White war er nicht an das große Geld gekommen. Sie hatte ihn zwar in ihre Suite eintreten lassen, aber dann kühl gesagt: »Wir trinken noch einen Whisky zusammen, und dann verschwinden Sie.«
    »Aber Anne, Darling!« stotterte er betroffen. »Was ist denn los?«
    Sie schaute ihn mit dickem Spott um die Lippen an und winkte ab. »Du bist zwar ein Zwerg, aber ich bin nicht Schneewittchen. Geh, bevor ich einen Lachkrampf bekomme.« Dann aber schien sie doch etwas Mitleid mit dem zerknirschten Ambert zu haben und fragte ihn: »Du brauchst Geld?«
    »Ja. Zwei Elefanten können einen arm fressen, wenn man oft kein Engagement hat.«
    »Wieviel?«
    »Ich weiß nicht …« Er wagte nicht, sie anzusehen. Er kam sich vor wie eine männliche Hure, mit der man den Preis aushandelt. Bin ich denn überhaupt was anderes, dachte er bitter. Ich wollte meine Männlichkeit verkaufen, wieso geht das schief?
    »Tausend Dollar?«
    »Das … das wäre eine große Hilfe …«
    »Zieh die Schreibtischschublade auf und nimm dir die Scheine weg«, sagte sie träge und kalt. »Und dann raus mit dir!« Sie trug einen Traum von Negligé aus rosa Spitzen und sah unter ihrem Make-up wie eine voll erblühte Vierzigerin aus.
    Er ging zum Schreibtisch, nahm zehn Hundertdollarnoten von dem Geldscheinpacken und steckte sie ein. Das ganze Häufchen, durchzuckte es ihn, und ich wäre gerettet. Morgen früh um 7 Uhr legen wir in Acapulco an, die Elefanten werden als erstes ausgeladen, ein Transportwagen wartet an der Pier. Bis der Kabinensteward Anne White findet, kann es elf werden. Dann sind wir schon längst im Stall des Zirkus. Außerdem: Weshalb soll ein Verdacht auf mich fallen? Ausgerechnet auf mich, wo jeder weiß, daß ich nur bei meinen Elefanten bin? Über neunhundert Menschen sind an Bord; wie will man da einen finden, der dieser Dame den Hals zugedrückt hat?
    Er ging zur Tür, blieb dort stehen und blickte noch einmal zurück. Anne White stand an der kleinen Hausbar und goß sich einen neuen Whisky ein.
    »Adieu!« Seine Stimme klang rauh. »Du hast mir sehr geholfen.« Sie antwortete nicht, schnippte nur mit dem Finger und trank ihr Glas leer.
    Als Claude Ambert die Suite verließ, hatte er grimmig gedacht: Heute nacht! Es wird mir ein Vergnügen sein, wenn ich dir den Hals zudrücke.
    Jetzt, nach der Nachricht, daß er im Saal nicht auftreten konnte, war sein Grimm noch heftiger und sein Alibi noch sicherer. Ein Zahlmeister und zwei Stewards würden bezeugen können, daß er die letzte Nacht wieder neben seinen Elefanten auf dem Klappbett gelegen hatte. Mindestens zwanzigtausend Dollar lagen da in der Schublade, dachte er geradezu ergriffen. Und wer weiß, was sie noch im Schrank liegen hat. Aber schon zwanzigtausend wären eine solide Grundlage für ein neues Leben. Bis nachher, Anne, mein Darling! Er stieg die Treppen hinunter bis zum C-Deck, setzte sich vor seine Elefanten, ließ sich von ihren Rüsseln zärtlich tätscheln und sagte: »Meine lieben Kleinen, morgen früh sieht auch für euch die Welt

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