Promenadendeck
wenn die ersten ihren Seekoller bekommen. Beim letzten Törn hat jemand seine Frau krankenhausreif geschlagen, und neun Paare gingen scheidungswillig von Bord. Dafür hatten wir drei Verlobungen und zwei Stewards mit einem Tripper. Diesmal dauert die Fahrt noch länger als sonst. Machen wir uns auf alles gefaßt, meine Herren. Die Überraschungen werden nicht abreißen!«
4.
Völlig erschöpft hatte Claude Ambert bei seinen Elefanten geschlafen. Bis nachmittags um halb sechs Uhr hatte er bei Mrs. White ausgehalten, genauer gesagt: Eher ließ sie ihn nicht gehen. Er tappte aus ihrer Kabine mit dem Gefühl, auf Gummibeinen zu gehen und einen luftleeren Schädel zu haben. Anne dagegen war von geradezu umwerfender Vitalität, küßte, herzte und streichelte ihn immer wieder. Als sie ihm erneut den Gürtel aufschnallen wollte, nachdem es ihm endlich gelungen war, sich anzuziehen, hatte er sich gewehrt und verzweifelt gerufen: »Anne, mein Darling! Laß auch noch was für die anderen Tage übrig!«
Darling sah das ein, setzte sich kokett in all ihrer von den besten kosmetischen Chirurgen geformten Schönheit auf das Bett und betrachtete mit glänzenden Augen Claude Ambert. Ihre Brüste waren dank kosmetischer Straffungen fest und rund, die Haut an Bauch, Hüften und Oberschenkeln straff und keineswegs faltig. Sogar das schwarzlockige Dreieck wirkte ungewöhnlich groß und dicht.
»Du bist fabelhaft!« sagte Anne und ließ die Beine wippen. »Es gibt nur wenige Männer mit deiner Ausdauer. Kommt das durch den Umgang mit den Elefanten?«
»Ich weiß es nicht.« Ambert sehnte sich nach einem weichen Lager, nach Ruhe und Schlaf. Sich ausstrecken zu können, ohne von oben bis unten abgeküßt zu werden; sich auf den Rücken zu legen, ohne daß sich ein warmer, vor Lust zuckender Körper über ihn warf; einfach nur schlafen – das war ein herrlicher Gedanke. Seine Mundhöhle war trocken, er fühlte sich wie aus nasser Pappe geformt, als habe er keine Knochen mehr. »Auch … du warst fabelhaft …«, sagte er müde. Immerhin hat sie so viele Millionen, dachte er, daß sie den finanziellen Überblick verliert. Und wenn man so etwas als kleiner Dompteur anzapfen kann, muß man zunächst Opfer bringen.
»Ich bin immer fabelhaft.« ihre Stimme gurrte wie eine Taube vor einem Körnerhaufen. »Schläfst du heute nacht bei mir?«
»Ich kann es kaum erwarten.« Er starrte sie aus trüben Augen an, ging zur Tür, hob die Hand und winkte ihr zu: »Bis nachher, Darling!«
Anne nickte, wartete, bis Ambert die Kabine verlassen hatte, und legte sich dann aufs Bett zurück. »Du mieser, geldgieriger Winzling«, sagte sie verächtlich. »Den Preis bestimme noch immer ich. Und du bist nur die Hälfte wert!«
Trotzdem suchte Anne ihn beim Willkommensball im Sieben-Meere-Saal und später in den Bars. In stolzer Haltung, einer berühmten Diva gleich, rauschte sie, von einer Duftwolke umgeben, durch das Schiff und kehrte dann enttäuscht in ihre Suite zurück. Sie warf alles, was sie am Körper trug, in eine Ecke, besprühte sich mit Parfüm und legte sich nackt auf das Bett. Als es plötzlich an der Kabinentür klopfte, dachte sie: Du Idiot! Die Tür ist doch auf, drück die Klinke runter. Aber sie rief doch »Herein!« und spreizte zur Begrüßung ihre Beine.
Herein kam jedoch ein fremder Mann, gedrungen, bullig, mit einem runden Kopf und einem schwarzen Bart von Wange zu Wange. Etwas gehemmt blieb er in der Kabine stehen, – man sah ihm an, daß er seinen besten Anzug angezogen hatte. »Madame«, sagte er in einem rauhen Englisch. Sein Blick blieb an Annes gespreizten Schenkeln hängen, und sie dachte nicht daran, diese Haltung aufzugeben. »Ich heiße Jim und bin hier an Bord Mechaniker. Ich wollte …«
»Ist etwas bei mir zu reparieren?« fragte sie und drehte sich in den Hüften. Wenn jetzt noch der Elefantenlümmel kommt, dachte sie, werf ich ihn hinaus. Du lieber Himmel, wie sich bei diesem Mechaniker plötzlich die Hose beult. Komm näher, Junge, hier ans Bett. Du hast dir doch was dabei gedacht, als du zu mir hereingekommen bist.
»Reparieren?« Jim starrte noch immer wie gebannt auf Annes gespreizte Schenkel. »Madame, mir scheint, man müßte da was stopfen …«
»Na also! Worauf wartest du noch? Du siehst aus wie ein guter Arbeiter.«
Jim begann, an seinem Gürtel zu nesteln. Vor einem Jahr habe die Dame noch fünfhundert Dollar gezahlt, hatten die da unten im Mannschaftslogis gesagt. Bring sie auf siebenhundert
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