Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
traf dort auf zwei Matrosen und den 2. Bootsmann, die schon auf ihn warteten. Die Elefanten spürten genau, daß die Fahrt zu Ende ging; sie standen im Stroh, rasselten mit den Ketten und wiegten die dicken Köpfe hin und her. Ihr ungeheuer feines Gefühl reagierte auf jeden Laut.
    »Es geht gleich los, Monsieur Ambert«, sagte der 2. Bootsmann. »Wenn wir angelegt haben, wird als erstes für Sie die große Ladeluke geöffnet.«
    »Gott sei Dank hat diese Fahrt ein Ende!« Claude Ambert stellte sich zwischen seine Elefanten. »Alles umsonst! Mit der Bahn würde ich längst in Acapulco sein, ohne daß meine Kleinen seekrank geworden wären. Das war unsere erste und letzte Seefahrt, das schwöre ich!«
    Um sechs Uhr und zweiundzwanzig Minuten verließen die Elefanten und Claude Ambert die Atlantis. Mit sprachlosem Erstaunen sahen die Passagiere, soweit sie schon an der Reling standen, um das Anlegemanöver zu fotografieren und zu filmen, daß man an Bord Elefanten gehabt hatte. Über eine improvisierte Holzrampe stapften die grauen Riesen an Land. Das Gepäck und die Kostümkisten trugen die zwei Matrosen auf den Kai. Dort wartete schon ein Gabelstapler und wuchtete die Sachen auf eine Transportplattform.
    Claude Ambert drehte sich um, sobald seine Elefanten an Land waren, und grüßte hinauf zu Teyendorf. Der Kapitän grüßte zurück und winkte ihm sogar zu. Dann verschwand er, um für die in ein paar Minuten an Bord kommenden Beamten der Hafenbehörde bereit zu sein. Auch die Paßkontrolleure der Einwanderungsbehörde warteten; denn jeder Landausflug der Passagiere ist eine Art Einwanderung. In jeden Paß gehört deshalb ein Stempel, außerdem bleibt jedes dieser Personaldokumente an Bord in Verwahrung der Zahlmeisterei. Es kann also keiner von Bord verschwinden und in Mexiko untertauchen.
    Gemütlich ging Ambert mit seinen beiden Elefanten hinter dem Gabelstapler her zum Zoll und zum Hafenausgang. Und wie erwartet, trompeteten die Elefanten ohrenbetäubend. Amberts Paß und die Artistenpapiere waren in Ordnung, das Impfzeugnis stimmte. Die Bestätigung des Auftritts in Acapulco, die Erlaubnis des Innenministeriums – alles war ordnungsgemäß. Viel Glück, camaradas! Sind ja schöne Tiere, deine grauen Biester …
    Tief atmend durchschritt Ambert mit seinen Elefanten das Tor nach Mexiko. Er blickte nicht mehr zum Schiff zurück, aber er dachte an den bärtigen Mann, der jetzt bestimmt aufgewacht war und sah, daß er neben einer Toten geschlafen hatte. Was würde er jetzt tun? Sich wegschleichen? Unmöglich! Auf allen Gängen war jetzt Betrieb, der Fluchtweg abgeschnitten.
    Und wie war es am vergangenen Abend Hans Fehringer ergangen? Die Attraktionen des bunten Programms auf der Bühne des Sieben-Meere-Saals interessierten ihn wenig. Als Sylvia de Jongh sich vom Tisch erhob, ihren Mann allein ließ und kurz aus dem Saal ging, kam sie an Fehringers Tisch vorbei und flüsterte: »In spätestens einer halben Stunde!« Er nickte kurz. Auf der Bühne trat gerade ein Zauberer auf und holte einer verlegen grinsenden Passagierin Golfbälle aus der Nase. Mitglieder eines Golfklubs, die als Passagiere an Bord waren, applaudierten frenetisch.
    Hans Fehringer stand erst auf, als Sylvia zurückkam und sich wieder zu ihrem Mann setzte. Auf der Bühne begannen soeben Kammersänger Rieti und Kammersängerin Reilingen ihr großes Duett aus Madame Butterfly. Knut de Jongh gähnte laut und goß Whisky in sich hinein. Es war nun abzusehen, wann Sylvia ihn abschleppen würde. Geräuschlos entfernte sich Hans, begleitet von bösen Blicken. Rieti und die Reilingen sangen wirklich hervorragend. Es war ein Erlebnis, sie zu hören. Holletitz freute sich; die ausgefallene Elefantennummer hätte auch nicht besser sein können.
    In der Kabine saß Herbert Fehringer schon auf dem Bett und wartete. »Wo bleibst du denn?« knurrte er seinen Bruder an. »Hat sie keine Lust?«
    »In einer halben Stunde ist sie da. Hau ab, Bruderherz. Du kannst nachher vom Fisherman's Club noch einmal in den Saal gehen, damit dich jeder sieht und mich keiner vermißt. Und vor vier Uhr morgens laß dich hier nicht blicken! Du kommst wirklich nur rein, wenn das Schild ›Bitte nicht stören!‹ nicht mehr an der Klinke hängt.«
    »Das hast du nun schon viermal gesagt. Viel Spaß, Brüderchen.«
    »Danke, du Halbstunden-Ältester.«
    Herbert Fehringer verließ die Kabine und fuhr hinunter zum Fisherman's Club. Hier traf er auf die beiden Schwulen Jens van Bonnerveen

Weitere Kostenlose Bücher