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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kreis der Verdächtigen einbeziehen. Natürlich mit der größten Zurückhaltung und Diskretion.«
    Die zwei Vorführstunden erbrachten nichts Wesentliches: Keiner der an der Kamera Vorbeimarschierenden zeigte auch nur eine Andeutung von Angst im Gesicht. Nur Neugier, Staunen oder gar Humor. Für viele war dieser Fernsehauftritt ein regelrechter Spaß.
    »Zunächst also eine Pleite!« faßte Kapitän Teyendorf das Ergebnis der ersten Gesichterkontrolle zusammen. »Wenn es nun bei dem anderen Teil der Mannschaft genauso wird?«
    »Dann nehme ich die neun Passagiere unter die Lupe. Aber ich glaube nicht, daß es nötig sein wird, ich habe das Gefühl, daß wir bei der Mannschaft fündig werden. Bis Valparaiso ist noch viel Zeit.«
    »Das sagen Sie!« Teyendorf erhob sich. »Wir befinden uns in einer sehr unangenehmen Lage, meine Herren, um nicht direkt zu sagen: in einer Scheißlage!«
    Es war das erstemal, daß die Offiziere ihren Kapitän so sprechen hörten.
    Barbara Steinberg, die hübsche Friseurmeisterin aus Bochum, war glücklich: Ihr großer Schwarm, der Schiffsarzt Dr. Mario Paterna, hatte sie zum Folklore- und Tanzabend in den Sieben-Meere-Saal eingeladen. In einem schlichten weißen Kleid erschien sie, das aber so raffiniert geschnitten war, daß Dr. Paterna sich wieder fragte: Wie ist das möglich? Wie ist sie wirklich? Spielt sie nur die Naive, die für diese Reise jahrelang gespart hat – oder ist sie es tatsächlich?
    Er machte eine kleine Probe: Beim Tanzen zog er sie ganz eng an sich, spürte aber sofort das Anspannen ihrer Muskeln; eine Verkrampfung, die ihren Körper steif werden ließ. Ein kleines Luderchen, das auf Abenteuer ausgeht, würde anders reagieren.
    »Trotz Klimaanlage ist es ziemlich heiß hier«, sagte er, nachdem die Tanzrunde beendet war. »Gehen wir ein wenig an Deck? Aufs Promenadendeck? Draußen ist eine herrliche Nacht. Ein Sternenhimmel, als träume man ihn. Und dazu ein leichter warmer Wind von den Bergen her. Und dann das Lichtermeer von Acapulco … Sie sollten so etwas nicht versäumen. Gehen wir?«
    Sie nickte, immer noch ein wenig verkrampft, und folgte Dr. Paterna zum Lift. Als sie hinaustraten auf das Promenadendeck und vor sich das leuchtende Acapulco und über sich den weiten, glitzernden Sternenhimmel sahen, gingen sie noch ein paar Schritte und lehnten sich dann an die Reling.
    »Es ist wie ein Zauber«, sagte Barbara leise, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatte. »Wie schön ist unsere Erde …«
    »Sie werden noch viel sehen, was Ihnen das Herz weitet. Den Panamakanal. Die San-Blas-Inseln mit den Cuna-Indianern. Guayaquil, die in den Urwald hineingebaute Stadt mit einem wunderbaren Marmorfriedhof, dem schönsten der Welt. Cuzco, die ehemalige Hauptstadt der Inkas. Machu Picchu, die verlorene Stadt der Inkas inmitten eines von Urwald überwucherten Felsmassivs. Und vieles, vieles mehr.« Er legte den Arm um ihre Schulter, und wieder spürte er sofort ihre Verkrampfung. »Wenn es möglich ist, werde ich Sie überallhin begleiten – falls Sie das wollen. Nach Cuzco und Machu Picchu bestimmt; da muß ich als Arzt mitfliegen, wegen der extremen Höhe. 3.500 Meter hoch, ich erlebe es jedesmal, daß einige Passagiere da einen Höhenkoller bekommen, weil die Luft zu dünn ist.«
    »Wird mir das auch so gehen?«
    »Das weiß man nie vorher.«
    »Ich bin kerngesund.«
    Sie blickte wieder hinauf in den Sternenhimmel und schrak zusammen, als sie hinter sich Schritte auf Deck hörte. Ein anderes Paar ging an ihnen vorbei und setzte sich dann auf eine der weißen Kunststoffbänke, die entlang der Bordwand zwischen den Fenstern der Sonnendeck-Kabinen angebracht waren. Der junge Mann in weißer Hose und blauem Blazer schien sehr verlegen und stand plötzlich auf.
    Sieh an, dachte Dr. Paterna, wer hätte das gedacht. Der Homopartner von Jens van Bonnerveen bricht aus! Da bahnt sich wieder eine untergründige Tragödie an.
    Der junge Mann kam auf Dr. Paterna zu und räusperte sich. »Kann ich Sie einen Augenblick allein sprechen, Herr Doktor?« fragte er. Seine Stimme verriet eine große innere Spannung. Paterna nickte.
    »Sie entschuldigen mich, Barbara«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.«
    Er trat mit dem verlegenen jungen Mann etwas abseits an die Bordwand und war somit außer Hörweite.
    »Haben Sie irgendwelche Beschwerden?«
    »Mein Name ist Grashorn. Eduard Grashorn.« Der junge Mann stockte wieder. »Bevor ich weiterspreche, Herr Doktor … ich muß Ihnen etwas

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