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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichzeitigen leisen Aufschrei auf das Bett, noch immer ineinander verklammert, und starrten dann auf den schnarchenden Knut de Jongh, dessen Kopf jetzt ganz nahe vor ihnen lag. Schweißüberströmt lösten sie sich voneinander.
    »Wir sind total wahnsinnig«, sagte Sylvia. Ihr Atem flog und rasselte vor Erregung. »Hans, Liebling … uns kann keiner mehr retten …«
    »Keiner!« Er lag auf dem Rücken und zuckte zusammen, als sich ihre Hand zärtlich auf seinen Unterleib legte.
    »Was wird aus Knut?«
    »Ich werde mit ihm sprechen.«
    »Mit zwei Fausthieben schlägt er dich in den Boden wie einen angespitzten Pfahl. Du weißt gar nicht, wie stark er ist. Den schwersten Schmiedehammer hat er geschwungen, als sei er aus Pappe. Mit ihm sprechen … ausgeschlossen! Wenn wir wieder zu Hause sind, laufe ich ihm einfach weg. Hinterherlaufen wird er nicht, dazu ist er zu stolz. Aber wenn jemand vor ihm steht und ihm seine Frau wegnehmen will, dann schlägt er zu. Ja, ich laufe weg. Ich habe genug Geld, um zu dir nach Amerika zu kommen. Ich habe ein eigenes Bankkonto, den vielen Schmuck … gar kein Problem!«
    Das Problem wird Brüderchen Hans sein, dachte Herbert Fehringer. Ein unlösbares Problem. Wir werden ein paar herrliche Wochen miteinander haben, Sylvia, und dann fliegt ihr von Sydney zurück nach Deutschland, und wir werden uns nie wiedersehen. Hoffentlich denkt Hans auch so. Hier liegt die große Gefahr für uns alle! Und ich kann es ihm nicht einmal übelnehmen, denn Sylvia ist eine Frau, an der man hängenbleibt, um es ganz profan zu sagen. Eine Frau, die einen Mann aufsaugt. Noch einmal kamen sie zueinander, wild und hemmungslos. Als sie dann noch gemeinsam geduscht hatten, zog sich Herbert Fehringer wieder an und schlüpfte aus der Kabine auf den Gang. Er war leer. Die ersten Passagiere sah er erst wieder, als er ins Treppenhaus kam. Er stieg die Treppe hinauf, betrat die Atlantis-Bar, bestellte sich ein Bier, stürzte es in fast einem Zug hinunter und sagte atemlos zum Barsteward: »Hu, das tat gut! Ich war wie ausgedörrt.«
    »Die Seeluft, mein Herr.«
    »Das ist es! Noch ein Pils und einen Doppelkorn dazu …«
    Am Morgen wachte Knut de Jongh auf, mit einem Kopf voller Blei und zentnerschweren Gliedern. Neben ihm schlief, einem Engel gleich in ihrem Spitzennachthemd, seine Frau. Er küßte sie tapsig auf die Augen und ließ sich dann zurückfallen.
    »Was ist?« fragte sie schläfrig und drehte den Kopf zu ihm.
    »Das möchte ich wissen. Was war eigentlich gestern abend los? Plötzlich war ich weg …«
    »Deine doppelten und dreifachen Whiskys!« Sie drehte sich auf den Rücken und starrte gegen die Kabinendecke. »Du bist wieder drin in deiner verdammten Sauftour! Es ist schlimm mit dir. Ich schäme mich so.«
    Schuldbewußt schwieg er und nahm sich vor, ihr für diesen Abend beim Bordjuwelier etwas besonders Schönes und Wertvolles zu kaufen – zur Entschuldigung und als Entschädigung.
    Nach dem Abendessen, bei dem das Ehepaar Schwarme schon appetitlos in den Speisen herumstocherte, hielt es sie nicht lange im Speisesaal. Auch an dem Folklore- und Tanzabend im Sieben-Meere-Saal hatten sie kein Interesse mehr, obwohl Erna Schwarme sich mit François de Angeli verabredet und auf seine Umarmung beim Tanzen gefreut hatte. Sie dachten nur noch an den gestohlenen Schmuck.
    Auf dem Weg zu ihrer Kabine kam ihnen Hoteldirektor Riemke entgegen. »Gut, daß ich Sie hier treffe«, sagte er. »Der Kapitän möchte Sie über den Stand der Dinge unterrichten.«
    »Hat man den Dieb?«
    »Noch nicht.«
    »Was heißt hier noch! Wird man ihn überhaupt finden?«
    »Darüber möchte der Kapitän selbst mit Ihnen sprechen.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    In der Kapitänswohnung erwartete Teyendorf das Ehepaar Schwarme. Er hatte einen sehr guten weißen Loirewein und zwei Schalen mit gemischtem Salzgebäck bereitgestellt, was Dr. Schwarme verdächtig vorkam. So wurde er als Anwalt meistens von seinen Klienten in deren Haus empfangen, wenn sie sich schuldig fühlten, er sie aber vor Gericht als Unschuldige herauspauken sollte.
    »Ich hörte schon von Herrn Riemke: Nichts!« nahm Dr. Schwarme den Kampf auf.
    »Das will ich nicht so kraß sagen …«
    »Mein schöner Schmuck«, flüsterte Erna, drückte ein Taschentuch an ihre Augen und setzte sich auf die Polsterbank in der Sitzecke.
    »Wir wissen jedenfalls jetzt, daß es ein Profi war; ein Berufsgauner mit Erfahrung.«
    »Beruhigend!« Dr. Schwarme lächelte ironisch.

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