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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie schwarze Panther oder eben Elefanten.
    In seinem Hotelzimmer, dessen einzige Schönheit ein Balkon war, von dem aus man die ganze Stadt übersehen konnte – ein wirklicher Postkarten-Anblick! –, hatte Claude Ambert Kassensturz gemacht. Auf einem Tisch vor sich stapelte er die Dollarscheine und zählte sie durch; ein berauschendes Gefühl für einen Menschen, der sonst eine Einhundert-Dollar-Note dankbar küßte, wenn er sie je besaß. Schein um Schein glitt durch seine immer stärker zitternden Finger, und als er den Haufen von links nach rechts gezählt hatte, wußte er, daß er genau 63.450 Dollar in Anne Whites Schublade gefunden hatte. Er faltete die Hände vor der Brust, lehnte sich zurück und starrte an die vom ständigen Tabakqualm bräunlich gewordene Gipsdecke. 63.450 Dollar! Damit konnte man etwas anfangen. Mit sechsunddreißig Jahren ist man noch nicht zu alt, um etwas Neues zu beginnen. Da hängen, bei vernünftiger Lebensweise und wenn kein Unglück geschieht, noch gut vierzig Jahre Leben dran. Vierzig Jahre ohne Sorgen, wenn man es richtig anstellt und das Geld sich vermehren läßt.
    Als erstes würde er sich von den Elefanten trennen. Es tat ihm im Herzen leid, Sissy und Berta zu verlassen, aber es war kaum möglich, ein neues Leben anzufangen mit zwei großen Elefanten an der Seite. Sein Dompteurdasein war beendet. Selbstverständlich würde er noch seinen Vertrag mit dem Zirkus erfüllen und zwei Wochen lang mit Sissy und Berta auftreten, aber dann war der Weg frei in ein besseres Leben.
    An diesem Nachmittag telefonierte er nacheinander mit den Zoos von Mexiko City, Guadalajara, Puebla und Ciudad Juarez und bot seine Elefanten zum Verkauf an. Er schilderte mit bewegenden Worten ihre Künste, ihre Treue, ihre Sanftmut, ihre Stärke und Gesundheit. Leider fand er bei den Zoodirektoren wenig Gegenliebe.
    Man hatte Elefanten genug in den Zoos, und auch, daß Amberts Tiere eine Reihe Kunststückchen beherrschten, konnte die Zooleute nicht dazu bewegen, Sissy und Berta zu erwerben. Selbst, als Ambert mit großem inneren Schmerz seine Lieblinge als Geschenk anbot, lehnten die Zoodirektoren ab. Zwei ausgewachsene und verwöhnte Elefanten fressen in der Woche Tausende von Pesos weg. Mit den Exemplaren, die man im Zoo bereits ausstellte, war man voll ausgelastet.
    »Ich kann sie doch nicht erschießen!« schrie Ambert ins Telefon, als auch der Direktor von Ciudad Juarez höflich ablehnte. »Sie sind mir ans Herz gewachsen!«
    »Wenn dem so ist«, antwortete der Direktor etwas spöttisch, »dann müssen Sie die Herzenslast eben weiter tragen …«
    Nach diesen Gesprächen saß Claude Ambert ziemlich deprimiert auf dem Balkon seines Hotelzimmers und blickte über die von hier aus herrlich anzusehende Stadt. Den Gedanken, Sissy und Berta einfach im Stall des Zirkus stehenzulassen und sich aus dem Staub zu machen, verwarf er schnell wieder, eben weil sein Herz an den beiden grauen Riesen hing. Sie hatten ihm treu gedient, hatten ihn mit ihren Kunststücken über Wasser gehalten. Zum Essen und Trinken hatte es für alle drei gerade so gereicht. Es wäre eine niederträchtige Gemeinheit gewesen, die Elefanten jetzt einfach einem ungewissen Schicksal zu überlassen. Es schien verrückt, aber es war so: Claude Ambert, dem kaltblütigen Mörder der Anne White, stiegen Tränen in die Augen, wenn er sich vorstellte, wie Sissy und Berta voll Sehnsucht nach ihm trompeten würden und nichts mehr fraßen aus lauter Kummer.
    Den ganzen Tag bis zur Abenddämmerung saß er trübsinnig auf dem Balkon und wußte keinen Ausweg. Er wußte nur eins: Das alte Leben mußte für immer zurückbleiben, und dazu gehörten die Elefanten. Als der Himmel sich golden färbte, ging er ins Zimmer zurück, zog sich um und wanderte den Berghang hinunter in die Stadt zum Zirkus. In der winzigen Garderobe legte er sein Kostüm an – das Gewand eines indischen Maharadschas –, stülpte den Turban über seine Haare und betrat dann den Stall. Sissy und Berta begrüßten ihn mit lautem Kettenrasseln und ohrenbetäubendem Geblase.
    »Meine Süßen!« sagte Ambert bedrückt und tätschelte die zu ihm tastenden Rüssel. »Was mache ich bloß mit euch? Keiner will euch haben. Die Menschen sind herzlos, sage ich euch. Auch ich bin ein Egoist, ich will euch loswerden, ich beginne ein anderes Leben. Aber ich werde vorher dafür sorgen, daß es euch bis zu eurem Lebensende gutgeht, wenn ich auch noch nicht weiß wie.«
    Nach dem Mittagessen der 2.

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