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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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starrte das Gesicht von Jim an. »Halten Sie Jim für fähig, einen Mord zu begehen?«
    »Einen – was? Nie und nimmer!« Wurzers Stimme hob sich etwas. »Wer so etwas denkt, hat 'ne Macke. Der kennt Jim nicht. Verzeihung, Herr Kapitän … aber mit mir geht der Zorn durch. Wen und wann und wo soll Jim gemordet haben?«
    »Wen? Mrs. White. Wann? Vorgestern nacht. Und wo? Hier an Bord.«
    »Unmöglich! Jim war frühmorgens im Maschinenraum und hatte dann Landgang bis heute morgen.«
    »Und in der Nacht vorher?«
    »Lag er im Bett, nehme ich an.«
    »Nehmen Sie an, Chief! Darum geht es uns: Lag er in seinem Bett oder in dem von Mrs. White? Und hat er sie anschließend umgebracht?« – »Warum denn?«
    »Weil eine Menge Dollars lockte, deren Höhe wir nicht kennen. Es muß sich aber nach unseren Begriffen um ein Vermögen handeln. Schmuck wurde nicht gestohlen, der lag noch in der Suite. Nur das Bargeld fehlte. Es jetzt bei Jim zu suchen, wäre sinnlos. Erstens kann er es nicht in seiner Kabine verstecken, denn er wohnt ja nicht allein. Zweitens gibt es gerade für ihn, der jeden Winkel des Schiffes kennt, genug andere, sichere Verstecke. Und drittens haben wir nichts in der Hand; es ist nur ein Verdacht.« Teyendorf zeigte auf das Fernsehbild: »Sehen Sie sich mal das Gesicht von ihm an, Chief.«
    »Jim hatte 'ne unruhige Nacht. Na und? Außerdem hat er einen wirklich schönen Bart …«
    »Solche schwarzen Barthaare wurden im Bett der ermordeten Mrs. White gefunden«, entgegnete Dabrowski ruhig. »Das ist natürlich kein Beweis gegen Jim, aber er ist der einzige bei dieser Mannschaftsparade, der ängstlich in die Kamera geschaut hat. Sein Gesicht drückt aus, daß er etwas zu verbergen hat.«
    »Wenn's um einen Bart geht – ich trage auch einen!« sagte Chief Wurzer angriffslustig.
    Dabrowski ließ nicht locker: »Stimmt. Sie kommen auch noch dran, Herr Wurzer.«
    »Das ist eine Unverschämtheit!« Chief Wurzer sah Teyendorf beleidigt an. »Herr Kapitän, wer ist dieser Mann überhaupt? Ich fühle mich als Offizier der Atlantis unberechtigt angegriffen.«
    »Ich nehme es zur Kenntnis, Chief.« Die Stimme des Kapitäns war seltsam gelassen. »Aber blasen Sie das nicht auf wie einen Ball. Auch alle bärtigen Passagiere sind zunächst verdächtig. Es geht um einen Mord; da sollten wir alle, mich eingeschlossen, ganz brav sein und keinen Rummel machen.« Teyendorf erhob sich. Die anderen Herren folgten ihm. »Was nun, Herr Dabrowski?«
    »Wir werden Jim verhören, Herr Kapitän.«
    »Ohne Beweise?«
    »Wir tun einfach so, als hätten wir welche. Und ich gehe sogar so weit zu behaupten, daß sich Beweise finden. Hier auf dem Schiff sind einige hundert Augen. Es wird einen Augenzeugen geben. Ich wette darum!«
    »Einen Mordzeugen?«
    »Aber nein! Jemanden, der Jim in oder aus der Kabine hat schleichen sehen, falls wirklich er es war, der bei Mrs. White im Bett gelegen hat. Auf einem Schiff bleibt nichts geheim; ich habe das jedenfalls noch nie erlebt.«
    Das Verhör von Jim fand in der Kantine statt. Chief Wurzer kaute am Stiel seiner Pfeife herum, als der Mechaniker hereinkam, langsam, um sich blickend wie ein sicherndes Tier, mit einem Zucken in den Augenwinkeln. Der Anblick seines Kapitäns schien ihn völlig zu verstören. Er nahm auf einem Stuhl Platz, den der Chief ihm anwies, und klemmte die Hände zwischen die Knie. Sein Blick irrte von Mann zu Mann, seine Lippen waren zusammengekniffen. Dabrowski ging langsam um ihn herum, was Jim offensichtlich unruhig werden ließ.
    »Ich bin Ewald Dabrowski«, sagte er, als er wieder vor ihm stand. »Von Beruf Detektiv. Und Sie sind Jim Hendriksen, Mechaniker an Bord der Atlantis. Der Chief hat Ihnen das beste Zeugnis ausgestellt, Jim. Wir alle glauben es. Trotzdem ist da ein dunkler Punkt in Ihrem Leben. Wollen Sie darüber sprechen?«
    »Ich … ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr …«
    »… Dabrowski. – Denken Sie mal nach! Nicht so weit in die Vergangenheit, mehr in die Gegenwart. Präzise: Vorgestern in der Nacht. Was war da?«
    »Da lag ich mit 'n Arsch in der Koje …«
    »Kann das Mario, Ihr Zimmergefährte, bezeugen?«
    »Nein. Er hatte ja Dienst beim Mitternachtsbuffet und dann in der Bar. Er muß in unsere Kabine gekommen sein, als ich schon längst wieder im Maschinenraum war.«
    »Es gibt also keinen Zeugen?«
    »Dafür … nein.«
    »Was sagen Sie, wenn wir Ihnen verraten: Es hat sich ein Zeuge gemeldet, der Sie aus der Suite von Mrs. White schleichen

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